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Ägypten zieht rote Linien – und Hamas behält die Waffen


Während im Westen über eine Entwaffnung der Hamas durch eine internationale Truppe spekuliert wird, widerspricht Kairo deutlich. Ägyptische Stellen stellen klar: Niemand wird Hamas die Waffen abnehmen. Stattdessen ist von Einfrieren, Beobachten und jahrelanger Übergangsverwaltung die Rede. Für Israel wirft das zentrale Fragen nach Sicherheit und Glaubwürdigkeit des gesamten Prozesses auf.

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Hinter den Kulissen der Verhandlungen über die nächsten Phasen des Gaza-Abkommens entsteht ein Bild, das deutlich nüchterner ist als viele internationale Erwartungen. Entgegen kursierender Annahmen soll ein möglicher internationaler oder multinationaler Einsatz in Gaza nicht für die Entwaffnung der Hamas zuständig sein. Diese Botschaft kommt nicht aus Jerusalem, sondern aus Kairo – und sie ist unmissverständlich.

Ägyptische Quellen, die in die Gespräche mit den Vereinigten Staaten eingebunden sind, stellen klar: Die Idee, eine internationale Truppe könne der Hamas ihre Waffen abnehmen, sei eine unbegründete Annahme. Weder politisch noch praktisch sei ein solcher Schritt vorgesehen. Stattdessen werde über ein palästinensisches Mechanismusmodell gesprochen, das Waffen sammelt, lagert oder „einfriert“, ohne sie tatsächlich zu vernichten.

Einfrieren statt Entwaffnen

Aus israelischer Sicht ist dieser Unterschied entscheidend. Entwaffnung bedeutet den Verlust militärischer Fähigkeit. Einfrieren bedeutet lediglich Aufschub. Nach ägyptischen Angaben kursieren Vorschläge, die Waffen der Hamas für fünf bis zehn Jahre unter Aufsicht zu stellen. Wer diese Aufsicht ausübt, wie sie kontrolliert wird und was nach Ablauf der Frist geschieht, bleibt offen.

Auch die vielfach zitierte sogenannte Trump-Initiative liefert hier keine Klarheit. Zwar wird in ihr von Waffenverzicht und langfristiger Ruhe gesprochen, doch weder ein ausführender Akteur noch ein verbindlicher Durchsetzungsmechanismus werden benannt. Selbst ägyptische Vertreter betonen, dass das Dokument bewusst vage formuliert sei und eher politische Absicht als operativen Plan darstelle.

Für Israel bedeutet das: Hamas würde politisch überleben, organisatorisch bestehen bleiben und militärisch nicht dauerhaft neutralisiert.

Phase zwei als politischer Wendepunkt

Ägyptische Offizielle geben sich zugleich überzeugt, dass die zweite Phase des Abkommens im Januar beginnen soll. In dieser Phase würden erstmals internationale Elemente in Gaza präsent sein – Beobachter, Koordinationszentren, möglicherweise auch eine Form von Stabilisierungskraft. Doch auch hier gilt: nicht als Entwaffner, sondern als Begleiter eines Übergangs.

Aus ägyptischer Perspektive soll damit eine neue Realität geschaffen werden, in der militärische Eskalation schwieriger wird. Aus israelischer Sicht bleibt die entscheidende Frage unbeantwortet: Was geschieht, wenn Hamas diese Zeit nutzt, um sich im Verborgenen neu zu organisieren, Wissen zu konservieren und politische Kontrolle zu sichern.

Sicherheit ohne Durchsetzung?

Besonders problematisch ist der implizite Grundgedanke vieler Vermittler: dass Abschreckung und internationale Präsenz ausreichen könnten, um eine Terrororganisation langfristig von Gewalt abzuhalten. Die Erfahrung der letzten Jahre spricht dagegen. Hamas hat wiederholt Phasen relativer Ruhe genutzt, um Waffen zu entwickeln, Tunnel zu bauen und Kräfte zu bündeln.

Dass Kairo nun explizit klarstellt, dass keine internationale Macht Hamas entwaffnen wird, bestätigt diese Sorge. Es entsteht ein Modell, das Stabilität simuliert, ohne die strukturelle Bedrohung zu beseitigen.

Ägyptens eigene Interessen

Ägypten argumentiert aus seiner eigenen sicherheitspolitischen Logik. Die Präsenz in Sinai, die Rolle als Vermittler und das Interesse an regionaler Stabilität stehen im Vordergrund. Gleichzeitig will Kairo vermeiden, selbst in eine direkte Konfrontation mit Hamas hineingezogen zu werden oder als Vollstrecker israelischer Sicherheitsinteressen zu erscheinen.

Diese Position mag aus ägyptischer Sicht konsistent sein. Für Israel jedoch verschärft sie das strategische Dilemma. Ein Abkommen, das Hamas politisch integriert, militärisch aber nicht entmachtet, verschiebt das Problem in die Zukunft – ohne Garantie, dass diese Zukunft ruhiger wird.

Fazit: Ruhe ohne Lösung

Die ägyptische Klarstellung ist ernüchternd, aber notwendig. Sie beendet Illusionen über eine einfache internationale Lösung der Hamas-Frage. Gleichzeitig macht sie deutlich, wie groß die Kluft zwischen diplomatischer Sprache und sicherheitspolitischer Realität ist.

Für Israel bleibt damit eine unbequeme Erkenntnis: Ohne tatsächliche Entwaffnung bleibt Hamas ein Faktor. Ein eingefrorener Konflikt ist kein gelöster Konflikt. Und eine Waffenruhe ohne Durchsetzung ist kein Ersatz für Sicherheit.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Montag, 22. Dezember 2025

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