Israel zeigt Bereitschaft zum Austausch – USA zögern: Der zermürbende Poker um das Leben von Elizabeth Tsurkov
Während die USA eine rote Linie ziehen, signalisiert Israel Kompromissbereitschaft. Doch der Preis für die Geisel Elizabeth Tsurkov ist hoch – und birgt politische Sprengkraft.

Seit fast zwei Jahren befindet sich die israelisch-amerikanische Politikwissenschaftlerin Elizabeth Tsurkov in den Händen einer schiitischen Miliz im Irak. Ihr Schicksal ist ein dunkler Spiegel internationaler Machtpolitik – und ein Testfall für das moralische Selbstverständnis der beteiligten Staaten. Nun berichtet die Washington Post von indirekten Gesprächen zwischen den USA, dem Iran und der Terrorgruppe „Hisbollah Irak“. Das Ziel: ein möglicher Gefangenenaustausch, der Tsurkov das Leben retten könnte. Doch während Israel sich pragmatisch zeigt, blockieren die USA aus Prinzip – mit fatalen Konsequenzen.
Der stille Krieg hinter verschlossenen Türen
Vor rund einem Monat reiste ein hochrangiger amerikanischer Regierungsvertreter gemeinsam mit ehemaligen Diplomaten nach Bagdad. Nicht öffentlich, nicht offiziell – doch mit einer klaren Mission: Möglichkeiten ausloten, mit dem Iran und dessen irakischen Handlangern zu verhandeln. Denn die Bewacher Tsurkovs gehören zu den pro-iranischen "Kataib Hisbollah", einer brutalen, radikalisierten Miliz, die längst mehr ist als nur ein Werkzeug Teherans.
Dass die USA überhaupt Gespräche führen, ist ein Novum. Lange Zeit galt Tsurkovs Fall als politisch zu heikel, als persönlich nicht gewinnbar genug. Nun, unter der neuen Trump-Administration, scheint sich der Wind zu drehen – zumindest formal. Doch echte Bewegung? Fehlanzeige. Denn Washington weigert sich bislang, einer zentralen Forderung der Entführer nachzugeben: der Freilassung des Iraners Mohammad Ali Reza. Dieser sitzt in einem irakischen Gefängnis – wegen der Ermordung des amerikanischen Entwicklungshelfers Stephen Troell. Dass ausgerechnet dieser Mann Teil eines Deals werden soll, ist für viele in den USA unvorstellbar. Ein moralisches Dilemma. Und eine diplomatische Sackgasse.
Israel ist bereit – aber zu welchem Preis?
Anders die israelische Haltung. Zwar äußert sich Jerusalem offiziell nicht, doch laut dem Bericht der Washington Post signalisiert Israel eine gewisse Flexibilität. Im Raum steht die Freilassung von sieben libanesischen Häftlingen – mutmaßlich Hisbollah-Mitglieder – die während des letzten Kriegs zwischen Israel und der Terrororganisation festgesetzt wurden. Ein hoher Preis, ohne Zweifel. Doch für Israel ist Tsurkov mehr als nur eine Staatsbürgerin. Sie ist ein Symbol – für akademische Freiheit, für zivilgesellschaftliches Engagement, für Mut. Und für das Versagen, eigene Bürger im Ausland zu schützen.
Die USA – hart, aber herzlos?
Für Tsurkovs Familie ist die Haltung der USA eine bittere Enttäuschung. Ihre Schwester Emma äußerte sich bereits im März offen über ihre Frustration. Die Regierung unter Biden sei zwar „freundlich und empathisch“ gewesen, doch letztlich zögerlich, ohne echten politischen Druck. „Heute ist alles anders“, sagte sie damals. „Die neue Regierung ist bereit zu handeln.“ Doch auch mit dem neuen Ton aus Washington bleibt die amerikanische Linie klar: Kein Deal, wenn er das Prinzip der Gerechtigkeit verletzt. Dass dabei ein Menschenleben auf dem Spiel steht – und eine US-Staatsbürgerin im Ausland unter menschenunwürdigen Bedingungen leidet – scheint zweitrangig.
Adam Boehler, Sondergesandter von Präsident Trump für Geiselnahmen, wurde noch deutlicher. Im Februar sagte er offen: Sollte Tsurkov nicht bald freikommen, müsse der irakische Premierminister entlassen werden. „Er hat dem vorherigen US-Präsidenten leere Versprechen gemacht – aber nun ist Trump zurück“, so Boehler. Eine unverhohlene Drohung, die die neue Härte der Trump-Regierung gegenüber Bagdad unterstreicht.
Kein Ende in Sicht
Während die diplomatischen Verhandlungen weiter ins Leere laufen, mehren sich in Israel Sorgen um den Gesundheitszustand Tsurkovs. Öffentlich zugängliche Bilder oder Lebenszeichen gibt es kaum. Nur ein verschwommenes Video, das sie angeblich zeigen soll – hungrig, müde, sichtlich erschöpft. Die Zeit arbeitet gegen sie. Jeder Tag in Gefangenschaft ist ein Tag zu viel. Doch die Fronten zwischen den Mächten, die über ihr Leben entscheiden, scheinen sich zu verhärten statt zu lösen.
Israel bleibt – wieder einmal – der Staat, der bereit ist, einen hohen Preis für das Leben eines einzigen Menschen zu zahlen. Die USA dagegen demonstrieren Prinzipientreue – doch um welchen Preis? Das zögerliche Ringen in Washington könnte am Ende nicht nur Tsurkovs Leben kosten, sondern auch die moralische Glaubwürdigkeit einer Supermacht erschüttern, die einst versprach, niemanden zurückzulassen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Artikel veröffentlicht am: Samstag, 31. Mai 2025