Die Terrorakademie von ISIS – wo die Täter von Sydney vorbereitet wurden
Der Anschlag auf die Chanukka-Feier am Bondi Beach führt weit über Australien hinaus. Spuren führen nach Südostasien, in eine Region, die sich seit Jahren als Rückzugsraum und Ausbildungsstätte für internationalen Terror etabliert hat. Mindanao ist längst mehr als ein lokales Problem.

Der Terroranschlag am Bondi Beach in Sydney war kein spontaner Akt, kein isolierter Ausbruch von Gewalt. Nach Erkenntnissen westlicher und israelischer Sicherheitskreise hatten die Täter, Sajid und Naveed Akram, ihre Tat systematisch vorbereitet. Beide hielten sich wenige Wochen vor dem Anschlag fast einen Monat lang auf den Philippinen auf, genauer im Süden des Landes. Dort, so die Einschätzung von Ermittlern, erhielten sie militärische Schulungen und ideologische Festigung im Umfeld des sogenannten Islamischen Staates.
Die philippinischen Einwanderungsbehörden bestätigten, dass Vater und Sohn am 1. November einreisten und das Land am 28. November wieder verließen. Sajid Akram nutzte einen indischen Pass, Naveed Akram reiste mit australischen Dokumenten. Diese Details sind nicht nebensächlich. Sie zeigen, wie leicht internationale Terroristen mit unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten bestehende Kontrollsysteme umgehen können.
Im Zentrum der Ermittlungen steht die Insel Mindanao im Süden der Philippinen. Die Region ist seit Jahrzehnten von Instabilität geprägt. Separatistische Konflikte, schwache staatliche Kontrolle, schwer zugängliches Gelände und lokale islamistische Gruppen haben ein Umfeld geschaffen, das sich ideal für terroristische Strukturen eignet. Was früher ein regionaler Aufstand war, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem internationalen Knotenpunkt des Dschihadismus entwickelt.
Besonders seit dem Niedergang des Islamischen Staates im Nahen Osten hat sich der Fokus vieler Terrornetzwerke verlagert. Mindanao wurde zu einem neuen Anziehungspunkt. Gruppen wie Abu Sayyaf und die Maute-Miliz, die sich einst an al-Qaida orientierten, haben sich dem IS angenähert und dessen Ideologie, Taktiken und Ausbildungsmodelle übernommen. Aus lokalen Milizen wurden internationale Dienstleister des Terrors.
Der Wendepunkt war das Jahr 2017. In der Stadt Marawi lieferten sich philippinische Sicherheitskräfte monatelange Kämpfe mit IS-nahen Terroristen. Hunderte Menschen starben, große Teile der Stadt wurden zerstört. Erst nach mehr als fünf Monaten erklärte die Regierung Marawi wieder unter Kontrolle. Der militärische Sieg war real, doch er löste das strukturelle Problem nicht. Die Netzwerke verschwanden nicht, sie passten sich an.
Seitdem gilt Mindanao als Trainings- und Koordinationsraum für Terroristen aus verschiedenen Ländern. Nicht als spektakuläres Schlachtfeld, sondern als leiser, funktionaler Raum für Vorbereitung. Die Stadt Davao, in der sich die Täter von Sydney mutmaßlich aufhielten, gilt weniger als unmittelbares Kampfgebiet, sondern als logistisches Zentrum. Dort werden Kontakte geknüpft, Ressourcen organisiert, Reisen geplant und operative Fähigkeiten vermittelt.
Die Attraktivität der Region ist kein Zufall. Das dichte Dschungelgebiet, schwer zugängliche Bergregionen und eine Vielzahl kleiner Inseln bieten ideale Rückzugsräume. Gleichzeitig sind staatliche Strukturen in vielen Gebieten schwach, Korruption und fehlende Durchsetzungskraft erleichtern das Untertauchen. Hinzu kommen offene Grenzen in der Region und ein reger Personenverkehr, der es ausländischen Extremisten ermöglicht, unauffällig einzureisen und wieder zu verschwinden.
Für Terroristen ist Mindanao damit kein ideologisches Symbol, sondern ein Werkzeug. Wer sich dort aufhält, sucht Ausbildung, Vernetzung und operative Vorbereitung. Die Anwesenheit der Täter von Sydney in genau dieser Region fügt sich nahtlos in dieses Muster ein. Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass sie dort nicht nur militärische Fähigkeiten erlernten, sondern auch mental auf einen Anschlag vorbereitet wurden.
Die philippinische Regierung verweist auf Fortschritte im Kampf gegen Terrorismus, insbesondere seit der Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze im Jahr 2020. Die Überwachung von Finanzströmen wurde verbessert, lokale Zellen zerschlagen. Dennoch räumen selbst philippinische Stellen ein, dass die Bedrohung nicht beseitigt ist. Internationale Terroristen bleiben ein reales Risiko, gerade weil sie flexibel agieren und globale Konflikte für ihre Mobilisierung nutzen.
Der Anschlag von Sydney zeigt, was passiert, wenn diese Strukturen unterschätzt werden. Terror entsteht nicht im Moment der Tat. Er entsteht in Trainingslagern, in ideologischen Räumen, in Regionen, die sich der internationalen Aufmerksamkeit entziehen. Mindanao ist ein solcher Ort.
Für westliche Staaten ist das eine unbequeme Erkenntnis. Der Kampf gegen Terror endet nicht mit militärischen Erfolgen im Nahen Osten. Er verlagert sich. Und er richtet sich zunehmend gegen jüdische Ziele weltweit. Die Täter von Sydney waren nicht isoliert. Sie waren Teil eines globalen Netzes, das Anschläge vorbereitet, exportiert und ideologisch legitimiert.
Wer den Terror von Sydney verstehen will, muss nach Mindanao schauen. Und wer weitere Anschläge verhindern will, darf diese sogenannten Randregionen nicht länger als ferne Sicherheitsprobleme betrachten. Sie sind längst Teil einer globalen Bedrohung, die Juden, Israelis und westliche Gesellschaften gleichermaßen ins Visier nimmt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild By Presidential Communications Operations Office - Photo Release - 18 June 2017 #16 Presidential Communications Operations Office, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60361828
Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 18. Dezember 2025