Ein Nachbarschaftsstreit mit tödlichem Ausgang: Synchronsprecher Jonathan Joss erschossen
Ein Mann, der Jahrzehnte lang Tausende zum Lachen brachte, wurde auf offener Straße erschossen. Jonathan Joss, bekannt als die Stimme von John Redcorn in der beliebten Animationsserie „King of the Hill“, ist tot.

Der 59-jährige Schauspieler wurde am Sonntag in San Antonio, Texas, vor seinem eigenen Haus von einem Nachbarn erschossen – mutmaßlich wegen eines lange schwelenden Konflikts. Die amerikanischen Medien sprechen von einer Tragödie, die sich über Jahre angebahnt hat.
Ein tödlicher Streit, der schon lange gärte
Laut Polizeiangaben geriet Joss in einen Streit mit seinem direkten Nachbarn, Sigfredo Alvarez-Segay, 56 Jahre alt. Die beiden lebten nur zwei Häuser voneinander entfernt, doch was nach typisch amerikanischer Vorstadtidylle klingt, endete in Gewalt. Alvarez-Segay soll am frühen Sonntagabend mit seinem Wagen an der Einfahrt des Schauspielers gehalten haben – und dann mehrfach auf ihn geschossen haben.
Zeugen berichteten, dass es in den letzten Jahren wiederholt Spannungen zwischen den beiden Männern gegeben habe. Worum genau es ging, ist bislang nicht bekannt. Klar ist nur: Der Streit eskalierte am Sonntag auf tragische Weise. Joss wurde von mehreren Kugeln getroffen. Sanitäter versuchten noch, ihn zu reanimieren – vergeblich. Er starb noch am Tatort.
Der mutmaßliche Täter floh zunächst, konnte aber kurze Zeit später von der Polizei gefasst werden. Gegen ihn wurde Anklage wegen Mordes erhoben. Noch ist unklar, ob er sich bereits zu den Vorwürfen geäußert hat.
Ein Leben für die Stimme der Ureinwohner Amerikas
Jonathan Joss war weit mehr als nur ein Synchronsprecher. Er war Schauspieler, Aktivist und eine wichtige Stimme der Native American Community in den USA. Als Sohn einer Familie mit indigener Herkunft war es ihm ein Anliegen, indigene Figuren mit Authentizität und Würde zu verkörpern – etwas, das ihm in der Rolle des spirituellen Heilers John Redcorn eindrucksvoll gelang. Zwischen der zweiten und der dreizehnten Staffel von „King of the Hill“ lieh er dieser Figur seine unverkennbare Stimme. Auch in der demnächst erscheinenden 14. Staffel sollte er wieder mitwirken.
Seine Karriere begann in den 90er-Jahren. Joss übernahm die Rolle von Redcorn nach dem Tod des ursprünglichen Sprechers Victor Aaron, der 1996 bei einem Autounfall ums Leben kam. Joss gab der Figur eine neue Tiefe und war eine der wenigen authentisch indigenen Stimmen im Mainstream-Fernsehen – in einem Medium, das lange von weißen Stimmen und Klischees dominiert war. Auch in anderen Produktionen wie „Parks and Recreation“ oder „True Grit“ trat er in Nebenrollen auf.
Der Verlust eines stillen Kämpfers
Mit seinem Tod verliert die indigene Community der USA einen ihrer engagiertesten Vertreter. Freunde beschreiben Joss als warmherzig, still, aber stets kämpferisch, wenn es um soziale Gerechtigkeit ging. In Interviews betonte er immer wieder, wie wichtig es sei, dass indigene Rollen nicht nur klischeefrei, sondern auch von indigenen Darsteller*innen gespielt werden. Sein Tod reißt eine Lücke – menschlich, künstlerisch und politisch.
Dass ausgerechnet ein banaler Nachbarschaftsstreit zum Ende seines Lebens führte, macht diese Tat so bitter. In den USA ist Waffengewalt trauriger Alltag, und selbst Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind davor nicht geschützt. Besonders tragisch: Joss soll gerade an einem neuen Projekt gearbeitet haben, das sich mit der Geschichte seiner Vorfahren beschäftigte.
Ein letztes Echo einer wichtigen Stimme
Die Animationsserie „King of the Hill“ wird bald mit neuen Folgen zurückkehren. Joss' Stimme wird in mindestens einer der kommenden Episoden erneut zu hören sein. Es wird sein letztes Werk sein – und womöglich ein bewegender Abschied von einer Figur, die für viele Zuschauer*innen mehr war als nur eine Zeichentrickfigur: ein Symbol für das oft übersehene Amerika der Ureinwohner, das mit Würde, Stolz und einem Schuss Ironie in der Serie einen Platz gefunden hatte.
Jonathan Joss hinterlässt Familie, Freunde und eine Gemeinschaft, die ihn als Stimme, Gesicht und Herz verlor. Was bleibt, ist das Vermächtnis eines Mannes, der in einer fiktiven Welt mehr Wahrheit sprach als viele in der echten.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Somerset High School - https://www.flickr.com/photos/somerset2017/31309566864/in/photolist-PGHHqm, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=166652824
Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 3. Juni 2025