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Kritik am Militär als Problem? Israels Verteidigungsminister plant Schließung von Galei Zahal


Mit der Begründung, kritische Berichterstattung schade der Armee, soll Israels bekanntester Militärsender abgeschaltet werden. Was als Verwaltungsakt verkauft wird, ist in Wahrheit ein Eingriff in Öffentlichkeit, Selbstverständnis und demokratische Reife des Landes.

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Israels Verteidigungsminister Israel Katz will Fakten schaffen. Am kommenden Sonntag soll die Regierung die endgültige Entscheidung über die Schließung des Militärsenders Galei Zahal treffen. Wenn der Beschluss angenommen wird, endet der Sendebetrieb spätestens am 1. März 2026. Die nun veröffentlichte Begründung lässt aufhorchen, denn sie benennt offen, was viele bislang nur zwischen den Zeilen vermuteten: Kritik an der Armee gilt als Problem.

In dem offiziellen Dokument heißt es, die Beschäftigung von Galei Zahal mit aktuellen, politischen und journalistischen Inhalten schade der Armee. Besonders problematisch sei, dass ein militärischer Sender über das Militär selbst berichte und dabei auch kritische Töne anschlage. Genau das wird nun als Argument für das Ende der Station herangezogen.

Diese Begründung ist bemerkenswert. Nicht weil sie neu wäre, sondern weil sie ausgesprochen wird. Katz schreibt, Soldaten und Zivilisten hätten den Eindruck, der Sender vertrete sie nicht, untergrabe den nationalen Zusammenhalt und schade der Moral während des Krieges. Dass ein öffentlich-rechtlich arbeitender Sender nicht zur Stimmungsverstärkung, sondern zur Einordnung, Nachfrage und auch Kritik verpflichtet ist, spielt in der Argumentation keine Rolle mehr.

Galei Zahal ist tatsächlich eine Besonderheit. Eine Radiostation, die organisatorisch zur Armee gehört, aber journalistisch seit Jahrzehnten eine eigenständige Rolle spielt. Gerade diese Spannung war immer Teil ihrer Stärke. Der Sender brachte Stimmen aus der Gesellschaft, aus der Politik, aus den Streitkräften selbst zusammen. Er war nie Sprachrohr, sondern Resonanzraum. Dass dies in keiner anderen Demokratie existiere, wie Katz schreibt, mag stimmen. Daraus jedoch eine Anomalie abzuleiten, die beseitigt werden müsse, ist eine politische Wertung, keine zwingende Schlussfolgerung.

Die Entscheidung fällt nicht im luftleeren Raum. Israel befindet sich seit über zwei Jahren im Krieg, gesellschaftliche Risse sind tiefer geworden, das Misstrauen gegenüber Medien wächst. In dieser Situation eine Institution zu schließen, weil sie Kritik übt, sendet ein klares Signal: Loyalität wird höher gewichtet als Öffentlichkeit.

Besonders heikel ist der Vorwurf, die Berichterstattung von Galei Zahal schade den Kriegsanstrengungen. Diese Logik verschiebt eine rote Linie. Wenn journalistische Fragen, Interviews mit Betroffenen, kritische Analysen militärischer Entscheidungen als Bedrohung für die Moral gelten, dann wird Kritik nicht mehr als Teil der demokratischen Resilienz verstanden, sondern als Störfaktor.

Der amtierende Senderchef Tal Lev Ram warnte in dieser Woche eindringlich vor den Folgen. Er sprach von Formaten, Stimmen und Projekten, die ohne Galei Zahal schlicht verschwinden würden. Berichterstattung für Soldaten, für Verwundete, für Familien, für Reservisten und Angehörige von Geiseln habe hier einen Raum gefunden, den kein kommerzieller Sender in dieser Form biete. Auch ausgewogene, professionelle und transparente politische Berichterstattung sei Teil dieses Auftrags gewesen.

Nach dem aktuellen Plan soll ein Umsetzungsteam unter Leitung des Verteidigungsministeriums die Schließung organisieren. Die Frequenzen werden aufgegeben, der Sendebetrieb eingestellt. Lediglich für den Musiksender Galgalatz wird geprüft, ob er in veränderter Form weiterbestehen kann. Information und Einordnung hingegen sollen verschwinden.

Die Schließung von Galei Zahal ist damit mehr als eine medienpolitische Entscheidung. Sie berührt das Verhältnis zwischen Militär, Gesellschaft und Öffentlichkeit. Gerade in einem Land, das sich permanent mit Sicherheitsfragen auseinandersetzen muss, war der offene Diskurs nie Luxus, sondern Notwendigkeit.

Wer eine kritische Stimme abschaltet, weil sie kritisiert, schwächt nicht die Armee, sondern die demokratische Kultur, die sie verteidigen soll. 

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von רותם שמחה - received by mail, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12682586

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 18. Dezember 2025

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