Israels Bodenkrieg in Teheran: Geheime Kommandoeinsätze mitten im Iran
Erstmals bestätigt die Armeeführung in Tel Aviv den Einsatz israelischer Spezialkräfte tief im Feindesland. Ein riskanter Vorstoß mit dramatischen Folgen – und einer klaren Botschaft an den Iran.

In einer offiziellen Erklärung hat der israelische Generalstabschef Herzi Halevi bestätigt, dass Bodentruppen der israelischen Armee im Zuge der jüngsten Auseinandersetzung mit dem Iran auf iranischem Boden operiert haben. Eine Premiere. Bislang galten Einsätze dieser Art als hochsensible Geheimoperationen, die man weder öffentlich diskutierte noch offiziell zugab.
Doch dieser Schritt passt zur gegenwärtigen Lage: Der Konflikt zwischen Israel und Iran hat eine neue Qualität erreicht – militärisch, strategisch und politisch. Und was der Generalstabschef jetzt erklärte, hilft, die Hintergründe dieses sich zuspitzenden Krieges besser zu verstehen.
Warum Israel so entschlossen vorging
Zunächst macht Halevi klar, warum Israel überhaupt zu einem derart drastischen Schritt griff: Es ging nicht allein um eine Reaktion auf die massive Raketenoffensive aus dem Iran oder die militärische Unterstützung seiner Stellvertreter im Libanon, im Irak und im Gazastreifen. Vielmehr, so Halevi, sei ein Plan aufgedeckt worden, der drei gleichzeitige Programme vereinte – mit einem gemeinsamen Ziel: die existenzielle Bedrohung Israels.
Dazu gehörte erstens das iranische Atomprogramm, das laut israelischen Geheimdienstinformationen kurz vor der sogenannten „Breakout“-Fähigkeit stand – also der Fähigkeit, binnen kurzer Zeit eine Atombombe zu bauen. Zweitens sprach Halevi von einer massiven Raketenproduktion im Iran, mit der nicht nur israelische Städte, sondern gezielt zivile Infrastruktur hätte ausgeschaltet werden sollen. Drittens sei ein Plan für eine koordinierte Bodenoffensive durch iranisch gesteuerte Milizen in mehreren Regionen existiert – von der libanesischen Hisbollah über syrische Gruppen bis hin zu Hamas-Kämpfern in Gaza.
Israel, so das klare Signal, habe nicht gewartet, bis diese Bedrohung Realität wird. Man habe gehandelt – und zwar mit allen verfügbaren Mitteln.
Die Operation mit dem Codenamen „Am K’Lavi“ („Wie ein Löwe“) war mehrschichtig angelegt. Luftschläge trafen wichtige Kommandozentralen, Produktionsanlagen für Raketen und vermutete Lagerstätten angereicherten Urans. Doch diese Angriffe allein reichten nicht. Deshalb kamen Bodentruppen ins Spiel: Kleine Spezialeinheiten wurden verdeckt ins iranische Territorium gebracht, um Ziele zu markieren, Verteidigungsanlagen zu sabotieren oder Infrastruktur gezielt auszuschalten – unter anderem auch Radaranlagen, die die Flugzeuge hätten orten können.
Solche Operationen sind extrem riskant. Ein Aufgreifen durch iranische Sicherheitskräfte hätte schwere diplomatische Folgen nach sich gezogen – bis hin zu einem offenen Krieg zwischen beiden Staaten. Doch der Einsatz gelang offenbar: Die Einheiten agierten im Verborgenen und ermöglichten präzise Luftschläge der israelischen wie auch der US-Streitkräfte.
Die Rolle der USA – und warum sie so entscheidend war
Generalstabschef Halevi dankte ausdrücklich dem amerikanischen Militär für die Beteiligung an der Operation. Tatsächlich hatten US-Kampfflugzeuge nur Tage zuvor mehrere zentrale iranische Nuklearanlagen bombardiert – darunter Fordow, Isfahan und Natanz. Laut US-Vizepräsident J.D. Vance wurden dabei größere Mengen an angereichertem Uran zerstört oder unbrauchbar gemacht. Die Internationale Atomenergiebehörde konnte diese Angaben bislang nicht unabhängig bestätigen – dennoch gilt es als wahrscheinlich, dass das iranische Atomprogramm schwer getroffen wurde.
Israel profitierte dabei nicht nur operativ vom Eingreifen der USA, sondern auch strategisch: Die internationale Einbindung verhindert, dass Israel als alleiniger Aggressor dasteht – ein wichtiger Aspekt im Spiel der geopolitischen Wahrnehmung.
Generalstabschef Halevi spricht von einem „systemischen“ Schaden für das iranische Atomprogramm – also einem tiefgreifenden Rückschlag, nicht nur punktuellen Zerstörungen. Die Langstreckenraketenproduktion sei ebenfalls massiv beeinträchtigt, Hunderte Raketen und Abschussrampen wurden zerstört. Zudem habe Israel die Lufthoheit über iranischem Gebiet vorübergehend erlangt – ein strategischer Vorteil, den kaum ein anderes Land jemals erreichte.
Doch trotz dieses Erfolgs bleibt die Lage angespannt. Denn Teheran dürfte auf diesen beispiellosen Angriff nicht einfach mit Schweigen reagieren. Das iranische Regime wird innenpolitisch unter Druck geraten, Stärke zu zeigen. Erste Hinweise deuten auf eine Mobilisierung der Revolutionsgarden und ihrer Verbündeten in der Region hin.
Neben der Konfrontation mit dem Iran läuft der Krieg in Gaza weiter. Auch darauf ging Halevi in seiner Erklärung ein. Ziel bleibe die Rückholung der noch immer gefangenen 50 Geiseln und die Zerschlagung der Hamas. Der Krieg sei nicht vorbei – er werde mit der gleichen Konsequenz weitergeführt.
Was Israel in den vergangenen Tagen unternommen hat, ist nicht nur ein militärischer Kraftakt – es ist auch ein diplomatischer Balanceakt. Der erste bekannte Bodeneinsatz israelischer Truppen im Iran zeigt, wie ernst die Sicherheitslage eingeschätzt wird. Teheran wollte mit seinem Atomprogramm und seinen Raketenprojekten eine neue Realität schaffen – Israel hat darauf mit einer deutlichen Antwort reagiert.
Ob dies den gewünschten Abschreckungseffekt erzielt, wird sich erst zeigen. Sicher ist: Der Nahen Osten steht an einem gefährlichen Punkt, an dem Eskalation und Deeskalation gleichermaßen möglich sind. Und Israel hat klargemacht, dass es bereit ist, weit zu gehen – um sein Überleben zu sichern.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF
Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 25. Juni 2025