Hamas zeigt „Flexibilität“ – aber nur, wenn Israel kapituliert


Während Geiseln weiter leiden, stellt Hamas neue Bedingungen. Der Preis für eine Feuerpause? Israel soll den Krieg faktisch beenden – ohne Garantie auf Frieden.

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Seit Monaten zieht sich das zähe Ringen um einen Waffenstillstand hin. Und jedes Mal, wenn aus Doha, Kairo oder Washington vorsichtiger Optimismus verkündet wird, folgt die Ernüchterung: Hamas legt keine offiziellen Angebote vor – sie spielt auf Zeit. Und mit jeder Woche, die vergeht, erhöht sie den Preis für eine vermeintliche Einigung.

Jetzt heißt es aus Kreisen der Vermittler: Hamas sei „flexibel“ – allerdings nicht etwa bei den eigenen Maximalforderungen, sondern bei der entscheidenden israelischen Bedingung. Die Terrororganisation zeigt sich angeblich bereit, auf eine schriftliche Garantie zu verzichten, dass Israel den Krieg vollständig beenden müsse. Dafür verlangt sie im Gegenzug deutliche israelische Zugeständnisse: eine längere Feuerpause, weitere Freilassungen von Terroristen, darunter auch verurteilte Mörder.

Dabei ist die Hamas selbst nicht bereit, irgendeine belastbare Verpflichtung einzugehen. Ägyptische Unterhändler sprechen von einem „nicht ernst gemeinten Vorschlag“, der keine konkreten Garantien enthält – nicht einmal für eine temporäre Feuerpause. Vielmehr gehe es erneut um politische Manöver, um internationalen Druck zu erzeugen, ohne wirklich auf einen Frieden hinzuarbeiten. Ein diplomatisches Schattenboxen, dessen Preis israelische Geiseln und Familien im Süden Israels tragen.

Während in Katar der palästinensisch-amerikanische Vermittler Bischara Bachbah in persönlichen Gesprächen versucht, wenigstens minimale Bewegung in die Position der Hamas zu bringen, nehmen die Zweifel zu: Ist das Ganze überhaupt mehr als nur eine Inszenierung? In Kairo versucht man, trotz aller Mängel, etwas Positives zu sehen – jede temporäre Ruhepause könne ein „Fenster für weitergehende Gespräche“ öffnen. Doch selbst das bleibt spekulativ.

Dass die USA weiterhin vorsichtigen Optimismus versprühen, passt zur Linie der letzten Monate. Der amerikanische Gesandte Steve Witkoff hatte bereits vergangene Woche signalisiert, dass eine neue, überarbeitete Version des Abkommens in Arbeit sei. Doch selbst diese enthält laut aktuellen Informationen keine klare Verpflichtung der Hamas auf eine vollständige Waffenruhe – und somit auch keinen echten Durchbruch.

Aus israelischer Sicht bleibt entscheidend: Solange Hamas nicht glaubwürdig erklärt, die Waffen dauerhaft zu strecken, kann von einem Ende des Krieges keine Rede sein. Und solange die Terrororganisation weiterhin Geiseln als Druckmittel missbraucht und gleichzeitig auf politische Konzessionen pocht, ist jede Diskussion über „Flexibilität“ zynisch.

Premierminister Netanjahu hat angekündigt, mit einem sicherheitspolitischen Kabinettsausschuss am Donnerstag erneut über das weitere Vorgehen zu beraten. Der Druck wächst, sowohl außen- als auch innenpolitisch – vor allem von den Familien der Geiseln. Doch selbst sie wissen, dass ein fauler Deal, der den Krieg nicht beendet, sondern nur einfriert, keine Lösung ist.

Letztlich steht Israel vor einer moralisch wie strategisch schwierigen Frage: Wie geht man mit einer Terrororganisation um, die keinen Frieden will, sondern Zeit schinden will, um wieder aufzurüsten – und gleichzeitig bereit ist, jedes Mittel zu nutzen, um internationale Sympathien zu mobilisieren?

Es braucht kein weiteres „flexibles“ Angebot aus Doha, sondern klare Konsequenzen und Bedingungen: Keine Freilassungen ohne Verbindlichkeit. Keine Feuerpause ohne Sicherheit. Und kein Vertrauen gegenüber einer Organisation, die sich mit jeder Geste der „Kooperation“ nur neu auf einen nächsten Angriff vorbereitet.

Autor: Andreas Krüger

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 12. Juni 2025

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