Tödlicher Leichtsinn in Rischon LeZion: Ein Kind kämpft um sein Leben – weil Jugendliche mit einer Waffe „spielten“


Zwei Sekunden. Mehr braucht es nicht, um ein Leben zu zerstören. Zwei Sekunden zwischen Neugier und Schrecken, zwischen Spiel und Tragödie.

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In einem offenen Gelände in der israelischen Stadt Rischon LeZion, fällt am frühen Sonntagnachmittag ein einzelner Schuss – und trifft einen 13-jährigen Jungen tödlich. Während Sanitäter um sein Leben kämpfen, wird klar: Es war kein Anschlag. Kein Verbrechen im klassischen Sinne. Sondern ein Akt unfassbarer Verantwortungslosigkeit.

Zwei Jugendliche, nicht viel älter als das Opfer, sollen mit einer scharfen Schusswaffe „gespielt“ haben – offenbar einer Pistole aus dem Besitz eines Elternteils. Einer von ihnen löste dabei unbeabsichtigt einen Schuss aus, der seinen Freund schwer verletzte. Die Kugel traf den Jungen so schwer, dass er am Boden zusammenbrach, ohne Bewusstsein, ohne Puls. Der Rettungsdienst Magen David Adom versuchte alles, um ihn zu retten. Noch vor Ort begannen Notfallsanitäter mit Wiederbelebungsmaßnahmen und brachten ihn anschließend in kritischem Zustand ins Wolfson-Krankenhaus in Holon.

Was wie ein tragischer Einzelfall klingt, wirft unbequeme Fragen auf – und offenbart ein gefährliches Versäumnis. Wie kann es sein, dass ein tödlicher Gegenstand wie eine Feuerwaffe in einem Haushalt so leicht zugänglich ist, dass Kinder – Kinder! – damit in Berührung kommen? Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn Waffen nicht nur in den Händen von Sicherheitskräften oder lizenzierten Bürgern sind, sondern in Schubladen, Rucksäcken oder Handschuhfächern liegen, erreichbar für jede unbedachte Bewegung?

Die israelische Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Zwei Jugendliche wurden festgenommen, sie stehen unter dem Verdacht, mit der Waffe eines Elternteils hantiert zu haben. Noch sei unklar, wie genau der Zugang zur Waffe zustande kam. Doch die Beamten schlossen bereits aus, dass es sich um einen nationalistisch motivierten Angriff handelt. Es ist ein Unfall. Ein vermeidbarer, zerstörerischer Unfall.

Dieser Vorfall sollte ein Weckruf sein – und zwar einer, der lange nachhallt. In einer Gesellschaft, die unter permanenter Bedrohung steht, ist der Besitz von Waffen für viele Israelis eine notwendige Realität. Doch diese Realität verpflichtet. Sie verlangt höchste Disziplin, sichere Verwahrung und das Bewusstsein, dass jede Nachlässigkeit tödliche Konsequenzen haben kann. Eine Schusswaffe ist kein Statussymbol, kein Spielzeug, kein Mittel der Selbstvergewisserung. Sie ist ein Werkzeug, das Leben nehmen kann – und genau deshalb gehört sie unter strikte Kontrolle.

Die Sanitäter, die zu dem Einsatzort gerufen wurden, beschreiben ein Bild, das kaum auszuhalten ist. Ein lebloser Körper, blutüberströmt, mit einer klaffenden Wunde. Ein Kind, das am Morgen noch lebte, lachte, Pläne machte – und nun an Maschinen hängt, weil jemand dachte, es sei harmlos, eine Waffe zu berühren. Es ist ein Anblick, der sich einbrennt.

In einer Zeit, in der Gewalt, Angst und Unsicherheit immer dichter an den Alltag heranrücken, darf es keinen Raum für Gleichgültigkeit geben. Eltern, Waffenbesitzer, Nachbarn – jeder, der mit einem tödlichen Instrument in Berührung kommt, trägt Verantwortung. Nicht nur juristisch, sondern menschlich. Der heutige Tag in Rischon LeZion zeigt auf grausame Weise, was geschieht, wenn diese Verantwortung ignoriert wird.

Vielleicht überlebt der Junge. Vielleicht wird er je wieder aufwachen, sprechen, laufen können. Vielleicht auch nicht. Was bleibt, ist ein zerstörtes Leben – und die bittere Wahrheit, dass ein einziger Moment der Gedankenlosigkeit ein Kind in die Tiefe reißt, aus der es womöglich nie wieder zurückkehrt.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild

Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 8. Juni 2025

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