Ein Mann wird auf offener Straße exekutiert – die tödliche Gewalt in Israels arabischer Gesellschaft reißt nicht ab


Innerhalb weniger Stunden: Drei Schusswaffenangriffe, drei Tote, mehrere Schwerverletzte – und keine echte Antwort auf das tägliche Blutvergießen.

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Es war kurz vor 22 Uhr in Kafr Qasim, einer arabischen Stadt im Zentrum Israels, als drei maskierte Männer Isa Farij mitten auf der Straße aus nächster Nähe erschossen. Zwei von ihnen hatten Langwaffen in der Hand, der dritte ging noch einen Schritt weiter – und feuerte einen tödlichen Schuss in den reglosen Körper, um sicherzugehen, dass es keine Überlebenden gibt. Die Sicherheitskameras zeichneten alles auf: Die Entschlossenheit der Täter, ihre Präzision – und das völlige Fehlen von Furcht vor Konsequenzen.

Isa Farij war ein Mann in seinen Dreißigern. Sein Tod reiht sich ein in eine erschreckend lange Liste von Tötungsdelikten innerhalb der arabischen Bevölkerung Israels. Am selben Abend, nur wenige Stunden später, wurde in der Stadt Kalansuwa ein weiterer Mann durch Schüsse schwer verletzt. Auch er ist etwa 30 Jahre alt, sein Zustand wurde von Ärzten als ernst, aber stabil beschrieben.

Noch dramatischer waren die Ereignisse im Süden des Landes. In der Nacht wurden in Ar’ara in der Negev-Wüste zwei männliche Familienangehörige durch Schüsse getroffen. Ein 14-jähriger Junge wurde in kritischem Zustand ins Krankenhaus gebracht – erfolglos. Die Ärzte konnten nur noch seinen Tod feststellen. Sein Verwandter, etwa 30 Jahre alt, wurde mit schweren Verletzungen eingeliefert. Nach ersten Ermittlungen der Polizei geht man von einem blutigen Familienstreit aus – ein weiterer Akt in einem anhaltenden Zyklus aus Rache und Gewalt.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Laut dem israelisch-arabischen Bürgerrechtsverein „Abraham Initiatives“ wurden seit Jahresbeginn bereits 105 arabische Israelis durch Gewalttaten getötet – ein trauriger Rekord. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 88. Die Zahl der nicht erfassten Verletzten, der Traumatisierten, der Kinder, die Zeugen dieser Gewalt werden, lässt sich kaum beziffern.

Die Polizei gibt sich zwar kämpferisch. In Kafr Qasim wurde sofort eine Sonderermittlungsgruppe gebildet. In Ar’ara durchkämmen Einsatzkräfte derzeit das Umfeld des Tatorts. Doch das Grundproblem bleibt: In zu vielen Fällen versickern die Ermittlungen im Sande. Die Aufklärungsquote bei Morden innerhalb der arabischen Gesellschaft ist gering, das Vertrauen der Bevölkerung in Polizei und Justiz ist beschädigt – und das nutzen organisierte Banden, Familienclans und kriminelle Netzwerke gezielt aus.

Die Regierung hat das Thema auf der Agenda, zumindest auf dem Papier. Wiederholt gab es Ankündigungen von Initiativen, Budgets und Maßnahmenpaketen. Doch in der Realität sehen viele arabische Bürger vor allem: zu wenig Polizeipräsenz, zu langsame Reaktionen, zu viele ungelöste Fälle. Währenddessen wird weiter geschossen – oft mitten im Wohngebiet, oft vor den Augen Unbeteiligter.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 5. Juni 2025

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