Warum der Genozid-Vorwurf nicht nur falsch, sondern antisemitisch ist


Seit dem 7. Oktober 2023 schallt auf westlichen Straßen, in sozialen Medien und in politischen Debatten ein Vorwurf immer lauter: Israel begehe „Genozid“ in Gaza. Doch der inflationäre Gebrauch dieses Begriffs ist nicht nur falsch – er gefährdet die historische Wahrheit, relativiert echte Völkermorde und fördert modernen Antisemitismus.

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Kaum ein Begriff besitzt eine derartige moralische Sprengkraft wie „Genozid“. Er steht für das ultimative Menschheitsverbrechen, für Auschwitz, Ruanda, Srebrenica. Wer ihn ausspricht, erhebt den schwersten Vorwurf überhaupt – und zugleich das eigene Wort in den Rang des Anklägers vor einem imaginären Weltgericht. Genau darin liegt der Missbrauch: Aktivisten, Politiker und selbst Teile der Medien setzen den Begriff seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 inflationär ein, um Israel zu dämonisieren.

Die juristische Definition – und was sie bedeutet

Die Völkermordkonvention der Vereinten Nationen von 1948 formuliert klar: Genozid ist die „Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu vernichten“. Diese Absicht muss nachweisbar sein – durch Dokumente, Befehle, systematische Tötungsaktionen. Opferzahlen allein reichen nicht aus, so grausam sie auch sein mögen.

Auch das deutsche Völkerstrafgesetzbuch übernimmt diese Definition fast wortgleich. Wer Israel des Genozids bezichtigt, müsste also belegen, dass die israelische Führung planvoll die Vernichtung der Palästinenser als Gruppe betreibt. Ein solcher Beleg existiert nicht. Im Gegenteil: Israel versorgt weiterhin den Gazastreifen mit Strom, Wasser und Hilfsgütern, während es gleichzeitig eine Terrororganisation bekämpft, die erklärtermaßen Israels Vernichtung anstrebt.

Die Realität in Gaza – Krieg, aber kein Völkermord

Ja, der Krieg in Gaza fordert zivile Opfer, darunter viele Kinder. Das ist tragisch, das ist erschütternd – und das muss benannt werden. Aber die Ursachen liegen nicht in einem Vernichtungsplan Israels, sondern in der zynischen Strategie der Hamas. Sie verschanzte sich in dicht besiedelten Gebieten, baute Tunnel unter Wohnhäusern, nutzte Schulen und Krankenhäuser als Waffenlager. Wer Israel dennoch „Genozid“ vorwirft, verschiebt bewusst die Verantwortung vom Täter auf den Verteidiger – eine klassische Täter-Opfer-Umkehr.

Historische Relativierung – eine Gefahr für die Erinnerung

Indem jede militärische Auseinandersetzung vorschnell als „Genozid“ bezeichnet wird, verliert der Begriff seine Schärfe. Die Shoah, der industriell betriebene Massenmord an den europäischen Juden, wird relativiert. Wer Israels Krieg gegen eine Terrororganisation mit Auschwitz vergleicht, betreibt nicht nur intellektuelle Fahrlässigkeit, sondern beleidigt auch die Opfer wirklicher Völkermorde. Dass solche Vergleiche heute auf deutschen Straßen gerufen werden, ist ein Schlag ins Gesicht der Erinnerungskultur.

Demonstrationen in Europa – Parolen statt Fakten

In Berlin, London und Paris hallte in den letzten Monaten der Ruf „Stoppt den Genozid!“ über die Plätze. Auf Transparenten prangen Bilder von zerstörten Häusern, dazu Schlagworte wie „Apartheid“ oder „Vernichtung“. Der Terror der Hamas vom 7. Oktober wird in diesen Aufrufen kaum erwähnt. Die entführten Geiseln, die massakrierten Festivalbesucher, die vergewaltigten Frauen – sie verschwinden hinter der Propaganda eines angeblichen „Völkermords“.

Besonders perfide ist die Aneignung von Solidaritätsslogans. Die Forderung „Bring Them Home“, die eigentlich die Geiseln der Hamas meint, wird umgedeutet, um palästinensische Häftlinge zu meinen. Damit werden rechtsstaatliche Haftstrafen mit der Geiselnahme einer Terrororganisation gleichgesetzt – ein weiterer Schritt der Delegitimierung Israels.

Die Rolle der Eliten – Wasser auf die Mühlen der Extremisten

Erschreckend ist, dass nicht nur radikale Gruppen diesen Vorwurf erheben. Auch Intellektuelle, Künstler und Politiker bedienen sich der „Genozid“-Rhetorik. Sahra Wagenknecht sprach jüngst von einem „Vernichtungsfeldzug“ Israels. Roger Waters, einst Musiker von Weltrang, stilisiert Israel seit Jahren zum Nazi-Staat. Solche Äußerungen verschieben den Diskurs: Was einst nur in extremistischen Zirkeln zu hören war, erreicht heute ein Massenpublikum – und liefert ideologische Munition für antisemitische Gewalt.

Katar, die Hamas und die Verdrehung der Begriffe

Nicht zufällig fällt der „Genozid“-Vorwurf oft dort, wo islamistische Netzwerke stark sind – in Katar, in der Türkei, in europäischen Szenen mit Nähe zur Muslimbruderschaft. Staaten und Bewegungen, die selbst Terroristen unterstützen, stellen Israel als „Völkermörder“ dar. Das ist nicht nur Heuchelei, sondern auch strategische Propaganda: Wer Israel zum ultimativen Täter erklärt, kann eigene Verantwortung abstreifen und die Gewalt der Hamas relativieren.

Die Folgen für den Westen

Der inflationäre Gebrauch des Begriffs „Genozid“ bleibt nicht ohne Folgen. Er untergräbt das Vertrauen in internationale Institutionen. Er spaltet westliche Gesellschaften, weil er Antisemitismus salonfähig macht. Und er erschwert jede ehrliche Debatte über den Nahostkonflikt. Wenn alles „Genozid“ ist, dann ist am Ende nichts mehr Genozid – und das Gedenken an Ruanda, Darfur oder die Shoah wird entwertet.

Israel verdient Kritik – wie jede Demokratie. Aber diese Kritik muss auf Fakten beruhen, nicht auf Missbrauch der Sprache. Wer „Genozid“ ruft, ohne die Kriterien zu erfüllen, betreibt keine Menschenrechtsarbeit, sondern Propaganda. Der Begriff darf nicht zum Kampfbegriff gegen den jüdischen Staat verkommen.

Stattdessen braucht es eine klare Sprache: Israel führt einen harten, verlustreichen Krieg gegen eine Terrororganisation, die sich hinter Zivilisten verschanzt. Das Leid der palästinensischen Bevölkerung ist real, aber es ist nicht das Ergebnis eines Vernichtungsplans. Wer anderes behauptet, missbraucht nicht nur die Wahrheit – er schadet auch den Opfern wirklicher Völkermorde.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Ostendfaxpost - Eigenes Werk, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=145037751

Artikel veröffentlicht am: Montag, 15. September 2025

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