Bulgariens hässliches Gesicht: Antisemitismus trifft israelische Touristen mit voller Wucht


Ein banaler Wunsch nach Toilettenpapier endete für ein israelisches Ehepaar in einem Schwall antisemitischer Hassnachrichten – und offenbarte eine hässliche Wahrheit über Europas Gegenwart.

haOlam-News.de - Nachrichten aus Israel, Deutschland und der Welt.

Sie wollten ein paar Tage entspannen, dem Alltag entfliehen, europäische Luft schnuppern. Doch aus einer harmlosen Städtereise nach Sofia wurde für Ayelet Michael Gaigo und ihren Ehemann ein traumatisches Erlebnis, das sie so schnell nicht vergessen werden – nicht wegen der Stadt, nicht wegen des Wetters, sondern wegen des blanken Hasses, der ihnen entgegenschlug. In einem kleinen Boutique-Hotel im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt verwandelte sich eine simple Bitte in einen antisemitischen Skandal.

Am letzten Tag ihres Aufenthalts wandten sich die beiden via WhatsApp an die Rezeption des „Family Hotel Hgoncev“ – sie benötigten neues Toilettenpapier für ihr Zimmer. Was folgte, war zunächst Routine: Nach einigen Nachrichten wurde das Papier geliefert. Der eigentliche Schock kam erst später – nachdem sie längst ausgecheckt und wieder in Israel waren.

Da erhielt der Ehemann eine Nachricht vom Hotel: „Verpiss dich, du israelisches Stück Scheiße.“ Es blieb nicht bei dieser Entgleisung. Der Hotelmitarbeiter setzte seine Tirade fort: „Ich hoffe, du verbrennst in der Hölle. Ihr braucht kein Klopapier – ihr seid die widerlichsten Tiere auf dieser Erde.“

Keine Übertreibung, kein Missverständnis, keine hitzige Situation im Affekt. Diese Botschaften wurden in aller Ruhe verschickt – nach Abreise der Gäste, ohne jede Konfrontation, ohne Anlass. Eine eiskalte Entladung antisemitischer Wut, direkt aus dem Herzen Europas.

„Es war einfach nur beängstigend“, sagt Ayelet. „Allein der Gedanke, dass wir in einem Hotel mit jemandem übernachtet haben, der uns so sehr hasst – einfach weil wir Israelis sind – lässt einen nicht mehr ruhig schlafen.“ Besonders beunruhigend sei es, dass sich dieser Vorfall in Bulgarien ereignet habe, einem EU-Land mit dunkler Vergangenheit, das längst als sicheres Reiseziel gilt.

Das Paar reichte Beschwerde ein – sowohl bei Booking.com, über deren Plattform die Buchung erfolgte, als auch bei der Polizei in Sofia und beim bulgarischen Tourismusministerium. Doch bis jetzt, so berichten sie, gab es keine Reaktion, keine Entschuldigung, keine Sanktionen. Der Mitarbeiter, der die Nachrichten verschickt hatte, scheint nach wie vor dort tätig zu sein. Und das Hotel – es wird online weiterbeworben, als sei nichts geschehen.

Diese Geschichte ist kein Einzelfall. Aber sie zeigt, wie offen und ungestraft Antisemitismus selbst in vermeintlich neutralen Situationen auftreten kann. Es braucht keine politische Debatte, keine Nahostdiskussion, keinen israelischen Fahnenaufkleber – es reicht offenbar, einfach nur jüdisch zu sein.

Besonders bitter: Der antisemitische Ausbruch geschah nicht in einer dunklen Gasse, nicht inmitten einer Demo – sondern in einem Hotel, einem Ort, der für Gastfreundschaft stehen sollte. In einer Branche, in der Höflichkeit oberstes Gebot ist, fiel jede Maske – und ließ blanken Hass zurück.

Dass bislang keine offizielle Entschuldigung erfolgte, dass Booking.com den Vorfall nicht öffentlich kommentiert, dass die bulgarischen Behörden schweigen – das alles sendet ein fatales Signal. Es vermittelt: Antisemitismus? Kein Grund zur Aufregung.

Doch genau das ist es. Wer schweigt, macht sich mitschuldig. Wer wegschaut, normalisiert. Wer antisemitische Beschimpfungen mit Achselzucken hinnimmt, bereitet den Boden für das nächste Opfer.

Die Frage ist also nicht, wie man Toilettenpapier nachliefert. Die Frage ist, ob Europa bereit ist, seine Werte ernst zu nehmen. Oder ob jüdische Reisende damit leben müssen, dass selbst ihre Urlaube in Hass und Hetze enden können – ohne Konsequenzen für die Täter.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 29. Mai 2025

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.



Unterstütze unabhängigen Journalismus

haOlam ist ein rein privates Projekt – unabhängig, engagiert und ohne große Mittel. Wenn dir unsere Arbeit wichtig ist, freuen wir uns über jede Unterstützung. Für unsere Bankverbindung schreib uns gern eine E-Mail an redaktion@haolam.de.

Weitere interessante Artikel

Newsletter