Jüdisches Krankenhaus Berlin meldet Insolvenz an und sucht nach tragfähiger Zukunft


Das einzige jüdische Krankenhaus Deutschlands steht vor einem tiefgreifenden Einschnitt. Die Leitung des Jüdischen Krankenhauses Berlin teilte den Beschäftigten mit, dass ein Verfahren der vorläufigen Insolvenz in Eigenverwaltung eingeleitet wurde. Der laufende Betrieb bleibt dabei bestehen, doch wirtschaftliche Restrukturierungen sind unausweichlich.

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Die traditionsreiche Einrichtung im Stadtteil Gesundbrunnen, die seit fast zweihundertundsiebzig Jahren als medizinischer und historischer Ankerpunkt besteht, sieht sich massivem wirtschaftlichem Druck ausgesetzt.

Die Klinik begründet den Schritt mit einer Kombination aus bundesweiten Reformen, steigenden Kosten und den zunehmend schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen im Krankenhaussektor. Vorstandsvorsitzende Brit Ismer sprach von einem notwendigen Prozess, um die Einrichtung strukturell neu auszurichten und langfristig zu stabilisieren. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter, Gehälter bleiben gesichert, während ein Insolvenzplan erarbeitet wird.

Forderungen nach politischer Verantwortung und nachhaltiger Lösung

Gewerkschaften und politische Vertreter dringen auf eine Perspektive, die die Einrichtung erhält und eine Integration in größere Verbünde wie Vivantes oder Charité ermöglichen könnte. Verdi forderte eine Lösung, die den Weiterbetrieb sichert und die jüdische Gemeinde aktiv einbindet. Auch der Betriebsrat betonte die Bedeutung der Identität als jüdisches Krankenhaus und als lokales Versorgungshaus.

Die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus forderte den Senat zum Handeln auf und verwies auf die historische Bedeutung des Hauses. Die Partei kritisierte, dass ausgerechnet eine Einrichtung, die nationalsozialistische Verfolgung überstanden hat, nun an ökonomischen Vorgaben zu scheitern drohe.

Das Jüdische Krankenhaus betreibt dreihundertvierundachtzig Betten und beschäftigt über achthundert Mitarbeitende in den Bereichen Innere Medizin, Orthopädie und Unfallchirurgie, Neurologie sowie Psychiatrie und Psychotherapie. Die Notfallversorgung ist für den Nordwesten Berlins von zentraler Bedeutung. Der geplante Restrukturierungsprozess muss daher parallel zur Patientenversorgung stattfinden.

Wie die künftige Struktur aussehen wird, ist offen. Klar ist jedoch, dass eine Schließung weitreichende Folgen für die regionale Versorgung hätte und zugleich ein symbolischer Verlust wäre.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Fridolin freudenfett - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=108371117

Artikel veröffentlicht am: Montag, 8. Dezember 2025

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