„Er kam heim – aber nur, um zu ruhen“: Israel nimmt Abschied von Geiselopfer Guy Iluz
Seine Musik verstummte, doch sein Lächeln blieb: In Raanana wurde der Leichnam von Guy Iluz beigesetzt, der nach zwei Jahren Gefangenschaft im Gazastreifen nach Israel zurückgebracht wurde. Seine Familie sprach über Schmerz, Liebe – und die letzte Ruhe eines Sohnes, der zu früh ging.

Hunderte Menschen nahmen am Mittwochabend in Raanana Abschied von Guy Iluz, einem der israelischen Geiseln, deren Körper vor wenigen Tagen von der Hamas übergeben und gestern identifiziert wurde. Guy war am 7. Oktober 2023 bei der Terrorattacke auf das Nova-Festival verwundet entführt worden. Nun kehrte er nach Hause zurück – nicht lebend, sondern zum letzten Mal.
Sein Vater Michel Iluz sprach in einer bewegenden Trauerrede, die viele zu Tränen rührte:
„Mein Sohn, mein Erstgeborener, mein geliebter Junge – wie verabschiedet man ein Kind? Sie haben dich mir genommen, sie haben dich getötet. Mit dir haben sie auch meine Seele ermordet.“
Guy wurde im Gazastreifen verwundet gefangen gehalten und starb schließlich an seinen Verletzungen, nachdem ihm jegliche medizinische Hilfe verweigert wurde. „Ich fuhr nach Abu Kabir, um dich zu identifizieren“, sagte der Vater. „Sie nahmen das weiße Tuch weg, und das Erste, was ich sah, war dein Lächeln – dieselbe Ruhe und derselbe Frieden, die dich immer ausgezeichnet haben.“
Seine Worte zeichneten das Bild eines Mannes, der noch im Tod Licht ausstrahlte. „Ich berührte dich, roch dich, strich über deine Knochen. Ich wusste mit absoluter Gewissheit: Das bist du. Du bist heimgekehrt, Guy. Heim in die Arme deiner Familie, deiner Freunde und all der Millionen Menschen, die deine Geschichte berührt hat.“
Er sprach auch von dem, was bleibt: „Ich kann mir die Zukunft ohne dich nicht vorstellen. Du fehlst in jedem Atemzug. Du hast uns das Lächeln beigebracht, das du selbst nie verloren hast – selbst als du in der Dunkelheit warst.“
Guy Iluz war Musiker, Gitarrist und arbeitete als Tontechniker mit Künstlern wie Motti Caspi, Shalom Hanoch und der Band „HaYehudim“. Auch Caspi war bei der Beerdigung anwesend – im Rollstuhl, sichtlich bewegt.
Sein Vater erinnerte sich an kleine Gesten, die Guy ausmachten: „Du hast die Berge geliebt, die Reisen durchs Land, das Geräusch des Windes, das Zischen der Gaskocher, wenn du Kaffee gemacht hast – so, wie nur du ihn machen konntest. Im Gefängnis, als sie dir sagten, du bekommst eine Überraschung, hast du gehofft, es sei Tee mit Salbei. Nur du konntest so etwas hoffen.“
Neben der Familie stand Maya Regev, eine der Überlebenden, die Guy in seinen letzten Momenten begleitete. „Ich danke dir, Maya“, sagte der Vater. „Du warst die Letzte, die ihn sah, die mit ihm war. Wir haben durch dich einen letzten Teil von ihm zurückbekommen.“
Bevor Michel Iluz den Sarg verließ, versprach er: „Ich küsste dich auf die Stirn, ein letztes Mal. Ich atmete dich ein und sah deine Schönheit, selbst so, wie du zurückkamst. Ruhe, mein Sohn. Ruhe nach zwei Jahren in einer Welt, die niemand begreifen kann. Ich liebe dich, mein Sohn, mein Erstgeborener, mein Stolz.“
Guy Iluz’ Geschichte steht exemplarisch für die vielen Schicksale, die in den vergangenen Wochen sichtbar wurden – für die Familien, die zwischen Hoffnung und Schmerz leben, und für die, deren Kinder nicht mehr heimkehren konnten.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 16. Oktober 2025