Seiberts Botschaft aus Tel Aviv: „Freiheit für unsere deutschen Brüder“


Mit bewegenden Worten auf Hebräisch appelliert der deutsche Botschafter an die Hamas – und macht den Schmerz der Familien greifbar.

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Steffen Seibert steht oft dort, wo die Stimmen der Verzweiflung nicht verstummen: auf dem „Platz der Geiseln“ im Zentrum von Tel Aviv. Unter den Porträts der Verschleppten, flankiert von Kerzen, Fahnen und leeren Stühlen, ist der deutsche Botschafter in Israel regelmäßig präsent. Er spricht mit Angehörigen, hört zu – und erhebt seine Stimme. Am Freitag veröffentlichte Seibert nun ein besonders eindrückliches Video in sozialen Netzwerken, in dem er auf Hebräisch über das Schicksal der Geiseln spricht – und dabei einen klaren Appell an die Hamas richtet.

Im Zentrum seiner Botschaft stehen sieben junge Männer mit deutscher Staatsangehörigkeit, die am 7. Oktober von der Hamas aus Israel verschleppt wurden – oder in deren Gewalt mutmaßlich ums Leben kamen: Itay Chen (21), Tamir Nimrodi (20), Alon Ohel (24), Tamir Adar (38), die Zwillinge Gali und Ziv Berman (27) sowie Rom Braslawski (21). Sie alle sind Deutsche – und ihre Geschichten sind mehr als politische Schlagzeilen.

„Schalom“, beginnt Seibert sein Video schlicht. Doch was folgt, ist alles andere als gewöhnlich. Drei Minuten lang spricht er ruhig, eindringlich – und in akzentfreiem Hebräisch. Er erwähnt nicht nur die Namen der Geiseln, sondern erzählt, wer sie waren: Gali und Ziv, leidenschaftliche Fußballfans, die unzertrennlich sind. Alon, der Klavierspieler mit großer musikalischer Begabung. Rom, der beim Nova-Festival als Sicherheitsmann arbeitete und dabei anderen half zu entkommen, bevor er selbst in die Hände der Hamas fiel. Und Itay, der als Soldat entführt wurde, nachdem er bis zuletzt seine Heimat verteidigt hatte. Seine Leiche wurde mittlerweile identifiziert und nach Israel überführt.

Auf einem Plakat in der deutschen Botschaft in Tel Aviv sind acht Gesichter zu sehen, hinterlegt mit der deutschen Flagge. Auch Shay Levinson war darunter – ein junger Soldat, 19 Jahre alt, ebenfalls mit deutschem Pass. Doch für ihn kam jede Hilfe zu spät. Die israelische Armee fand seine sterblichen Überreste bei einem Einsatz in Gaza. Ein weiterer Name, der aus der Hoffnungsliste gestrichen werden musste.

„651 Tage sind vergangen, seit diese Menschen in die Hölle verschleppt wurden“, sagt Seibert. Und er betont: Es gehe hier nicht um politische Kalküle oder Verhandlungstaktik – sondern um konkrete Schicksale. Um Menschen, deren Familien seit fast zwei Jahren keine Nachricht, kein Lebenszeichen, kein Grab bekommen haben.

Mit sichtbarer Betroffenheit spricht Seibert über Tamir Adar, der im Kibbuz Nir Oz lebte und mutmaßlich in Gaza getötet wurde. Seine Leiche ist noch nicht überführt – die Familie wartet auf einen Abschied. Und über Tamir Nimrodi, der im Pyjama aus seiner Militärkaserne entführt wurde. Von ihm fehlt bis heute jedes Zeichen, dass er noch lebt. „Seine Familie lebt in völliger Ungewissheit“, so Seibert.

„Alon, Gali, Ziv, Itay, Rom und beide Tamir sind unsere deutschen Brüder“, sagt Seibert mit Nachdruck. „Die Hamas muss sie freilassen. Und wenn dafür ein Abkommen nötig ist, dann gibt es nichts Wichtigeres als das.“

Dabei bleibt es nicht. Der deutsche Botschafter fordert ein Abkommen, das nicht nur den Geiseln und ihren Familien hilft – sondern auch eine Perspektive für die palästinensische Zivilbevölkerung eröffnet. Die Menschen in Gaza müssten ihr Leben wieder aufbauen können, sagt er. Aber dafür sei ein Schritt der Menschlichkeit auf allen Seiten nötig.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von U.S. Embassy Jerusalem - https://www.flickr.com/photos/46886434@N04/53924121136/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=151617223

Artikel veröffentlicht am: Samstag, 19. Juli 2025

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