Mut, Opfer und eine bittere Lektion: Wie das Zikim-Ausbildungslager dem Hamas-Ansturm trotzte
Am 7. Oktober 2023 überfiel Hamas die Zikim-Basis in Israel. Trotz Überraschung und Chaos hielten die Soldaten stand. Ein neuer Bericht enthüllt die heldenhaften Taten – und die Lektionen aus der Tragödie.

Am Morgen des 7. Oktober 2023 brach die Hölle über Israel herein. Hamas startete einen koordinierten Überraschungsangriff, der das Land in Schock versetzte. Eines der Ziele war die Zikim Brigade Training Base, eine militärische Einrichtung nahe der Grenze zum Gazastreifen. Terroristen drangen ein, entschlossen, die Basis zu erobern, Soldaten zu töten und Geiseln zu nehmen. Doch trotz des Chaos, der Übermacht und fehlender Vorwarnung gelang es den israelischen Soldaten, das Undenkbare zu verhindern: Die Basis wurde nicht eingenommen. Ein kürzlich abgeschlossener Untersuchungsbericht enthüllt die dramatischen Ereignisse dieses Tages und zeichnet ein Bild von Mut, Entschlossenheit und tragischem Verlust.
Die Untersuchung, geleitet von Generalmajor Yaron Finkelman und Generalmajor Rafi Milo, erstreckte sich über sieben Monate. Sie basiert auf einer Fülle von Material: Sicherheitskameras, Feldforschungen, Verhöre, Zeugenaussagen und Rekonstruktionen. Der Bericht, der den betroffenen Familien, dem Basispersonal und den beteiligten Sicherheitskräften vorgelegt wurde, zeigt, wie die Tavor-Kompanie unter extremen Bedingungen kämpfte und die Hamas-Pläne vereitelte. Doch der Preis war hoch: Sieben Soldaten und Kommandeure verloren ihr Leben, neun Soldaten und ein Zivilist wurden verletzt.
Der Bericht gliedert die Ereignisse in fünf Phasen, die den Ablauf des Kampfes detailliert beschreiben. Um 06:29 Uhr begann alles mit einem massiven Raketenbeschuss durch Hamas auf südisraelische Städte und Hinterlandgebiete. Gleichzeitig durchbrachen Terroristen an mehreren Stellen die Grenzsperre – zu Fuß, auf Motorrädern und in Fahrzeugen. Innerhalb von Minuten standen die israelischen Truppen einer gut organisierten Offensive gegenüber, zahlenmäßig klar unterlegen.
In der ersten Phase (06:29–07:05) reagierte die Zikim-Basis sofort. Nach dem „Red Color“-Alarm suchten alle Soldaten mit ihren Waffen Schutz. Ein Stromausfall durch Raketeneinschläge legte technische Systeme lahm und erschwerte die Kommunikation. Doch die Kommandeure erkannten die Bedrohung früh. Schon um 06:37 wurde die Wahrscheinlichkeit eines direkten Angriffs diskutiert. Guard-Posten wurden verstärkt, und um 06:49, als Schüsse zu hören waren, rief der Kompaniechef den höchsten Alarmzustand aus. Frauen in den Sicherheitskräften wurden für den Kampf vorbereitet, und Zivilisten, die vor Terroristen vom nahegelegenen Zikim-Strand flohen, fanden Schutz auf der Basis.
In der zweiten Phase (07:05–08:14) begann der Kampf an den Kontrollpunkten. Um 07:14 meldete der Kompaniechef die Sichtung von neun Terroristen, die sich dem Eingang näherten. Verstärkung wurde entsandt, und ein erbitterter Schusswechsel entbrannte. Trotz Kommunikationsproblemen trafen weitere Soldaten ein, leisteten medizinische Hilfe unter Beschuss und kämpften heldenhaft. An einem weiteren Posten griff eine zweite Terroristengruppe an. In einer halben Stunde wurden mehrere Terroristen ausgeschaltet, doch vier Soldaten am Eingangsposten fielen nach Granaten- und RPG-Angriffen.
Die dritte Phase (08:14–09:16) war die dramatischste. Zwei Terroristen drangen in die Basis ein und griffen getrennt an. Ein Soldat wurde verwundet, ein anderer getötet. In einem Akt unglaublichen Mutes stürzte sich ein unbewaffneter Soldat auf einen der Angreifer und ermöglichte es einem Kameraden, den Terroristen zu neutralisieren. Doch die Verluste häuften sich: Der Kompaniechef fiel durch Scharfschützenfeuer, ebenso sein Stellvertreter. Dennoch kämpften die Soldaten weiter, neutralisierten einen weiteren Terroristen und schützten fliehende Zivilisten. Um 09:15 wurde der zweite Eindringling von bewaffneten Zivilisten, die von außerhalb kamen, eliminiert.
In der vierten Phase (09:16–14:15) wurde die Basis gesichert. Verwundete wurden in Krankenhäuser evakuiert, und bis 11:34 endete der Kampf am südlichen Posten mit der Ausschaltung zweier weiterer Terroristen. Zivilisten wurden unter militärischem Schutz abtransportiert, und um 14:30 erklärte der Kommandeur der Rettungsbrigade den Kampf für beendet. In den folgenden fünf Tagen wurden etwa 15 weitere Terroristen in der Umgebung der Basis eliminiert.
Aus israelischer Sicht ist die Verteidigung der Zikim-Basis ein Symbol für Widerstandskraft. Die Hamas hatte geplant, die Basis mit ihren Elitetruppen, den Nukhba-Einheiten, zu überrennen, um Tötungen und Entführungen durchzuführen. Dieser Plan scheiterte am entschlossenen Handeln der Tavor-Kompanie, unterstützt durch regionale Bataillone und die Marine. Die Soldaten kämpften isoliert, da andere Einheiten in der Region ebenfalls unter Beschuss standen. Dennoch verhinderten sie, dass die Terroristen in weitere zivile Gebiete vordrangen, und schützten so unzählige Leben.
Der Bericht lobt die Werte, die diesen Erfolg ermöglichten: Hingabe, Verantwortung, Kameradschaft und Führungsstärke. Doch er deckt auch Schwächen auf. Der fehlende Vorwarndienst war ein entscheidender Faktor. Stromausfälle beeinträchtigten die Kommando- und Kontrollfähigkeit, und die Ausbildung für schnelle Reaktionen auf Infiltrationen muss verbessert werden. Dennoch bewährten sich physische Hindernisse und Verteidigungsanlagen, die den Angriff verzögerten und weitgehend stoppten.
Die Ereignisse an der Zikim-Basis sind eine Mahnung und ein Vorbild zugleich. Israel steht vor der Herausforderung, seine Verteidigungssysteme weiter zu stärken, insbesondere an grenznahen Standorten. Der Bericht fordert modernere, widerstandsfähigere Technologien, um Stromausfälle und Kommunikationsprobleme zu verhindern. Gleichzeitig zeigt die Schlacht, wozu israelische Soldaten fähig sind, wenn sie mit Entschlossenheit und Opferbereitschaft handeln.
Für die Familien der Gefallenen und die Überlebenden bleibt der 7. Oktober ein Tag des Schmerzes, aber auch des Stolzes. Die Soldaten der Zikim-Basis haben nicht nur eine militärische Stellung verteidigt, sondern auch die Hoffnung, dass Israel selbst in den dunkelsten Stunden standhaft bleibt. Die Frage bleibt: Wird das Land aus diesem Angriff lernen, um zukünftige Tragödien zu verhindern? Die Antwort liegt in den Händen derer, die heute die Verantwortung tragen.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 27. April 2025