Zehn Tote, sieben Jahre – Das Urteil von Be’er Sheva lässt Eltern fassungslos zurück


Nach der Katastrophe von Nahal Tzafit bleibt die Wut – und ein Gefühl von Verrat durch die Justiz

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Fast sieben Jahre nach der tragischen Sturzflut in der Wüste bei Nahal Tzafit, bei der zehn Jugendliche auf grausame Weise ums Leben kamen, hat das Bezirksgericht in Be’er Sheva am Dienstag sein Urteil gefällt: Sieben Jahre Haft für Yuval Cohen, den damaligen Direktor der Bnei-Zion-Vorbereitungsschule, und für Aviv Berdichev, den ehemaligen Bildungsleiter. Zusätzlich müssen beide jeweils 210.000 Schekel (rund 52.000 Euro) an die Familien der Opfer zahlen. Doch für viele Hinterbliebene fühlt sich dieses Urteil wie ein zweiter Schlag ins Gesicht an.

Denn trotz der schmerzhaften Verluste, trotz der erdrückenden Faktenlage und trotz der Forderung der Staatsanwaltschaft nach mindestens zwölf Jahren Haft wurde das Strafmaß spürbar gesenkt – und die Anklage lautete weiterhin nur auf „fahrlässige Tötung“. Nicht Totschlag durch Rücksichtslosigkeit, wie von den Familien so eindringlich verlangt.

Zehn junge Menschen – neun Mädchen und ein Junge – verloren am 25. April 2018 ihr Leben, als sie von einer plötzlichen Sturzflut in einer Schlucht erfasst wurden. Sie hätten dort niemals sein dürfen. Bereits Stunden zuvor hatten Wetterdienste und Sicherheitsbehörden ausdrücklich vor gefährlichen Regenfällen und möglichen Überschwemmungen gewarnt. Doch weder Cohen noch Berdichev reagierten. Statt den Ausflug abzusagen, ließen sie die Jugendlichen losziehen – in ihr Verderben.

Das Gericht fand klare Worte: „Die Fahrlässigkeit der Angeklagten war kein Momentversagen. Sie dauerte Stunden an.“ Beide Männer hätten zahlreiche Chancen gehabt, die Katastrophe zu verhindern – und taten nichts. Besonders erschütternd: Auch als Cohen wusste, dass es regnen könnte, kontaktierte er seinen Kollegen nicht, fragte nicht nach dem Aufenthaltsort der Gruppe. Er schwieg. „Er handelte nicht so, wie ein Direktor hätte handeln müssen“, heißt es im Urteil. Aviv Berdichev wiederum wies jede Verantwortung weit von sich.

Für die Eltern war die Szene im Gerichtssaal ein emotionaler Zusammenbruch. Tränen, Fassungslosigkeit, Wut. Hadar Alfi, dessen Sohn Tzur unter den Opfern war, sagte nach der Urteilsverkündung gegenüber Kan News: „Es ist eine bittere Enttäuschung. Es gibt keine Worte für das, was wir empfinden.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 22. April 2025

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