Vom Opfer zum Täter: 21-Jähriger ruft Polizei nach Angriff – und wird selbst wegen schweren Raubes festgenommen
In Berlin-Weißensee wollte ein junger Mann die Polizei rufen, weil er angeblich Opfer einer brutalen Attacke war. Doch was als Hilferuf begann, endete für ihn selbst im Polizeigewahrsam – mit dem Vorwurf des schweren Raubes.

Ein 21-Jähriger meldete sich am Mittwochabend in Berlin-Weißensee bei der Polizei und behauptete, er sei von drei Jugendlichen mit einem Schlagstock attackiert und verletzt worden. Die mutmaßlichen Täter seien geflüchtet, so seine Darstellung. Doch bei der Aufnahme der Anzeige stießen die Beamten auf eine andere, weitaus verstörendere Geschichte.
Denn wie sich bald herausstellte, war der 21-Jährige offenbar selbst kurz zuvor gewalttätig geworden – und das gegen ein Kind. Ermittlungen ergaben, dass er einem 13-jährigen Jungen mit einem Messer Verletzungen zugefügt und ihm dabei eine Baseballkappe entrissen hatte. Das verletzte Kind musste zur stationären Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden.
Der angebliche Hilfesuchende entpuppte sich somit als mutmaßlicher Täter eines schweren Raubes. Bei seiner Durchsuchung fanden die Beamten nicht nur die gestohlene Kappe, sondern auch mehrere Feuerwerkskörper – illegal und potenziell gefährlich. Und noch etwas fiel den Polizisten auf: Der 21-Jährige hatte einen Atemalkoholwert von 1,4 Promille. Berichten zufolge verhielt er sich aggressiv, beleidigte die Einsatzkräfte und zeigte keinerlei Einsicht.
Die Beamten nahmen ihn daraufhin in Gewahrsam. Zwar wurde er später wieder auf freien Fuß gesetzt, doch der Vorwurf des schweren Raubes steht im Raum – eine Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr geahndet wird. Dass das Opfer in diesem Fall ein Kind ist, verschärft die moralische Dimension der Tat zusätzlich.
Dieser Vorfall reiht sich ein in eine zunehmende Zahl bizarrer und tragischer Gewalttaten, bei denen Täter sich zunächst als Opfer ausgeben – in der Hoffnung, ihre eigene Schuld zu verschleiern. Doch die Wirklichkeit holt sie oft schneller ein als erwartet. Besonders beunruhigend ist, dass der mutmaßliche Täter offenbar keinerlei Skrupel hatte, seine Geschichte bei der Polizei als glaubhafte Anzeige vorzubringen – wohl im Versuch, sich selbst als hilfloses Opfer zu inszenieren.
Für das verletzte Kind bleibt der Vorfall traumatisch. Was als harmloser Tag endete, mündete für den 13-Jährigen in einem Messerangriff durch einen Erwachsenen – mitten in einem Berliner Stadtteil, der nicht als Brennpunkt gilt. Der Vorfall wirft erneut ein Schlaglicht auf die zunehmende Alltagsgewalt, die nicht mehr nur in bestimmten Milieus oder Nachtstunden stattfindet, sondern immer häufiger unvermittelt und an völlig alltäglichen Orten.
Dass der 21-Jährige die Polizei selbst rief, könnte ein Zeichen für Naivität oder eine erschreckende Selbstwahrnehmung sein – oder schlicht ein Ablenkungsmanöver. Fest steht: Der Fall wird die Berliner Justiz beschäftigen, und die Polizei prüft nun auch, ob es Verbindungen zu anderen Vorfällen gibt. Dass bei ihm Feuerwerkskörper gefunden wurden, könnte ein Hinweis auf weitere geplante Taten oder Straftaten sein – insbesondere vor dem Hintergrund, dass am selben Abend erneut Autos in der Nähe der JVA Plötzensee brannten.
Berlin steht seit Monaten unter Druck: brennende Autos, zunehmende Jugendgewalt, Angriffe auf Einsatzkräfte und eine spürbare Enthemmung im Umgang mit Gewalt. Der Fall von Weißensee zeigt, wie vielschichtig und tragisch sich diese Entwicklungen auf Einzelschicksale auswirken – und wie schnell sich Rollen verkehren können. Wer Hilfe ruft, ist nicht immer das Opfer.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Freitag, 30. Mai 2025