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ISIS wirkt geschwächt – doch die Gefahr bleibt


Ein einzelner Schütze reicht dem sogenannten Islamischen Staat noch immer, um internationale Kräfte zu treffen. Hinter dem Anschlag in Syrien steht ein größeres Problem: Die Organisation schrumpft, aber ihr Gift bleibt wirksam.

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Der Angriff, bei dem zwei US-Soldaten und ein amerikanischer Zivilangestellter in Syrien getötet wurden, zeigt, wie trügerisch die Annahme eines „besiegten“ ISIS ist. Auch wenn der sogenannte Islamische Staat kaum noch Territorium kontrolliert, verfügt er weiterhin über die Fähigkeit, Menschen zu radikalisieren und punktuell zuzuschlagen. Genau das geschah am 13. Dezember, als ein einzelner Bewaffneter aus dem Umfeld der Terrororganisation ein US-Team in einen Hinterhalt lockte. Er wurde zwar unmittelbar getötet, doch das Ergebnis bleibt erschütternd.

Der Vorfall bestätigt, was Fachleute seit Jahren betonen: ISIS ist zurückgedrängt, aber nicht entwaffnet – und schon gar nicht entideologisiert. Nach dem Zusammenbruch der Organisation im Jahr 2019 überlebten ihre Überreste in den Wüstenregionen Syriens. Einige Tausend Kämpfer, teils schwer bewaffnet, operieren weiterhin in kleinen Zellen. Sie verfügen über wenig Struktur, aber dafür über viel Erfahrung im Untergrundkampf. Das macht sie unberechenbar und schwer zu lokalisieren.

Die politische Lage in Syrien hat sich seit dem Sturz des früheren Regimes radikal verändert. Die USA arbeiten heute sowohl mit den kurdisch geführten Syrian Democratic Forces im Osten als auch mit den staatlichen Sicherheitskräften im Westen des Landes zusammen. Dieses seltene Gleichgewicht erlaubt gezielte Operationen gegen ISIS, mindert aber nicht die Risiken vor Ort. Jede Kommandomission trifft auf ein Gefüge aus Milizen, lokalen Netzwerken und rivalisierenden Geheimdiensten – ein Terrain, das der Terrororganisation das Überleben erleichtert.

Die US-Armee betont, dass die Identitäten der Getöteten erst nach Benachrichtigung der Familien offengelegt werden. Die Nachricht selbst löst in Washington dennoch die immer gleiche Debatte aus: Soll das Militär in Syrien bleiben – oder ist der Preis zu hoch? Bisher entscheiden sich die USA dagegen, abzuziehen. Im Zentrum steht nun die Frage, wie die SDF enger an die neuen Sicherheitsstrukturen in Damaskus angebunden werden können, ohne ihren Einfluss im Osten zu verlieren. Ein Balanceakt, der Monate oder Jahre dauern kann.

Parallel dazu wächst ein anderes Problem: Zehntausende ISIS-Angehörige sitzen in Lagern im Osten Syriens fest, darunter viele Gefangene, aber auch Frauen und Kinder aus ehemals radikalisierten Familien. Die Lager sind überfüllt, schlecht gesichert und ein politischer Sprengsatz. Ohne langfristige Strategie für Rehabilitierung und Rückführung entsteht ein Klima, in dem die Ideologie des Terrornetzwerks überdauert – und die nächste Generation von Tätern heranwächst.

Der Anschlag vom 13. Dezember zeigt daher vor allem eines: ISIS mag geschrumpft sein, doch der Kern der Gefahr – die Fähigkeit, aus dem Schatten heraus zu töten – ist geblieben. Wer glaubt, das Kapitel sei abgeschlossen, verkennt die Realität auf dem Boden. Sicherheit entsteht nicht durch optimistische Rhetorik, sondern durch realistisches Handeln: Aufklärung, regionale Kooperation und ein langfristiger Plan für die Menschen in den Lagern. Nur so kann verhindert werden, dass ein sterbender Terrorstaat wieder zum Flächenbrand wird.

Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: By Statea USA - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=94828371

Artikel veröffentlicht am: Montag, 22. Dezember 2025

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