Die Rückkehr der Terror-Witwe: Samantha Lewthwaite lebt – und finanziert weiter den Dschihad in Afrika
Neue Recherchen belegen, dass die meistgesuchte britische Terroristin nicht nur überlebt hat, sondern weiterhin eine Schlüsselrolle in den Strukturen des islamistischen Terrors spielt.

Jahrelang galt sie als tot. Gerüchte über einen Drohnenschlag, eine geheime Flucht, sogar über eine Schönheitsoperation zur Tarnung machten die Runde. Doch jetzt ist klar: Samantha Lewthwaite, die „Weiße Witwe“, lebt – und agiert offenbar aus Somalia heraus als zentrale Figur des islamistischen Terrors in Afrika. Ein investigativer Bericht der britischen Zeitung Daily Mail rekonstruiert die jüngste Spur der Britin, die mit Anschlägen in Verbindung gebracht wird, bei denen insgesamt rund 400 Menschen starben. Statt im Verborgenen zu verschwinden, hat sie Karriere gemacht – im Inneren des Al-Qaida-Ablegers Al-Shabaab, dem sie heute als Geldbeschafferin dient.
Die Geschichte von Samantha Lewthwaite ist ein Albtraum aus den Schattenzonen des Westens: geboren in Nordirland, aufgewachsen im englischen Aylesbury, konvertierte sie als Jugendliche zum Islam und radikalisierte sich unter dem Einfluss salafistischer Prediger wie Trevor Forrest, alias Scheich Abdullah el-Faisal. Mit 21 heiratete sie Jermaine Lindsay, einen der Attentäter der Londoner U-Bahn-Anschläge vom 7. Juli 2005. 56 Menschen starben damals. Ihr Mann war einer davon. Während die britische Öffentlichkeit sie als trauernde Witwe wahrnahm, soll sie bereits an der Vernetzung mit islamistischen Netzwerken gearbeitet haben. Wenige Jahre später verschwand sie – und tauchte nur noch als Phantom der Terrorabwehr auf.
Ein Phantom mit vielen Gesichtern. Ermittler in Afrika berichten, sie habe mindestens vier Identitäten verwendet, sich plastisch operieren lassen und sei stets knapp einer Festnahme entkommen. In Kenia stießen Fahnder 2011 auf eine Wohnung mit Sprengstoffvorräten, die sie für Anschläge gegen britische Touristen vorbereitet hatte. Nur durch einen gefälschten Pass entkam sie der Polizei – und vermutlich mit Hilfe von Bestechungsgeldern in Höhe von 130.000 Schekel. Es war das letzte Mal, dass man ihr so nahe kam.
Der neue Bericht der Daily Mail gibt nun erschütternde Einblicke in ihr weiteres Wirken. Lewthwaite lebt demnach heute unter dem Schutz von Al-Shabaab in Somalia. Ihre Rolle: nicht mehr an der Front mit der Kalaschnikow, sondern im Hintergrund, als Finanzstrategin. Sie verwaltet Spendengelder, leitet verdeckte Transfers, hält den blutigen Apparat am Laufen. Besonders brisant: Sie soll noch 2024 in Uganda gesehen worden sein – ein Hinweis darauf, dass sie ihre operative Mobilität behalten hat. Sicherheitsdienste aus mehreren Ländern stufen sie weiterhin als hochgefährlich ein.
Ihr Engagement ist nicht nur logistischer Natur. Bereits 2018 berichteten Geheimdienste, sie habe in Jemen versucht, junge Mädchen aus ärmsten Verhältnissen als Selbstmordattentäterinnen anzuwerben – für den Preis von umgerechnet 400 Dollar pro Kind. Ihre ideologische Radikalisierung geht demnach mit eiskalter Berechnung einher. Trotz ihrer medialen Mythologisierung – etwa durch Netflix-Dokumentationen oder Boulevard-Schlagzeilen – bleibt Lewthwaite eine reale Bedrohung. Und ein Paradebeispiel für das Versagen westlicher Sicherheitsapparate, Terrornetzwerke jenseits des Nahen Ostens konsequent zu zerschlagen.
Dass sie weiterhin ungestraft agieren kann, ist ein Skandal. Interpol fahndet seit über einem Jahrzehnt nach ihr, doch bis heute ist sie keinem Gericht vorgeführt worden. In Somalia, wo Al-Shabaab noch immer ganze Regionen kontrolliert, genießt sie offenbar Immunität. Die Terrororganisation profitiert von ihrer Erfahrung, ihrem westlichen Hintergrund, ihrer Fähigkeit zur Tarnung. Dass sie gleichzeitig Weetabix zum Frühstück liebt und Beyoncé-Fan ist, wie der Bericht süffisant bemerkt, unterstreicht nur die verstörende Absurdität eines Lebens zwischen Popkultur und Massenmord.
Im Zeitalter des globalen Terrors ist Samantha Lewthwaite ein Relikt – und eine Warnung. Ihre Geschichte zeigt, wie leicht westliche Gesellschaften radikale Ideologien unterschätzen, wie unzureichend Terrorprävention außerhalb bekannter Kriegsschauplätze funktioniert – und wie gefährlich Frauen in Führungspositionen dschihadistischer Strukturen sein können. Die „Weiße Witwe“ lebt – und mit ihr ein Netzwerk, das weiter tötet.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 20. Juli 2025