Cornell-Abstimmung über BDS-Resolution: Wenn „Widerstand mit allen Mitteln“ salonfähig wird
An der Cornell University stimmt eine Studierenden-Gewerkschaft über eine Resolution ab, die BDS verankern und „Widerstand mit allen Mitteln“ legitimieren soll. Was als politische Initiative verkauft wird, bedroht jüdisches Leben an US-Hochschulen sichtbar.

An der Cornell University läuft eine Abstimmung, die beispielhaft für die harte ideologische Front steht, die sich an US-Hochschulen gebildet hat. Die Gewerkschaft Cornell Graduate Students United – UE Local 300 prüft eine Resolution, die Boykott, Desinvestition und Sanktionen gegen Israel einführen soll. Die Sprache des Textes lässt kaum Interpretationsspielraum: Unterstützt werden soll „Widerstand mit allen Mitteln“, ein Satz, der seit Jahren in bestimmten Milieus als Freibrief für Gewalt herhalten muss.
Dass eine Gewerkschaft von Studierenden und Lehrenden diese Formulierung übernimmt, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Entwicklung, bei der Israelhass zur politischen Eintrittskarte geworden ist. Die Initiatoren erklären, man stelle sich „an die Seite eines Volkes, das einem Genozid widersteht“. Diese Behauptung wird in akademischen Kreisen inzwischen oft reproduziert, obwohl sie mit belegbaren Zahlen und unabhängigen Analysen nicht übereinstimmt. Sie wird dennoch genutzt, um eine moralische Rechtfertigung für radikale Forderungen zu vermitteln – bis hin zu Maßnahmen, die jüdische Studierende direkt gefährden.
Die Resolution verlangt, dass Cornell seine Investitionen offenlegt, Verbindungen zu israelischen Einrichtungen kappt und jede Form von Zusammenarbeit überprüft. Dazu gehört explizit das Technion – eine Forschungsinstitution, die seit Jahren zu den innovativsten der Welt zählt und deren Kooperationen im Bereich Medizintechnik und Informatik international geschätzt werden. Die Unterstellung, dass wissenschaftliche Kooperationen mit Israel Teil eines angeblichen „Genozids“ seien, ist nicht nur politisch aufgeladen, sondern auch faktisch unhaltbar.
Parallel erklärt die Gewerkschaft, sie wolle Mitglieder davor schützen, für „pro-palästinensische Forschung“ oder „pro-palästinensische Lehre“ belangt zu werden. Gemeint ist damit vor allem der Umgang mit jenen Teilen der campuspolitischen Szene, die in den vergangenen Monaten Radikalisierung, Einschüchterungen und Übergriffe normalisiert haben. Seit Oktober 2023 kam es an mehreren US-Universitäten zu Drohungen gegen jüdische Studierende, zur Manipulation von Hörsälen, zur Störung von Lehrveranstaltungen und gelegentlich sogar zu Aufrufen zur Gewalt. In diesem Umfeld ist es bemerkenswert, dass die Resolution nicht ein einziges Mal die Sicherheit jüdischer Studenten erwähnt.
Ein Schwerpunkt des Textes ist die Behauptung, dass Vorwürfe von Antisemitismus lediglich ein „Werkzeug anti-gewerkschaftlicher Kräfte“ seien. Diese Darstellung ignoriert bewusst die alarmierenden Entwicklungen, die von jüdischen Organisationen, Bürgerrechtsgruppen und Bundesbehörden dokumentiert wurden. Dass der Begriff „Antisemitismus“ entwertet werden soll, indem man ihn politisch umdeutet, gehört inzwischen zu den Strategien radikaler BDS-Aktivisten. Die reale Bedrohungslage bleibt dabei auf der Strecke.
Die Resolution reagiert auch auf die schärferen Maßnahmen der US-Regierung. Seit Oktober 2023 wurden an mehreren Universitäten die Visen von Studierenden aufgehoben, die an illegalen Besetzungen beteiligt waren oder gegen Sicherheitsauflagen verstießen. Präsident Donald Trump fordert klare Regeln für Proteste und Konsequenzen bei Gesetzesverstößen. Dass an Hochschulen Recht und Ordnung durchgesetzt werden, ist keine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit, sondern deren Grundvoraussetzung. Wer Gebäude blockiert, Lehrveranstaltungen verhindert oder Gewalt gutheißt, handelt nicht als Forscher oder Lehrer – sondern als Aktivist.
So entsteht an US-Universitäten eine paradoxe Situation: Unter dem Titel „Solidarität“ wird eine politische Ideologie gefördert, die Gewalt relativiert und die Sprache von Terrororganisationen übernimmt. Unter dem Begriff „Menschenrechte“ wird die Delegitimierung jüdischer Selbstbestimmung propagiert. Und unter dem Stichwort „Akademische Freiheit“ fordert man Schutz für Positionen, die an vielen Universitäten längst zur Einschüchterung jüdischer Studierender beitragen.
Was in Cornell zur Abstimmung steht, ist deshalb weit mehr als ein internes Dokument einer Studierendengewerkschaft. Es ist ein Testfall für die Frage, wohin sich ein Teil der akademischen Welt bewegt: hin zu einer politischen Kultur, in der Israel dämonisiert wird, jüdische Studenten unter Druck geraten und radikale Slogans zu normalen Argumenten werden. Wenn „Widerstand mit allen Mitteln“ auf einem Campus der Ivy League nicht mehr schockiert, sondern applaudiert wird, sagt das viel über die Verschiebungen innerhalb dieser Institutionen aus.
Die Abstimmung läuft noch. Doch unabhängig vom Ergebnis zeigt sich bereits jetzt, wie tief die Spaltung reicht – und wie dringend nötig es wäre, dass Universitäten zu ihrem Kernauftrag zurückfinden: Orte des Lernens zu sein, nicht Bühnen für ideologische Eskalation.
Autor: Redaktion
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Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 25. November 2025