Trump verliert die Geduld mit Putin: Stehen erstmals echte US-Sanktionen gegen Russland bevor?


Nach langem Zögern scheint Trump nun bereit, die Konfrontation mit dem Kreml zu suchen. Die Geduld mit Putin ist aufgebraucht – und das ausgerechnet inmitten massiver US-Militärmanöver in Europa.

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Es ist ein bemerkenswerter Wandel im Tonfall des amerikanischen Präsidenten. Donald Trump, der noch vor wenigen Monaten versuchte, als Vermittler zwischen Moskau und Kiew aufzutreten, spricht plötzlich offen davon, Wladimir Putin nicht mehr zu verstehen. „Er ist verrückt geworden“, sagte Trump laut einem Bericht des „Wall Street Journal“. Und dann setzte er nach: „Was zum Teufel ist mit ihm passiert?“ Worte, die so klingen, als sei der Punkt überschritten, an dem Gespräche noch eine Option waren. Worte, die eine neue Richtung andeuten – vielleicht sogar eine Richtungsänderung in der US-Politik gegenüber Russland.

Tatsächlich denkt Trump laut darüber nach, noch in dieser Woche neue Sanktionen gegen Moskau zu verhängen. Nicht, weil ihn außenpolitische Erwägungen antreiben würden, sondern weil er offenbar persönlich enttäuscht ist. Die Attacken auf Kiew gehen weiter, Drohnen und Raketen treffen die ukrainische Hauptstadt in immer höherer Zahl. Und der Versuch, den Krieg diplomatisch zu beenden, ist offenbar gescheitert. Laut Trump ist er „müde“ vom Vermitteln, und wenn die nächsten Tage keinen Fortschritt bringen, will er die Friedensbemühungen ganz aufgeben. Das ist eine Kehrtwende für einen Präsidenten, der zu Beginn seiner Amtszeit versprach, diesen Krieg „am ersten Tag im Amt“ zu beenden.

Noch alarmierender als Trumps Aussagen ist die militärische Realität in Europa. In Schweden, genauer gesagt auf der Ostseeinsel Gotland, werden derzeit amerikanisch-europäische Militärmanöver von beispiellosem Ausmaß durchgeführt. Die Übungen, an denen US-Marines, britische Fallschirmjäger und nordische sowie baltische Einheiten beteiligt sind, zeigen deutlich: Washington bereitet sich auf einen möglichen direkten Krieg mit Russland vor. Während Drohnen über Kiew kreisen, simulieren NATO-Soldaten auf Gotland mögliche Einsatzszenarien in einem russisch-westlichen Großkonflikt.

Gotland ist kein beliebiger Ort. Die strategisch gelegene Insel liegt nur rund 300 Kilometer von Kaliningrad entfernt – dem russischen Exklavestützpunkt mit massivem militärischen Potenzial. Wer Gotland kontrolliert, kontrolliert große Teile des baltischen Luftraums und Seewegs. Das weiß auch Putin. Laut Aussagen schwedischer Sicherheitsexperten hat der Kreml „zwei Augen“ auf die Insel gerichtet. Im Falle eines Großkonflikts gilt sie als eines der ersten potenziellen Angriffsziele.

Parallel dazu verschärft sich die geopolitische Lage dramatisch. Kurz nachdem Trump seine Frustration über Putin öffentlich machte, startete Russland die bislang größte Drohnen- und Raketenwelle gegen ukrainische Städte seit Kriegsbeginn. Mehr als 350 Drohnen und mindestens neun Marschflugkörper wurden auf Ziele in der Ukraine abgefeuert – eine Reaktion, wie Moskau behauptet, auf ukrainische Angriffe im russischen Grenzgebiet. Die Eskalationsspirale dreht sich weiter, und die Signale aus Washington deuten darauf hin, dass man nicht mehr bereit ist, tatenlos zuzusehen.

Auch auf diplomatischer Ebene gerät Putin weiter unter Druck. Der neue deutsche Kanzler Friedrich Merz sorgte für internationale Aufmerksamkeit, als er erklärte, dass die NATO-Staaten künftig keine Reichweitenbeschränkungen mehr für die von ihnen gelieferten Waffen an die Ukraine setzen würden. Kiew könnte damit Ziele tief im russischen Hinterland angreifen – ein Albtraum für den Kreml. Auch wenn Merz seine Worte am nächsten Morgen relativierte und betonte, die Entscheidung sei schon vor seiner Amtszeit gefallen, war die Botschaft eindeutig: Der Westen schränkt sich nicht länger freiwillig ein.

Währenddessen üben amerikanische Truppen auf Gotland den Einsatz des HIMARS-Raketenwerfers, einer mobilen Artillerieplattform, die sich im Ukrainekrieg als spielentscheidend erwiesen hat. Die Botschaft ist klar: Washington will vorbereitet sein. Und auch Schweden und Finnland, seit Kurzem Mitglieder der NATO, haben ihre Rüstungsausgaben massiv erhöht. Mit dem Beitritt dieser beiden Staaten hat Putin genau das erreicht, was er mit seinem Krieg gegen Kiew verhindern wollte: eine gestärkte NATO mit direktem Zugang zu strategisch wichtigen Gebieten im Norden Europas.

Die USA und ihre Partner bereiten sich auf einen Konflikt vor, den viele noch vor wenigen Monaten für undenkbar hielten. Falls Putin tatsächlich einen offenen Krieg mit dem Westen riskiert, wäre Gotland nur der Anfang. Estland, Lettland und Litauen – alle NATO-Mitglieder – wären als Nächstes in Gefahr. Ebenso Polen und Finnland. Der russische Drang zur Ausdehnung – von Georgien über die Krim bis zum Donbass – könnte sich nun gegen jene Länder richten, die über Jahrzehnte hinweg Schutz in der westlichen Allianz suchten.

Trump, der sich bislang nie wirklich von Putin distanzierte, scheint erkannt zu haben, dass Freundschaft mit einem Aggressor keinen Frieden bringt. Seine Wut auf den Kremlchef ist mehr als persönliche Enttäuschung – sie ist Teil einer neuen Realität, in der selbst der impulsive und oft zögerliche Präsident der USA sich dem Unvermeidlichen stellen muss: Russland wird nicht durch Worte gebändigt.

Ob Trump tatsächlich Sanktionen verhängt, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: Das politische Klima kippt. Der militärische Aufmarsch in Europa, die zunehmende Aggression Russlands und die sich wandelnde Rhetorik der USA deuten darauf hin, dass die Phase der Zurückhaltung vorbei ist. Die Frage ist nicht mehr, ob der Westen reagiert – sondern wann, wie hart und mit welchen Folgen.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Gage Skidmore from Surprise, AZ, United States of America - Donald Trump, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=157318072

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 27. Mai 2025

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