Trump setzt Iran unter Druck: US-Diplomat trifft Araghchi – Gespräche über Atomwaffen kurz vor möglichem Wendepunkt


In Oman trafen sich US- und iranische Diplomaten indirekt – Trump droht mit Militärschlag, Iran signalisiert Gesprächsbereitschaft, aber bleibt hart.

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US-Präsident Donald Trump schickt seinen Sondergesandten Steve Witkoff nach Oman – zum ersten direkten Kontakt zwischen der US-Regierung und dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi seit Jahren. Der diplomatische Balanceakt, inszeniert unter der Schirmherrschaft des Oman, soll Bewegung in eine der gefährlichsten Konfrontationen des Nahen Ostens bringen. Doch während Trump bereits mit einem militärischen Schlag droht, falls keine Einigung erzielt wird, zeigt sich Teheran zwar gesprächsbereit – aber keinesfalls kompromisslos.

Die Gespräche, die am 12. April 2025 stattfanden, waren von Anfang an ein Spiel mit doppeltem Boden. Öffentlich betonte Trump, es handle sich um direkte Gespräche. Araghchi hingegen hielt dagegen: „Nur indirekte Gespräche über einen Vermittler.“ Faktisch behielten beide ein Stück weit recht – die eigentlichen Verhandlungen fanden in getrennten Räumen statt, vermittelt durch den omanischen Außenminister Sayyid Badr Albusaidi. Doch nach über zweieinhalb Stunden traten Witkoff und Araghchi doch kurz persönlich in Kontakt – ein symbolisches Signal mit Sprengkraft.

Die diplomatische Geste könnte inmitten wachsender Spannungen ein Wendepunkt sein. Denn Trump machte unmissverständlich klar: Sollte Iran keine ernsthaften Schritte zur Eindämmung seines Atomprogramms unternehmen, werde man handeln – notfalls militärisch. In einem Atemzug sagte er, Israel werde an einem solchen Angriff beteiligt sein – wenn nicht sogar die Führung übernehmen.

Iran seinerseits spielt auf Zeit – aber mit klarer Linie. Außenminister Araghchi betonte: „Wir akzeptieren keine fruchtlosen Gespräche. Zeitverschwendung ist nicht unser Ziel.“ Die Betonung liege auf Ergebnissen – jedoch zu Bedingungen, die aus Sicht Teherans die nationale Souveränität schützen. Das bedeutet vor allem: Kein vollständiger Verzicht auf Urananreicherung. In einer Audioaufnahme, ausgestrahlt im iranischen Staatsfernsehen, sagte Araghchi offen: „Wir reden über unser Atomprogramm, aber wir geben es nicht auf.“

Die Verhandlungen werden laut beiden Seiten am 19. April fortgesetzt. Ob erneut in Oman, steht noch nicht fest, doch auch dann soll der Sultanat als Vermittler auftreten. Dabei geht es nicht nur um das Atomprogramm. Hinter den Kulissen wurden laut Reuters auch über mögliche Gefangenenaustausche sowie über begrenzte Sanktionslockerungen gesprochen. All das im Austausch gegen Zugeständnisse bei der Urananreicherung – und genau hier liegt der größte Streitpunkt.

Trump hatte bereits vor dem Treffen erklärt, dass sein Ziel die „komplette Demontage“ des iranischen Atomprogramms sei. Doch Steve Witkoff deutete im „Wall Street Journal“ an, dass es Spielraum für Kompromisse geben könnte. Die rote Linie bleibe: „Keine Waffenfähigkeit.“ Damit grenzt sich Trump – zumindest rhetorisch – von Israels Premierminister Benjamin Netanyahu ab, der auf die vollständige Beseitigung aller nuklearen Anlagen Irans pocht.

Iran hält dagegen mit Misstrauen. Die Lehre aus Libyen, wo der frühere Diktator Muammar al-Gaddafi nach Aufgabe seines Atomprogramms gestürzt und brutal ermordet wurde, ist für Teheran ein warnendes Beispiel. Ayatollah Ali Khamenei verweist regelmäßig auf das „Gaddafi-Szenario“, um zu zeigen, was passiert, wenn man den USA zu viel vertraut.

Die Faktenlage spricht eine eindeutige Sprache: Iran verfügt über ein Uranlager, das deutlich über den im Atomabkommen von 2015 festgelegten Grenzwerten liegt. Einige Bestände sind bis zu 60 Prozent angereichert – nur einen technischen Schritt von der Waffenfähigkeit entfernt. Ein Rückbau auf 3,67 Prozent, wie im ursprünglichen Abkommen vorgesehen, erscheint derzeit kaum realistisch.

Und dennoch: Die Tatsache, dass sich beide Seiten wieder an einen Tisch – wenn auch über Bande – setzen, ist bemerkenswert. Oman hat sich einmal mehr als diskreter, aber einflussreicher Vermittler profiliert. Die Gespräche verliefen laut beiden Seiten in einer „positiven Atmosphäre“, wie es diplomatisch heißt. Doch hinter den Kulissen steht viel auf dem Spiel – vor allem für Israel.

Ein nuklear bewaffneter Iran würde das strategische Gleichgewicht im Nahen Osten kippen. Für Israel ist das keine abstrakte Bedrohung, sondern ein existenzielles Risiko. Deshalb sind Trumps Drohungen nicht nur politische Rhetorik, sondern Teil einer abgestimmten Strategie mit Jerusalem.

Noch ist unklar, ob Teheran tatsächlich zu substanziellen Zugeständnissen bereit ist – oder ob es sich lediglich Zeit erkauft, während es seine Urananreicherung weiter vorantreibt. Für Trump bedeutet der Ausgang dieser Gespräche mehr als nur einen diplomatischen Erfolg. Es geht um sein außenpolitisches Vermächtnis – und darum, ob er Iran als "friedliches Land ohne Atombombe" in die Geschichte führen kann, wie er es selbst formulierte.

Sollten die Verhandlungen jedoch scheitern, dürfte das die Tür zu einer militärischen Konfrontation weit aufstoßen – mit unvorhersehbaren Folgen für die gesamte Region.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Unknown author - https://www.facebook.com/WhiteHouse45/videos/white-house-opioids-summit/1598737246880669/, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=152740717

Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 13. April 2025

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