Ein Moment der Würde in Rom: Ex Geisel Rom Braslavski trifft Italiens Regierungschefin
Rom Braslavski überlebte 738 Tage im Untergrund von Gaza. Jetzt empfing ihn Giorgia Meloni in Rom und gab seinem Schicksal einen Raum, den viele europäische Stimmen zuvor verweigert hatten.

Rom Braslavski steht im Palazzo Chigi und umarmt die italienische Ministerpräsidentin. Es ist ein Bild, das auf den ersten Blick warm wirkt und auf den zweiten Blick schmerzt. Denn keinem Menschen lässt sich ansehen, was 738 Tage unter der Erde bedeuten. Braslavski, der am 7. Oktober bei seinem Einsatz als Sicherheitsmann entführt wurde, trägt diese Geschichte im Körper und in der Stimme, und Italien hat ihm an diesem Tag sichtbar zugehört. Meloni wollte daraus keinen diplomatischen Pflichttermin machen, sondern ein persönliches Zeichen für einen Mann, dem jede Selbstbestimmung geraubt wurde.
Seine Teilnahme am Atreju Kongress, einem politischen Forum der Regierungspartei Fratelli d Italia, wurde zu einem Moment ungeschminkter Wahrheit über israelisches Leid in Europa. Braslavski berichtete von dem einfachen Hostage Ribbon an seinem Revers, einem Symbol, das er draussen einem Italiener erklären musste, weil dieser es nicht kannte. Das Unwissen verwunderte ihn, aber es verletzte ihn auch. Für ihn steht dieser kleine Pin für Zusammenhalt, Gleichwertigkeit und für das Blut, das am 7. Oktober vergossen wurde. Für viele in Europa bleibt er dagegen ein abstraktes Zeichen, gelöst von den Menschenschicksalen, die ihn notwendig machten. Braslavski setzte dem an diesem Abend eine Stimme entgegen.
Er erzählte von seinem Alltag im Tunnelnetz, vierzig Meter unter Gaza, ohne Hygiene, ohne Essen, ohne Tageslicht. Er erzählte, wie dieser Zustand zur Normalität werden kann, wenn man keinen Ausweg mehr sieht. Und er erzählte, wie er heute vor Menschen steht, die ihm zuhören, während er selbst kaum glauben kann, dass er es zurück nach draussen geschafft hat. Braslavski sprach nicht pathetisch, sondern erschütternd nüchtern. Er sagte, sein Leben sei zerstört worden, weil er arbeiten ging. Kein Soldat, kein Agent, kein politischer Akteur. Ein junger Mann, der einen Job hatte und in die Gewalt der Hamas geriet.
Dass Italien dieses Schicksal so sichtbar aufgreift, ist nicht selbstverständlich. Europa war im vergangenen Jahr oft laut, wenn es um Israel ging, und viel zu leise, wenn es um israelische Opfer ging. Meloni, die seit Beginn des Krieges eine klare Linie gegen die Terrororganisation Hamas zieht, setzte mit diesem Treffen ein Signal, das weit über Diplomatie hinausgeht. Nicht für Israel allein, sondern für die einfache Wahrheit, dass Opfer gesehen werden müssen, auch wenn sie politisch nicht opportun erscheinen.
Braslavski erinnerte daran, dass der 7. Oktober kein Missverständnis, kein Unfall und kein Ausrutscher war. Es war ein Massaker ohne jede Rechtfertigung, ein Angriff auf Zivilisten, die nichts weiter taten, als zu leben. Seine Worte machten die Lücke sichtbar zwischen dem, was Menschen wie er erlitten haben, und dem, was viele europäische Debatten daraus machen. Wer seine Erzählung hört, kann die Realität dieses Tages nicht relativieren.
Die Begegnung in Rom wurde damit zu einem Moment der moralischen Klarheit. Nicht, weil Italien eine geopolitische Entscheidung getroffen hätte, sondern weil ein europäischer Staat bereit war, einem Überlebenden zuzuhören. Braslavski sagte, der Wandel in seinem Leben fühle sich an wie ein Wunder. In Wahrheit ist es weniger ein Wunder als ein Beweis für menschliche Widerstandskraft. Und ein Beweis dafür, dass Solidarität nicht durch Resolutionen entsteht, sondern durch das Hinschauen auf den Einzelnen.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Samstag, 13. Dezember 2025