Teherans Schattenarmee: Wie Iran mit Kartellen und Gangs weltweit Juden und Dissidenten ins Visier nimmt


Irans Nachrichtendienste outsourcen Terror: Drogenkartelle, Rockergangs und lokale Banden erledigen die Drecksarbeit – mit „plausibler Abstreitbarkeit“ für Teheran. Festnahmen und vereitelte Anschläge von Australien bis Deutschland zeigen ein System: Die Revolutionsgarden rekrutieren Kriminelle, um jüdische Einrichtungen, israelische Ziele und iranische Regimegegner anzugreifen.

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Iran hat seine internationale Terrortaktik professionalisiert. Statt ausschließlich mit eigenen Agenten oder Stellvertreter­milizen zu operieren, lagert das Regime in Teheran Anschläge zunehmend an transnationale kriminelle Netzwerke aus. Drogenkartelle in Nordamerika, schwedische Clanstrukturen, Rockergruppen in Kanada und Anarcho-Zellen in Südeuropa – sie liefern Logistik, Waffen, Aufklärung und ausführende Täter. Der Effekt: maximale Wirkung bei minimaler juristischer Spur zurück zum Staat. Diese Strategie ist kein Gerücht, sie lässt sich anhand von Sanktionslisten, Strafakten und Regierungs­erklärungen nachvollziehen.

Zwei Konstanten: „Plausible Abstreitbarkeit“ und Narco-Terror

Sicherheitsanalysten sprechen längst von „Narco-Terrorismus“: Die Revolutionsgarden (IRGC) und das Ministerium für Nachrichtendienste (MOIS) nutzen Schmuggel- und Drogenrouten für Finanzierung, Personal und Infrastruktur – und tarnen staatlich gelenkte Operationen als gewöhnliche Bandenkriminalität. Der israelische Militäranalyst Omer Dostri beschrieb das Muster bereits 2022: wiederholte Kooperationen mit türkischen und zypriotischen Mafia­gruppen, afghanischen Heroin­kartellen und mexikanischen Gangs wie „Los Zetas“. Genau solche Strukturen verschaffen Teheran die gewünschte Distanz zum Tatort.

Wie das praktisch aussieht, zeigte im März 2025 die US-Regierung: Sie sanktionierte das schwedische „Foxtrot“-Netzwerk und dessen Anführer Rawa Majid. Die Gang habe auf Anweisung Irans u. a. den Angriff auf die israelische Botschaft in Stockholm (Januar 2024) ausgeführt; Majid kooperiere direkt mit dem MOIS. Dass Foxtrot Minderjährige für Anschläge anwarb und auch Ziele in Brüssel sowie Büros von Elbit Systems in Göteborg anvisierte, unterstreicht den kriminellen Kern des Modells. Majid wird in Iran vermutet – geschützt von ebenjenen, die ihn steuern.

Kontinente übergreifendes Muster – aktuelle Fälle

Australien. Im August 2025 wies Canberra den iranischen Botschafter aus: Der Inlandsgeheimdienst ASIO sieht „glaubhafte“ Belege, dass der IRGC zwei antisemitische Brandanschläge in Sydney und Melbourne steuerte. Ein diplomatischer Schritt von historischer Härte – und eine klare Benennung staatlicher Verantwortung hinter „lokalen Tätern“.

Deutschland. Bundesanwälte ließen im Juni 2025 einen dänischen Staatsbürger afghanischer Herkunft festnehmen. Laut Generalbundesanwalt spähte „Ali S.“ im Auftrag der Quds-Force jüdische Einrichtungen und Personen in Berlin aus – mutmaßlich als Vorbereitung für Anschläge. Berlin bestellte den iranischen Botschafter ein. Ergebnis: Jüdisches Leben zieht sich zurück; Kippa, Magen David, Hebräisch – vieles wird im öffentlichen Raum wieder versteckt.

Griechenland. 2024 nahm die Anti-Terror-Polizei sieben Verdächtige wegen Brandanschlägen auf eine Synagoge und ein israelisch geführtes Hotel in Athen fest. Sicherheitskreise berichten seitdem von Kontakten Teherans in gewaltbereite links-anarchistische Milieus, die antiisraelische Aktionen koordinieren.

Vereinigtes Königreich. MI5 und Polizei vereitelten laut einem Parlamentsbericht mindestens 15 iranische Mord- oder Entführungspläne gegen Dissidenten, Journalisten und prominente jüdische Briten (Zeitraum 2022–2023) – ein akutes, „unberechenbares“ Bedrohungsbild. Am 31. Juli 2025 verurteilten 14 westliche Staaten in einer gemeinsamen Erklärung Irans Zusammenarbeit mit internationalen Syndikaten, die Bürger in Europa und Nordamerika ins Visier nehmen.

USA und Kanada. Das Muster reicht Jahre zurück. 2011 versuchte ein iranischer Agent, einen „Los Zetas“-Kontakt für den Mord am saudi-arabischen Botschafter in Washington anzuheuern – 25 Jahre Haft. 2024/25 klagte das US-Justizministerium in mehreren Fällen gegen iranische Akteure und ihre US-Helfer: u. a. gegen Farhad Shakeri, der lokale Kriminelle zur Überwachung und zur versuchten Anwerbung für politisch motivierte Morde einsetzte; parallel verurteilten US-Gerichte in einem separaten Verfahren zwei Mafia-Führer, die im Auftrag Irans die Journalistin Masih Alinejad töten sollten. Kanada vereitelte 2024 einen Anschlagsplan gegen Ex-Justizminister Irwin Cotler; Sicherheitsfachleute warnen vor IRGC-Anwerbungen in kanadischen Gangmilieus.

Heckenschützen der Diktatur. Dazu kommt der Fall des iranischen Drogenbarons Naji Sharifi Zindashti, von USA und UK sanktioniert: Sein Netzwerk warb u. a. einen kanadischen Hells-Angels-Funktionär für Auftragsmorde in den USA an – transnationale Kriminalität als verlängerter Arm Teherans.

Diese Mosaiksteine ergeben ein Bild, das westliche Sicherheitsexperten inzwischen offen zeichnen: Iran „verlässt sich zunehmend“ auf organisierte Kriminalität – und erschwert dadurch Aufklärung, Attribution und Strafverfolgung.

Warum jüdische Gemeinden besonders verwundbar sind

Kriminelle Netzwerke operieren anders als klassische Terrorzellen. Sie sind opportunistisch, mobil, finanziell motiviert und geografisch verzweigt. Für jüdische Gemeinden in der Diaspora verschärft das die Lage: Wo Polizei und Geheimdienste auf „politische Täter“ eingestellt sind, kommen plötzlich Brandstifter, Schutzgelderpresser oder Auftragsmörder aus der Schattenwirtschaft zum Einsatz – häufig ohne unmittelbare ideologische Spur. Wer Synagogen schützen will, muss deshalb nicht nur Antisemitismus bekämpfen, sondern auch Bandenkriminalität entlang internationaler Geld- und Waffentrassen.

Die israelische Forscherin Moran Alaluf bringt es auf den Punkt: Der operative Fingerabdruck Irans verschwindet hinter lokalen Kollaborateuren, kriminellen Strukturen und einem Teil der extremen Linken. Was ans Licht kommt, zeige nur einen Ausschnitt des tatsächlichen Umfangs. Ihre Diagnose deckt sich mit den offenen Verfahren und Urteilen der letzten Jahre.

Was jetzt zu tun ist – fünf konkrete Hebel

  1. IRGC-Terrorlistung vollenden. In Europa braucht es die rechtssichere Einstufung der Revolutionsgarden als Terrororganisation – samt Strafnormen, die die Anwerbung krimineller Drittakteure abdecken. London, Washington, Ottawa und Partner haben die Richtung gewiesen.

  2. Sanktionsnetz ausweiten. Nicht nur iranische Behörden, auch kriminelle Mittler (Bandenbosse, Finanzierer, Frontfirmen) müssen gelistet werden – nach dem Foxtrot-Präzedenzfall. Bankenaufsicht und Krypto-Forensik gehören in eine gemeinsame Taskforce.

  3. Schutz jüdischer Einrichtungen härten. Schutzkonzepte müssen Bandenkriminalität mitdenken: verdeckte Observationen, Brandstiftung, Auftragsmord. Werthaltige, mehrschichtige Sicherheit (physisch, digital, personell) ist Pflicht – und darf nicht von Kommunalbudgets abhängen.

  4. Rechtsdurchsetzung synchronisieren. Wenn Teheran Grenzen überschreitet, müssen Ermittlungsbehörden sie juristisch wieder schließen: Europäische Haftbefehle, Auslieferungsabkommen, Beweis­austausch – und ein Lagebild, das Organisierte Kriminalität als Terrorwerkzeug einordnet.

  5. Politische Klarheit. Regierungen müssen offen aussprechen, was die 14-Staaten-Erklärung bereits festhält: Iran beauftragt internationale Syndikate, um Juden, Dissidenten und Staatsbürger westlicher Länder zu treffen. Wer das als „gewöhnliche Kriminalität“ abtut, lädt Nachahmer ein.

Fazit

Teheran führt einen globalen Schattenkrieg – mit fremden Händen und kriminellen Methoden. Für Israel und jüdische Communities ist das eine doppelte Bedrohung: klassischer Antisemitismus trifft auf bezahlte Gewaltprofis. Die Antwort kann nicht im Leugnen liegen, sondern in konsequenter Abschreckung, klaren Strafnormen, koordinierten Sanktionen und dem festen Schulterschluss freier Demokratien. Australien hat gezeigt, wie deutlich man reagieren kann. Europa muss nachziehen – im Interesse seiner jüdischen Bürger, seiner Souveränität und seiner Sicherheit.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Official website of Ali Khamenei - http://english.khamenei.ir/photo/3331/Leader-s-Meeting-with-Air-Force-Commanders-and-Personnel, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46931509

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 18. September 2025

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