„Warum tust du das?“ Wie eine muslimische Reisende mit einem ehrlichen Video den falschen Israel-Diskurs entlarvte
Sie wollte beten. Sie wollte reisen. Sie wollte erzählen, was sie erlebt hat. Und genau das brachte einen digitalen Mob gegen sie auf.

Was als persönliche Reise begann, entwickelte sich binnen Stunden zu einer Lehrstunde über Ideologie, Erwartungshaltungen und die Angst vor Wahrheit. Sanam Husain, eine muslimische Reisende aus Birmingham, landete gemeinsam mit ihrem Ehemann am Flughafen Ben-Gurion-Flughafen, um ihren lang gehegten Wunsch zu erfüllen: den Besuch der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. Nichts Politisches, keine Provokation. Und doch löste ihr Aufenthalt eine Welle der Empörung aus – nicht in Israel, sondern in den sozialen Netzwerken, vor allem unter pro-palästinensischen Aktivisten.
Der Grund: Sanam berichtete öffentlich von einer Erfahrung, die nicht ins gängige Narrativ passte.
In einem auf TikTok veröffentlichten Video schilderte sie ruhig und sachlich den Ablauf der Sicherheitskontrollen bei der Einreise. Ja, sie sei befragt worden. Ja, es habe Wartezeiten gegeben. Aber sie habe Respekt erlebt, Freundlichkeit, Professionalität. Fragen nach Aufenthaltsdauer und Reisezweck seien gestellt worden – legitim, nachvollziehbar, normal. Während der Wartezeit seien ihr und ihrem Mann Getränke und Essen angeboten worden. Niemand habe sie beschimpft, bedroht oder erniedrigt.
„Ich habe viele Horrorgeschichten gehört“, sagte sie. „Aber das war nicht meine Erfahrung.“
Dieser Satz reichte aus, um sie zur Zielscheibe zu machen.
Wenn Realität stört
Binnen kurzer Zeit füllten sich die Kommentarspalten mit Vorwürfen. Sanam wurde beschuldigt, „den palästinensischen Kampf zu verraten“. Andere unterstellten ihr, bezahlt worden zu sein. Wieder andere warfen ihr vor, mit ihrer Offenheit „den Narrativ zu zerstören“. Der Tonfall war aggressiv, persönlich, teils offen feindselig.
Auffällig dabei: Die Wut richtete sich nicht gegen staatliche Institutionen, nicht gegen politische Entscheidungen, sondern gegen eine junge Frau, die es gewagt hatte, ihre eigene Erfahrung zu schildern – ohne Hass, ohne Anklage, ohne ideologische Rahmung.
Die Botschaft dahinter ist klar: Bestimmte Kreise erwarten nicht Wahrheit, sondern Bestätigung. Nicht Differenzierung, sondern Empörung. Wer nicht liefert, wird attackiert.
Dabei sagte Sanam nichts Revolutionäres. Sie behauptete nicht, Israel sei perfekt. Sie bestritt nicht, dass es Spannungen, Konflikte und Probleme gibt. Sie berichtete lediglich von dem, was sie selbst erlebt hatte – und genau das machte ihr Video so gefährlich für jene, die den Konflikt ausschließlich in Schwarz und Weiß denken.
Sicherheit ist kein Verbrechen
Israels Sicherheitsverfahren an Flughäfen sind bekanntlich streng. Sie sind das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung mit Terroranschlägen, nicht Ausdruck von Willkür. Dass Reisende – unabhängig von Religion oder Herkunft – befragt werden, ist Teil eines Systems, das Menschenleben schützt. Dass diese Befragungen respektvoll und menschlich ablaufen können, zeigte Sanams Bericht eindrücklich.
Gerade muslimische Reisende berichten immer wieder differenziert über ihre Erfahrungen in Israel – doch diese Stimmen werden selten verstärkt. Sie passen nicht in die Erzählung von systematischer Unterdrückung und allgegenwärtiger Feindseligkeit. Also werden sie marginalisiert oder angegriffen.
Die eigentliche Enthüllung
Am Ende erzählt diese Geschichte weniger über Israel als über den Zustand des digitalen Aktivismus. Über eine Szene, die vorgibt, für Menschenrechte einzutreten, aber Einzelpersonen attackiert, sobald sie nicht die gewünschte Haltung einnehmen. Über einen Diskurs, der Authentizität bestraft und Konformität belohnt.
Sanam Husain wollte niemanden provozieren. Sie wollte ihre Freude teilen, ihre Erfahrung schildern, Mut machen. Dass genau das Empörung auslöste, ist entlarvend.
Vielleicht ist die wichtigste Frage daher nicht: „Warum tust du das?“
Sondern: Warum haben so viele Angst vor einer einfachen, ehrlichen Geschichte?
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot TikTok
Artikel veröffentlicht am: Montag, 29. Dezember 2025