Iranische Hacker greifen Israels Regierungsbüro an und drohen mit weiteren Enthüllungen
Eine iranische Hackergruppe behauptet, das Telefon des Stabschefs im Büro des Ministerpräsidenten kompromittiert zu haben. Unabhängig vom tatsächlichen Umfang der Daten ist der Vorfall ein Teil des offenen Cyberkriegs gegen Israel.

Israel ist Ziel eines weiteren digitalen Angriffs aus dem iranischen Umfeld. Die Hackergruppe Handala erklärte öffentlich, sie habe Zugriff auf das private Mobiltelefon von Tzachi Braverman, dem Stabschef im Büro von Benjamin Netanyahu. Kurz nach der Ankündigung begann die Gruppe damit, ausgewählte Materialien zu veröffentlichen, die angeblich aus dem Gerät stammen.
Der Zeitpunkt ist kein Zufall. Erst eine Woche zuvor hatte dieselbe Gruppe behauptet, das Mobiltelefon des früheren Ministerpräsidenten Naftali Bennett kompromittiert zu haben. In beiden Fällen folgt das Muster einer psychologischen Operation. Lautstarke Drohungen, dramatische Sprache, gezielte Veröffentlichungen und maximale mediale Wirkung.
Nach ersten Einschätzungen israelischer Cyberexperten handelt es sich bei den bislang veröffentlichten Inhalten vor allem um Kontaktlisten, private Fotos, kurze Videosequenzen und fragmentarische Chatverläufe, offenbar aus einem Telegram Konto. Hinweise auf den Abfluss klassifizierter Dokumente oder systemrelevanter Daten liegen bislang nicht vor. Dennoch ist der Vorfall sicherheitspolitisch ernst zu nehmen.
Die Hacker sprechen von Zugriff auf verschlüsselte Kommunikation, sensiblen Informationen über den Ministerpräsidenten und angeblichen Details zur sogenannten Katar Affäre. Diese Aussagen sind Teil einer bekannten iranischen Strategie. Ziel ist weniger die Veröffentlichung belastbarer Geheimnisse als vielmehr die Erzeugung von Misstrauen, Unsicherheit und öffentlichem Druck auf politische Entscheidungsträger.
Auffällig ist die Wortwahl der Angreifer. Sie richten sich explizit an den innersten Kreis um Netanyahu und sprechen von einem angeblichen Zusammenbruch der Sicherheitsarchitektur. Diese Rhetorik zielt auf Einschüchterung. Sie soll suggerieren, dass selbst höchste Ebenen des israelischen Staates durchlässig seien.
Israelische Sicherheitsbehörden bewerten solche Angriffe nicht isoliert. Der Iran führt seit Jahren einen hybriden Krieg gegen Israel. Dazu gehören Cyberattacken, Desinformationskampagnen, Versuche der digitalen Erpressung sowie das gezielte Streuen interner Materialien, um gesellschaftliche Spannungen zu verschärfen. Der aktuelle Vorfall fügt sich nahtlos in dieses Muster ein.
Besonders brisant ist der Versuch, persönliche Aufnahmen mit hochrangigen internationalen Politikern zur Schau zu stellen. Bilder von Treffen mit Donald Trump oder Joe Biden dienen weniger der Aufklärung als der Inszenierung. Sie sollen Bedeutung und Reichweite der Angreifer überhöhen und gleichzeitig politische Nähe diskreditieren.
Im Büro des Ministerpräsidenten wird der Vorfall weiterhin geprüft. Erste Stellungnahmen aus dem Umfeld der Regierung deuten darauf hin, dass die Behauptung einer vollständigen Kompromittierung des Geräts derzeit nicht bestätigt ist. Genau diese Unsicherheit gehört zur Strategie der Angreifer. Sie spekulieren auf Aufmerksamkeit, bevor Fakten feststehen.
Der Kern der Angelegenheit reicht jedoch über ein einzelnes Smartphone hinaus. Der Iran testet systematisch Israels digitale Resilienz und versucht, Vertrauen in staatliche Institutionen zu untergraben. Jeder veröffentlichte Screenshot ist Teil eines größeren Informationskriegs.
Israel verfügt über eine der weltweit leistungsfähigsten Cyberabwehren. Dennoch zeigt der Vorfall, dass der digitale Raum ein permanentes Schlachtfeld bleibt. Persönliche Geräte von Amtsträgern sind attraktive Ziele, gerade weil sie menschliche Schwächen ausnutzen.
Ob die veröffentlichten Inhalte authentisch, manipuliert oder selektiv zusammengesetzt sind, ist für den strategischen Effekt zweitrangig. Entscheidend ist die Botschaft, die Teheran senden will. Israel soll sich verwundbar fühlen. Diese Rechnung geht jedoch nur begrenzt auf. Denn jeder solche Angriff bestätigt, dass Israels Gegner den offenen Konflikt längst auch jenseits von Raketen und Grenzen führen.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 28. Dezember 2025