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Rückkehr nach Jahren der Ungewissheit: Wie israelische Kräfte den unterirdischen Komplex von Rafah entschlüsselten


Der Tunnel, in dem Hadar Goldin festgehalten wurde, gehörte zu den komplexesten Strukturen der Hamas. Soldaten von Yahalom und der Marineeinheit 13 berichten erstmals, unter welchen Bedingungen sie arbeiteten – und warum dieser Fund für Israel mehr war als ein operativer Erfolg.

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Die Rückführung der sterblichen Überreste von Hadar Goldin schließt für viele Israelis einen schmerzhaften Kreis. Der Offizier der Givati Brigade war seit August 2014 vermisst. Erst im Verlauf des Gaza Krieges gelang es den israelischen Streitkräften, die unterirdische Struktur zu finden, in der er gefangen gehalten wurde. Bei den nun veröffentlichten Eindrücken der beteiligten Einheiten entsteht das Bild eines Netzwerks, das weit über das hinausging, was bisher bekannt war. Es war ein Komplex, der auf Abschottung, Täuschung und langfristige Nutzung angelegt war – und eine strategische Herausforderung für jede militärische Operation.

Die Soldaten der Einheit Yahalom beschreiben Bedingungen, die kaum vorstellbar sind: stickige Luft, völlige Dunkelheit, enge Schächte, in denen man sich kaum bewegen kann. Orte, an denen Angriffe von allen Seiten möglich sind und klassische Schutzmaßnahmen ausfallen. Die Tunnelanlage unter dem Viertel Shaboura in Rafah erwies sich als eines der verwobensten Systeme, die bislang gefunden wurden. Offiziere sprechen von Strukturen, deren räumliche Ausdehnung der Größe mehrerer Fußballstadien entspricht. Die Arbeiten dort verlangten eine Genauigkeit und Ruhe, die im Kontrast zu der permanenten Bedrohung standen, der die Soldaten ausgesetzt waren.

Der Tunnel, in dem sich Hadar befand, war Teil einer zentralen Kommandostruktur der Hamas. Die Kräfte entdeckten rund achtzig Räume – Kommunikationspunkte, Aufenthaltsorte, verdeckte Verbindungsstrecken, Tarnwände. Anzeichen deuten darauf hin, dass sich hier hochrangige Mitglieder der Terrororganisation aufhielten, darunter Kommandeure der Rafah Brigade. Die Suche war kein einmaliger Moment, sondern das Ergebnis eines jahrelangen Versuchs, eine Informationslücke zu schließen, die seit der Entführung bestand. Informationen kamen von nur wenigen Personen; Israel vermied bewusst, bestimmte Akteure auszuschalten, weil sie zu den einzigen verfügbaren Wissensquellen gehörten.

Für die Soldaten war die Rückführung kein abstraktes Ziel, sondern eine Verpflichtung. Die Einheiten, die im Frühjahr 2024 nach Rafah verlegt wurden, erhielten eines ihrer ersten Einsatzziele: den Tunnel zu finden, von dem sie noch nicht wussten, wie er aussieht, wo er genau verläuft und in welchem Zustand er sich befindet. Dass sie am Ende erfolgreich waren, ist für die Beteiligten weniger Triumph als Erleichterung. In den Gesprächen wird deutlich, dass die emotionale Last des Auftrags ebenso präsent war wie die operative Herausforderung. Die Rückkehr von Hadar ist für sie ein Moment der Verantwortung, nicht der Dramatisierung.

Die Tunnel von Rafah zeigen zugleich, wie strategisch systematisch die Hamas über Jahre arbeitete. Die unterirdischen Strecken verbanden ganze Stadtteile, boten Rückzugsräume, Kommandopunkte und logistische Infrastruktur. Israelische Kräfte entdeckten immer neue Abschnitte; es wurde klar, dass diese Netzwerke nicht improvisiert waren, sondern Teil eines langfristigen Kriegsaufbaus, der internationale Aufmerksamkeit lange unterschätzt hatte. Wer heute über Gaza spricht, muss verstehen, dass diese Strukturen nicht beiläufig entstanden. Sie sind das Ergebnis einer Strategie, die Zivilräume ausnutzte, um militärische Vorteile zu schaffen.

Die Rückführung von Hadar Goldin ist deshalb mehr als eine Nachricht. Sie steht für das Ende eines Kapitels, in dem eine Familie auf Antworten wartete und ein Staat versuchte, ein Versprechen einzulösen. Sie wirkt zugleich wie ein Spiegel der Lage: ein Krieg, der im Untergrund ebenso geführt wird wie an der Oberfläche, und eine Armee, die unter extremen Bedingungen versucht, Menschlichkeit und Pflicht miteinander zu vereinbaren.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 10. Dezember 2025

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