Unwetter wütet in Israel – Straßen überflutet, Evakuierungen in Elkana und im Negev


Binnen Stunden verwandelte ein heftiges Unwetter Straßen in Ströme, Häuser in Gefahrenzonen und Rettungskräfte in unermüdliche Helfer. Israel erlebte eine Nacht, die zeigt, wie schmal der Grat zwischen Alltag und Ausnahmezustand ist.

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Das Land ging schlafen bei gewöhnlichem Herbstwetter – und erwachte in einem Zustand, der vielen den Atem stocken ließ. Die kurze, aber außergewöhnlich kraftvolle Unwetterfront, die sich in der Nacht über Israel legte, brachte eine Mischung aus Starkregen, Sturmböen und Blitzeinschlägen, die ganze Regionen zeitweise lahmlegte. Was als saisonales Wetterereignis begann, wurde zu einer Nacht, in der Menschen Schutz suchten, Straßen unpassierbar wurden und Rettungskräfte von Einsatz zu Einsatz eilten.

Wenn der Regen Grenzen überschreitet

Besonders hart traf es die Bewohner von Elkana in Samaria. Dort stiegen die Wassermassen so schnell, dass rund zehn Menschen in ihren Häusern eingeschlossen waren, darunter eine Mutter mit ihrem Säugling. Einsatzteams, die das Unwetter bereits im Vorfeld ernst genommen hatten, fuhren verstärkt aus. Sie mussten im Dunkeln entscheiden, wen sie zuerst erreichen und wie sie die Eingeschlossenen sicher nach draußen bringen. Am Ende gelang es, alle Anwohner unverletzt zu evakuieren – ein Beleg dafür, wie wertvoll klare Vorbereitung und Ruhe im Ernstfall sind.

Währenddessen kam der Süden des Landes kaum zur Ruhe. Im Bereich des Nahal Jatir wurde ein Geländewagen von den Fluten erfasst und in eine Senke gedrückt. Die Rettungskräfte mussten das Fahrzeug zuerst sichern, bevor sie den Fahrer befreien konnten. Nur wenige Kilometer entfernt zeigte das Unwetter eine weitere Facette seiner Kraft: Die Grenzanlage zwischen dem Hebron-Gebiet und dem Raum Be’er Scheva wurde von einem Windstoß so heftig getroffen, dass Teile der Konstruktion nachgaben.

Auch im Norden und entlang der Mittelmeerküste war die Nacht geprägt von Meldungen, die sich überschlagen. In der Umgebung von Tamra riss das Wasser ein Auto seitlich in einen tiefen Graben. Bei Geshar im Jordantal schlug ein Blitz in einen Baum ein und setzte ihn in Brand. Die Flammen mussten unter schwierigen Bedingungen gelöscht werden, da sich der Brand gefährlich nahe an Wohngebäuden ausbreitete. Und im Negev verwandelte der aufgepeitschte Nahal Zin die Gegend um Highway 40 in ein unpassierbares Terrain. Die Straße wurde in beide Richtungen gesperrt – eine Seltenheit, die die Wucht des Unwetters unterstreicht.

Messwerte, die von einer Ausnahme sprechen

Die Wetterdienste bestätigten am Morgen, was viele in der Nacht gespürt hatten: Der Regen erreichte Rekordwerte. In Ariel und Umgebung wurden rund 100 Millimeter gemessen, in Neveh Zof sogar 128 Millimeter – in nur vier Stunden. Solche Mengen würden unter normalen Bedingungen über mehrere Tage verteilt fallen. Auch Regionen wie Haifa, Lachish und Modiin meldeten beachtliche Werte, während andere Gebiete vergleichsweise glimpflich davonkamen.

Die Polizei warnte eindringlich davor, überschwemmte Straßen zu überqueren oder unnötige Fahrten zu unternehmen. Die Feuerwehr rief dazu auf, keine Tiefgaragen oder Aufzüge zu betreten, solange sie überflutet sein könnten, und Abstand von Wasserschächten und überfluteten Senken zu halten. Die Erfahrung vergangener Jahre zeigt: Die größte Gefahr entsteht, wenn Menschen glauben, sie könnten dem Wasser voraus sein.

Solche Unwetter machen deutlich, wie verletzlich das Land bleibt, selbst bei moderner Infrastruktur. Doch ebenso zeigen sie die Entschlossenheit der Einsatzkräfte, die in solchen Nächten ohne Pause arbeiten. Sie improvisieren, wenn Technik versagt, und riskieren viel, wenn das Wasser weiter steigt. Ihr Einsatz sorgt dafür, dass eine gefährliche Nacht nicht in eine Tragödie umschlägt.

In den kommenden Tagen gibt die Wetterlage Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Die Temperaturen steigen wieder, ab Mittwoch beginnt eine allmähliche Erwärmung, und ab Donnerstag kehrt normales Saisonwetter zurück. Am Wochenende soll es sogar wärmer als üblich werden. Doch für viele wird diese Nacht eine Mahnung bleiben: Ein Unwetter ist nicht nur Meteorologie, sondern eine Erinnerung daran, wie sehr Menschen aufeinander angewiesen sind, wenn Naturkräfte ihre eigene Logik entfalten.

Autor: David Goldberg

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 25. November 2025

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