Palästinensischer Jurist warnt – „Hamas wird uns zurück in den Abgrund reißen“
In einem eindringlichen Gastbeitrag in der Washington Post warnt der aus Gaza stammende Anwalt Moumen al-Natour: Wenn die Welt Hamas jetzt nicht stoppt, wird der Terror die Hoffnung im Keim ersticken. Seine Worte sind ein seltenes Zeugnis aus dem Inneren einer Gesellschaft, die zwischen Befreiung und Untergang schwankt.

Gaza hat zwei Gesichter. Das eine zeigt Kinder, die nach Jahren der Dunkelheit wieder zur Schule gehen, Straßen, auf denen Wasser fließt, und Familien, die zum ersten Mal seit langem Strom und Medikamente haben. Das andere Gesicht – das dunkle – ist das, was der Jurist und Aktivist Moumen al-Natour „die Rückkehr in den Abgrund“ nennt: das Wiedererstarken der Hamas, die sich weigert, ihre Waffen niederzulegen und ihre Herrschaft aufzugeben.
In seinem Beitrag für die Washington Post beschreibt al-Natour eindringlich, wie der Gazastreifen nach dem Waffenstillstand zwischen Hoffnung und Rückfall zerrissen ist.
„Auf der einen Seite“, schreibt er, „lebt ein Gaza, das verzweifelt darauf hofft, dass Trumps Friedensplan gelingt. Auf der anderen Seite steht ein Gaza, das von Hamas in die Finsternis zurückgezogen wird.“
Zwischen Hoffnung und Geiselhaft
Seit US-Präsident Donald Trump mit Israel und arabischen Staaten eine neue Nachkriegsordnung in Gaza durchgesetzt hat, existiert der Küstenstreifen faktisch in zwei Realitäten.
Die eine Seite, so al-Natour, „arbeitet mit der internationalen Stabilisierungstruppe zusammen, baut Schulen auf und will zeigen, dass Gaza mehr sein kann als ein Synonym für Gewalt“.
Dort ist Frieden nicht mehr bloß ein Wort, sondern erstmals eine greifbare Erfahrung.
„Es war all die Narben und das Entsetzen wert“, schreibt er, „um zu sehen, dass eine andere Zukunft möglich ist.“
Doch die andere Seite, die noch immer von der Hamas kontrolliert wird, lebt in einem Zustand permanenter Angst. Ohne israelische Soldaten, ohne Geiseln, ohne äußeren Feind richtet die Terrororganisation ihre Wut gegen die eigene Bevölkerung. „Das, was sie an israelischen Geiseln vollzogen haben, üben sie seit Jahren an Palästinensern – nur ohne internationale Empörung“, betont al-Natour.
Ein befreundeter Journalist, erzählt er, habe während des Krieges „alle Gliedmaßen gebrochen bekommen – von Hamas-Leuten, nicht von Israelis“.
Die Warnung eines Mannes, der das System kennt
Al-Natour gehört zu jenen Palästinensern, die seit Jahren im Verborgenen für zivile Reformen, Transparenz und Freiheit arbeiten. Er ist kein Kollaborateur, sondern ein Mann, der sein Volk liebt – und gerade deshalb offen ausspricht, was viele im Gazastreifen nur flüsternd sagen:
„Wenn wir Hamas jetzt nicht stoppen, wenn wir ihr erlauben, wieder Macht zu gewinnen, dann zeigen wir der Welt, dass sie ungestraft zurückkehren darf.“
Diese Worte sind mehr als politische Analyse. Sie sind das moralische Fieberthermometer einer Gesellschaft, die nach Jahrzehnten der Indoktrination versucht, wieder atmen zu lernen.
Für Israel ist diese Stimme ein seltenes Fenster in das Innere Gazas – ein Zeichen dafür, dass jenseits des Terrors Menschen existieren, die Frieden nicht als Schwäche, sondern als Überlebensstrategie verstehen.
Al-Natours Botschaft endet mit einer Mahnung: Die internationale Gemeinschaft dürfe Hamas nicht wieder in das Machtvakuum hineingleiten lassen, das sie selbst geschaffen hat. „Wenn Hamas nicht entwaffnet wird, wird Gaza nie frei sein. Und wir werden nie aus der Spirale ausbrechen.“
Er spricht damit aus, was israelische Sicherheitskreise seit Monaten betonen: Ein Waffenstillstand ohne Entwaffnung ist kein Frieden – sondern nur eine Atempause des Terrors.
Gaza steht am Scheideweg. Zwischen Zukunft und Vergangenheit, zwischen Hoffnung und Abgrund.
Und vielleicht sind es gerade Stimmen wie die von Moumen al-Natour, die zeigen, dass inmitten des Chaos der Wunsch nach Leben stärker ist als der Wille zur Zerstörung.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 22. Oktober 2025