„Israel ist kein amerikanisches Protektorat“ – Netanjahu setzt klares Signal an Washington
Beim Besuch von US-Vizepräsident JD Vance in Jerusalem machte Premierminister Benjamin Netanjahu unmissverständlich deutlich: Israels Sicherheit wird nicht in Washington entschieden. Die Antwort aus dem Weißen Haus zeigt: Amerikas neue Nahostpolitik unter Donald Trump basiert auf Partnerschaft, nicht Vormundschaft.

Es war ein Moment von symbolischer Schärfe – und politischer Klarheit. Während die Kameras aufzeichneten, erklärte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu in Jerusalem:
„Israel ist kein amerikanisches Protektorat. Wir werden selbst über unsere Sicherheit entscheiden.“
Die Bemerkung fiel während eines Treffens mit US-Vizepräsident JD Vance, der am Mittwoch in Israel eintraf, um den Status des Waffenstillstands im Gazastreifen und den Fortschritt von Präsident Donald Trumps 20-Punkte-Friedensplan zu besprechen.
Vance, sichtbar unbeeindruckt, antwortete knapp, aber mit Nachdruck:
„Wir wollen auch kein Protektorat. Wir wollen einen starken Verbündeten – nicht einen abhängigen Staat.“
Diese kurzen Sätze fassen eine tektonische Verschiebung in der amerikanisch-israelischen Beziehung zusammen: das Ende jener Ära, in der Washington über militärische Zurückhaltung oder Angriffsentscheidungen in Jerusalem mitsprach.
Eine Allianz auf Augenhöhe
Netanjahu und Vance betonten in ihrer gemeinsamen Pressekonferenz, dass Israel und die USA vor „einer doppelten Aufgabe“ stünden: die vollständige Entwaffnung der Hamas und gleichzeitig den zivilen Wiederaufbau Gazas.
„Wir müssen die Hamas entwaffnen und Gaza wieder aufbauen“, sagte Vance. „Das ist eine schwierige Aufgabe. Aber sie ist notwendig, um das Leben der Menschen dort zu verbessern – und um sicherzustellen, dass Hamas nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellt.“
Netanjahu unterstrich, dass Israel selbst über Zeitpunkt und Mittel seiner Sicherheitsoperationen entscheiden werde. Seine Botschaft: Dankbarkeit gegenüber Washington – ja. Abhängigkeit – nein.
„Unsere Allianz mit den Vereinigten Staaten ist historisch und tief. Aber wir handeln aus unserer Verantwortung heraus, nicht aus Gehorsam“, sagte er in einem Nebensatz, der deutlich an frühere Spannungen zwischen Jerusalem und Washington erinnerte – insbesondere während der Obama- und Biden-Ära.
Trumps neue Nahostdoktrin
Unter Präsident Donald Trump verfolgt Washington eine grundlegend andere Strategie: weniger militärische Präsenz, aber engere politische und wirtschaftliche Kooperation mit Israel und arabischen Staaten.
Vance betonte, dass die USA „weniger Interesse an direkter Einflussnahme im Nahen Osten“ hätten, zugleich aber auf stabile regionale Bündnisse setzten. „Wenn die Abraham-Abkommen erweitert werden, kann daraus eine dauerhafte Stabilität entstehen“, sagte er.
Mit diesem Satz machte er deutlich, dass Washington auf Normalisierung und Eigenverantwortung setzt – eine Haltung, die Israels Position stärkt und gleichzeitig die Erwartung formuliert, dass die arabischen Partnerstaaten mehr Verantwortung übernehmen.
Selbstbestimmung als Staatsräson
Die Szene in Jerusalem markiert mehr als ein diplomatisches Treffen – sie steht für eine politische Rückbesinnung: Israels Stärke gründet auf Selbstbehauptung.
Die Botschaft an die Welt lautet: Wer Israels Sicherheit infrage stellt, verkennt den Kern seiner Existenz.
Die Trump-Regierung signalisiert zugleich, dass sie keine Vormundschaft ausüben will. Damit entsteht eine neue Balance – eine Partnerschaft auf Augenhöhe, in der Israel seine Entscheidungen souverän trifft, während Washington politische Rückendeckung gibt.
In einer Region, in der Allianzen oft aus Druck entstehen, ist das bemerkenswert.
Zwischen Waffenruhe und Wiederaufbau
Der Besuch von JD Vance fiel in eine Phase gespannter Ruhe. Die Waffenruhe in Gaza hält – vorerst. Hinter den Kulissen laufen Gespräche über die zweite Phase des Trump-Plans, der einen internationalen Stabilisierungseinsatz und den zivilen Wiederaufbau vorsieht.
Doch Netanjahus Worte machten deutlich, dass Israel die Bedingungen dafür nicht von außen diktieren lässt. Weder die UN noch internationale Gremien sollen über Sicherheitszonen oder Rückzugsabkommen entscheiden – sondern Jerusalem selbst.
Die israelische Sicht ist klar: Frieden ohne Kontrolle über die eigene Sicherheit ist kein Frieden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO
Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 22. Oktober 2025