Israel bereitet Bodenoffensive in Gaza-Stadt vor – Sorge um Geiseln wächst
Nach massiven Luftangriffen stehen die israelischen Streitkräfte kurz vor dem Eintritt in Gaza-Stadt. Hunderttausende Zivilisten sind noch immer in der Stadt – und die Hamas missbraucht Geiseln als menschliche Schutzschilde. Familien warnen eindringlich vor einem Blutpreis.

Die Explosionen der vergangenen Nacht waren bis ins Zentrum Israels zu hören: Fenster klirrten, Häuser erzitterten, als die Luftwaffe Hochhäuser und Komplexe der Hamas in Gaza-Stadt angriff. Mit diesen Schlägen endet die Vorbereitungsphase – die israelische Armee steht vor einer der größten Bodenoperationen der letzten zwei Jahre. Sicherheitskreise sprechen von einem Schritt ohne Rückkehr: Der Eintritt in Gaza-Stadt ist nur noch eine Frage von Stunden oder Tagen.
Mehr als 320.000 Bewohner haben die Stadt verlassen und sich in die humanitären Zonen im Süden abgesetzt. Doch von den ursprünglich rund einer Million Menschen sind noch etwa 700.000 in Gaza-Stadt verblieben – teils aus Angst, teils, weil die Hamas sie mit Drohungen zwingt, in den Häusern zu bleiben. Die Armee rechnet damit, dass viele erst in Bewegung geraten, wenn die Panzer und Infanterie tatsächlich in die Stadt eindringen.
Im Hintergrund läuft ein diplomatischer Drahtseilakt. Diese Woche steht eine Abstimmung in der UNO über eine mögliche Anerkennung eines palästinensischen Staates an. Zudem hallt noch der israelische Schlag gegen Hamas-Kader in Katar nach. Politische wie militärische Fronten verdichten sich – mit Gaza-Stadt im Epizentrum.
Besonders heikel ist die Lage der Geiseln. Noch immer hält die Hamas israelische Zivilisten und Soldaten gefangen, bewusst verteilt in Wohnhäusern, Zelten und unterirdischen Tunneln. Die Angehörigen haben in einem eindringlichen Brief an Generalstabschef Herzi Halevi gewarnt: „Unsere Liebsten dürfen nicht geopfert werden. Nicht noch mehr Ermordete im Verlies der Hamas und nicht noch mehr Tote unter den Trümmern.“
In den militärischen Planungen ist dieser Punkt zentral. Israel hat ein Bündel möglicher Reaktionen vorbereitet, falls Hamas versuchen sollte, Geiseln als Druckmittel hinzurichten. Solche Szenarien sind keine Theorie – bereits im vergangenen Jahr hat die Terrororganisation versucht, Gefangene zu töten, um Operationen der Armee zu stoppen. Welche konkreten Schritte die israelische Führung in diesem Fall anordnen würde, bleibt geheim.
Generalstabschef Halevi zeichnete in internen Beratungen ein nüchternes Bild. Selbst eine vollständige Einnahme von Gaza-Stadt werde die Hamas nicht als Organisation und Herrschaftsstruktur völlig vernichten. „Wir sind den Kriegszielen verpflichtet“, betonte er, „doch die Erwartung, Hamas allein durch diesen Schritt auszuschalten, wäre eine Illusion.“ Diese Worte waren auch ein Signal an die Politik: Militärische Macht ist nötig, aber sie wird nicht alle Probleme lösen.
Unterdessen wurde die logistische Vorbereitung abgeschlossen. Fahrzeuge, Pioniereinheiten und Panzer wurden in den letzten Wochen umfassend überholt, Reservisten wie reguläre Einheiten erhielten Auffrischungen. An den Grenzen stehen jetzt Dutzende Brigaden bereit, unterstützt von Ingenieuren und Luftstreitkräften.
Die Familien der Geiseln bleiben jedoch in höchster Alarmbereitschaft. Sie sehen in der Bodenoffensive sowohl eine Chance auf Befreiung als auch eine unmittelbare Gefahr. Ihre Stimme ist eindringlich: „Das Leben unserer Angehörigen darf kein Kollateralschaden sein.“
Israel steht damit vor einem der schwierigsten Momente des Krieges. Auf der einen Seite die Pflicht, den Terror der Hamas in seinem letzten urbanen Rückzugsraum zu zerschlagen. Auf der anderen Seite die moralische Verantwortung, Zivilisten und Geiseln nicht in eine Spirale aus Tod und Propaganda verfallen zu lassen.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Montag, 15. September 2025