Explosionen bis Jerusalem: Was hinter den lauten Detonationen aus Gaza steckt


Eine neue israelische Militärtaktik sorgt für hörbare Auswirkungen bis ins Landesinnere. In Gaza rollt schweres Gerät – nicht bemannt, sondern ferngesteuert. Was auf den ersten Blick martialisch wirkt, ist eine durchdachte Antwort auf die komplexe Lage vor Ort.

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Am Montagmorgen meldeten zahlreiche Menschen in Zentralisrael ungewöhnlich starke Erschütterungen. Selbst in Jerusalem und Tel Aviv klirrten Fensterscheiben, in Teilen des Negev bebte der Boden. Die Ursache: massive Explosionen im Gazastreifen, ausgelöst von der israelischen Armee im Rahmen der laufenden Operation „Gideons Streitwagen“.

Was ist passiert? Die IDF hat eine neue Taktik entwickelt, um eigene Truppen zu schützen und gleichzeitig wichtige militärische Ziele in Gaza zu neutralisieren. Zum Einsatz kommen alte gepanzerte Fahrzeuge, sogenannte APCs, die mit mehreren Tonnen Sprengstoff beladen und per Fernsteuerung zu bestimmten Orten gelenkt werden. Dort werden sie kontrolliert zur Detonation gebracht.

Diese Methode ist keine spontane Eingebung, sondern das Ergebnis konkreter Erfahrungen. Im Stadtteil Shejaiya war zuvor ein bemannter Panzer des Golani-Regiments zerstört worden – mit schweren Verlusten. Seitdem setzt das israelische Militär auf ferngesteuerte Technik, um genau solche Szenarien zu vermeiden.

Der militärische Vorteil liegt auf der Hand: Wege können freigeräumt, Tunnelanlagen zerstört, Waffenlager ausgeschaltet werden – und das ohne unmittelbares Risiko für Soldaten. Die Sprengkraft dieser Fahrzeuge ist so groß, dass die Druckwellen selbst in Dutzenden Kilometern Entfernung spürbar sind. Dass diese Explosionen bis ins Zentrum Israels zu hören waren, ist also kein Zufall, sondern eine direkte Folge des gewählten Vorgehens.

Seit dem 17. Mai läuft die jüngste Phase der Bodenoffensive in Gaza. Ziel ist die Zerschlagung der verbliebenen Hamas-Strukturen und die Rückkehr der noch immer festgehaltenen Geiseln. Die Situation vor Ort bleibt schwierig: Hamas-Kämpfer nutzen zivile Infrastruktur, bewegen sich unterirdisch, setzen auf asymmetrische Kriegsführung. Israel antwortet mit Techniken, die Effizienz und Rücksicht auf eigene Kräfte verbinden sollen.

Der Einsatz der sogenannten „Selbstmord-APCs“ – ein Begriff, den das Militär intern verwendet – ist dabei weniger Symbol für Aggression als vielmehr Ausdruck einer Strategie, die unter schwierigen Bedingungen maximale Kontrolle behalten will. So martialisch die Bilder auch wirken mögen, es geht hier um eine realistische Einschätzung der Risiken und eine präzise militärische Umsetzung.

Die neuen Detonationen aus Gaza sind also mehr als bloße Kampfgeräusche. Sie erzählen von einem Konflikt, der sich technisch und taktisch ständig verändert – und von einer Armee, die gezwungen ist, mit neuen Mitteln auf alte Bedrohungen zu reagieren.

Autor: David Goldberg
Bild Quelle: IDF

Artikel veröffentlicht am: Montag, 2. Juni 2025

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