Zwei Israelis sollen hunderte Tonnen Sprengstoffmaterialien an Palästinenser geliefert haben – Anklage wegen Terrorunterstützung
Die Vorwürfe wiegen schwer: Zwei israelische Staatsbürger sollen systematisch dual verwendbare Chemikalien für den Bombenbau in die Palästinensischen Gebiete geschleust haben – mitten im Krieg.

Mitten im anhaltenden Krieg gegen die Hamas hat die israelische Justiz einen Fall öffentlich gemacht, der schockiert: Zwei israelische Staatsbürger stehen im Verdacht, über Monate hinweg massive Mengen an Materialien geliefert zu haben, die zur Herstellung von Sprengsätzen genutzt werden können – und zwar direkt in palästinensisch kontrollierte Gebiete. Laut der Anklage wollten sie damit gezielt die militärischen Fähigkeiten feindlicher Gruppen stärken, die gegen Israel operieren.
Die Hauptangeklagten sind der 66-jährige Yehezkel Moshe aus dem moshav Pedaya und der 43-jährige Jihad Wazwaz aus Ostjerusalem. Ersterer ist Eigentümer eines landwirtschaftlichen Unternehmens, das offiziell Düngemittel vertreibt. Letzterer betreibt eine Transportfirma. Gemeinsam sollen sie sich verschworen haben, in enger Zusammenarbeit mit Palästinensern aus dem Westjordanland tausende Säcke mit Kalium- und Calciumnitrat, Schwefelverbindungen und anderen kontrollierten Stoffen zu schmuggeln. Diese Substanzen gelten als hochproblematisch, da sie sowohl zivil als auch militärisch – insbesondere für die Herstellung von improvisierten Sprengsätzen – verwendet werden können.
Der Anklageschrift zufolge war ihr Vorgehen strukturiert, organisiert und von langer Hand geplant. Moshe, ein lizenzierter Vertriebspartner der renommierten Firma „Amir für landwirtschaftliche Produkte“, soll die gefährlichen Stoffe aus seinem Lieferbestand entnommen haben, ohne Erlaubnis und unter bewusster Täuschung. Die Waren seien dann mit fingierten Lieferpapieren versehen worden – offiziell für einen Empfänger im Gusch Etzion. Tatsächlich aber endeten sie bei Palästinensern im Gebiet der Autonomiebehörde.
Wazwaz wiederum sei mit seinem LKW direkt zum Betriebshof von Moshe gefahren, habe die Ladung aufgenommen und sie mit gefälschten Papieren über die Übergänge in Richtung Westjordanland gebracht. Dort sei sie an namentlich nicht genannte Kontakte übergeben worden – vermutlich mit dem Wissen, dass sie für den Bau von Sprengstoffen genutzt werden könnten.
Kein logistisches Versehen – sondern Beihilfe zum Terror
Die israelische Staatsanwaltschaft nimmt diesen Fall außergewöhnlich ernst: Den beiden Männern wird nicht nur der illegale Handel mit militärisch relevanten Stoffen zur Last gelegt, sondern vor allem eine Handlung „zur Förderung terroristischer Aktivitäten gegen den Staat Israel“. Damit rückt ihr Verhalten in die Nähe der aktiven Kollaboration mit dem Feind – ein Vorwurf, der im derzeitigen Sicherheitskontext kaum schwerer wiegen könnte.
Die Staatsanwaltschaft beantragte daher auch die Untersuchungshaft bis zum Prozessende. Der Fall reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Versuchen extremistischer Gruppen, sich trotz Blockaden und Sicherheitsmaßnahmen mit Materialien zu versorgen, die in Sprengstoffwerkstätten Verwendung finden. Doch dass nun ausgerechnet israelische Staatsbürger eine logistische Rolle in dieser gefährlichen Kette gespielt haben sollen, lässt die Alarmglocken schrillen.
Nicht zum ersten Mal wird damit ein tieferes Problem deutlich: Das Netz von Schmuggel, Täuschung und systematischem Missbrauch ziviler Lieferketten funktioniert offenbar nicht nur über unterirdische Tunnel oder illegale Importe aus dem Ausland. Auch innerhalb Israels gibt es Lücken – und mutmaßlich auch Helfer.
Was bedeutet dieser Fall für die innere Sicherheit Israels?
Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, wäre dieser Fall nicht nur ein rechtliches, sondern auch ein politisches und sicherheitspolitisches Beben. Gerade während Israel im Süden gegen die Hamas kämpft und im Norden unter Bedrohung durch die Hisbollah steht, ist jeder Akt der Schwächung der inneren Sicherheitsarchitektur ein Geschenk an die Feinde des Landes.
Die Abwehr illegaler Dual-Use-Güter – Stoffe, die sowohl im Agrarsektor als auch zur Waffenherstellung genutzt werden können – ist seit Jahren ein besonders sensibler Bereich. Die Verteidigungs- und Exportkontrollbehörden arbeiten eng mit Logistikfirmen und Lieferanten zusammen, um genau solche Fälle zu verhindern. Umso schwerwiegender ist es, wenn ein lizenzierter Partner sich offenbar über alle Vorschriften hinwegsetzt – und sich zum Komplizen jener macht, die tagtäglich auf die Vernichtung Israels hinarbeiten.
Dass einer der beiden mutmaßlichen Täter aus Ostjerusalem stammt, wird ebenfalls für Diskussionen sorgen. Es ist ein weiteres Beispiel für die komplexe Gemengelage, in der Loyalität, wirtschaftliche Not und politische Radikalisierung aufeinandertreffen – mit gefährlichen Konsequenzen.
Ein Einzelfall oder ein tiefer liegendes Netzwerk?
Noch ist unklar, ob Moshe und Wazwaz isoliert handelten oder Teil eines größeren Netzwerks waren. Klar ist: Die Justiz muss nun klären, wer genau von der Lieferkette profitierte, wo die Stoffe landeten – und ob sie bereits in konkreten Anschlagsplänen oder Angriffen verwendet wurden. Die Sicherheitsdienste werden nun prüfen, ob weitere Lieferanten, Zwischenhändler oder Mitwisser beteiligt waren.
Dieser Fall erinnert auch daran, wie fragil die Trennlinie zwischen zivil und militärisch genutzten Gütern im Nahen Osten ist – und wie wichtig lückenlose Kontrollen sind. In einer Region, in der jede Bagatelle zur tödlichen Bedrohung werden kann, ist Nachlässigkeit keine Option. Und Verrat – so scheint es – lauert manchmal direkt vor der eigenen Haustür.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Montag, 2. Juni 2025