Hamas lehnt US-Plan für Waffenruhe ab – "reingelegt" und ohne Druckmittel
Die Terrororganisation Hamas fühlt sich vom US-Vermittler Steve Witkoff hintergangen – der neue Deal enthält keine Garantie für ein Kriegsende und verlangt die Herausgabe aller Geiseln in nur einer Woche.

Der jüngste Vorschlag zur Waffenruhe und Geiselfreilassung, den der US-Sondergesandte Steve Witkoff vorgelegt hat, ist auf deutlichen Widerstand bei der Hamas gestoßen. Quellen aus dem Umfeld der Gruppe berichten, dass man sich „reingelegt“ fühle – und das nicht zum ersten Mal. Der Vorwurf wiegt schwer: Die USA hätten ein einseitig israelfreundliches Papier vorgelegt, das die Hamas mit leeren Händen zurücklasse. Die Gruppe verweigert deshalb die Zustimmung zum aktuellen Entwurf, solange keine wesentlichen Änderungen vorgenommen werden.
Worum geht es konkret? Der Vorschlag aus Washington sieht die Freilassung von 10 lebenden Geiseln sowie 18 Toten in zwei Etappen vor. Im Gegenzug sollen die israelischen Streitkräfte Teile des Gazastreifens verlassen, während die Vereinten Nationen die Verteilung humanitärer Hilfe übernehmen. Eine 60-tägige Feuerpause wäre Teil des Abkommens – mit der Option auf Verlängerung, sofern beide Seiten zustimmen. Doch genau an diesem Punkt beginnt für die Hamas das Misstrauen.
Die Organisation, die den Gazastreifen weiterhin mit eiserner Faust kontrolliert, kritisiert vor allem, dass der Deal keine Garantie für ein dauerhaftes Kriegsende enthalte. Vielmehr – so ein Insider gegenüber dem Jerusalem Post – würde die Waffenruhe automatisch enden, sollte nach Ablauf der 60 Tage keine Einigung erzielt werden. Schlimmer noch: Israel könne den Waffenstillstand jederzeit einseitig brechen, wie es im März geschehen sei. Eine solche Klausel lässt Hamas befürchten, in eine Falle zu tappen.
Noch problematischer für die Terrorgruppe: Das Abkommen verlangt die vollständige Freilassung aller Geiseln – binnen einer Woche. Damit verlöre Hamas ihr zentrales Druckmittel, ohne dass im Gegenzug ein greifbarer politischer Erfolg erzielt würde. Kein Waffenstillstand auf Dauer, keine israelische Rückzugsverpflichtung, kein verbindlicher Mechanismus für Nachverhandlungen. Es ist ein Deal, der laut Hamas „so gut wie nichts“ bringe – und dennoch alles koste.
Hinzu kommt die Rolle von Israels Minister Ron Dermer, dessen Einfluss auf die Formulierungen des Vorschlags offenbar erheblich war. Ein Treffen zwischen ihm und Witkoff am Dienstag soll zu einer Reihe von pro-israelischen Änderungen geführt haben. Hamas-nahe Quellen behaupten, dass Witkoff dabei "nahezu alle Forderungen" Dermers übernommen habe. Das Resultat: ein Vorschlag, der weiter geht als frühere Entwürfe – jedoch nur in eine Richtung.
Die israelische Seite versucht derweil, die Wogen zu glätten. Ein hochrangiger Regierungsvertreter stellte klar, dass der Witkoff-Vorschlag keine konkreten Vorgaben zur neuen Einsatzlinie der israelischen Streitkräfte enthalte. Auch zur Verteilung humanitärer Hilfe im Detail äußere sich das Papier nicht. Dennoch steht die Hamas auf der Bremse – und prüft das Dokument laut eigener Aussage „verantwortungsvoll und im Interesse unseres Volkes“.
Diese Formulierung ist bemerkenswert, denn sie deutet zumindest eine gewisse Bereitschaft an, den Deal nicht gänzlich zu verwerfen. Doch die Botschaft zwischen den Zeilen ist unmissverständlich: Ohne feste Zusagen für ein Ende des Krieges, ohne Garantie auf eine dauerhafte Feuerpause, ohne politische Zugeständnisse – wird es keinen Deal geben. Die Hamas will nicht zum zweiten Mal einseitig liefern.
Doch während die islamistische Organisation auf Zeit spielt, stehen in Israel Familien von Geiseln unter unerträglichem Druck. Sie wissen: Jede Verzögerung kann Leben kosten. Gleichzeitig lehnt eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung – laut aktuellen Umfragen – eine Rückkehr zur Lage vor dem 7. Oktober ab. Das heißt: keine Waffenruhe um jeden Preis, keine militärische Schwächung, keine Kapitulation vor Terror.
In dieser Pattsituation ist der neue Vorschlag Witkoffs mehr als nur ein weiterer Verhandlungsversuch. Er ist ein Test: auf amerikanische Standfestigkeit, auf Hamas' Kompromissbereitschaft – und auf Israels Fähigkeit, Menschlichkeit mit Sicherheit in Einklang zu bringen. Eines ist jedenfalls klar: Ohne den Willen, Verantwortung zu übernehmen – auf allen Seiten – wird es keine Lösung geben.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Freitag, 30. Mai 2025