Iran plant gezielte Angriffe auf israelische Zivilisten – über ihre Handys


85 vereitelte Cyberattacken zeigen: Der digitale Krieg Teherans gegen Israel wird persönlicher, gefährlicher – und durchdachter.

haOlam-News.de - Nachrichten aus Israel, Deutschland und der Welt.

Über 600 Tage Krieg in Gaza – doch ein weiterer Krieg tobt längst auf einer ganz anderen Front: Unsichtbar, leise und heimtückisch. Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet hat in den vergangenen Monaten 85 geplante Cyberangriffe aus dem Iran vereitelt – ein alarmierender Beweis dafür, wie Teheran versucht, Israels Schwelle zum Privaten zu durchbrechen. Was wie harmlose Nachrichten auf WhatsApp oder Telegram beginnt, endet oft in Spionage, Überwachung und konkreten Gefahren für Leib und Leben.

Gezielte Angriffe auf Einzelpersonen – nicht auf Institutionen

Was diese Angriffe besonders beunruhigend macht: Sie richten sich nicht an Regierungssysteme oder Infrastrukturen – sondern an Menschen. Es geht um Professoren, Journalisten, Offiziere, Politiker. Menschen, deren Alltag, Bewegungsprofile und Beziehungen ausspioniert werden, um daraus operative Vorteile zu ziehen. Sicherheitsexperten vermuten, dass mit den gewonnenen Informationen reale Anschläge vorbereitet werden sollen – innerhalb Israels.

Die iranischen Hacker agieren dabei mit einer beunruhigenden Raffinesse: Sie nutzen täuschend echte Einladungen zu Google-Meetings oder PDF-Dateien, hinter denen sich gefälschte Log-in-Seiten oder Malware verbergen. Wer einmal klickt, verliert nicht nur die Kontrolle über sein Postfach, sondern offenbart Bewegungsdaten, gespeicherte Passwörter, private Fotos, Gesprächsverläufe – kurz: das eigene Leben.

Cyberkrieg als strategische Waffe gegen die Gesellschaft

Diese Taktik ist kein Zufall. Der Iran hat längst verstanden, dass sich Israel nicht allein über Panzer und Raketen destabilisieren lässt. Stattdessen sollen Unsicherheit und Angst im Alltag der Menschen gesät werden – durch digitale Infiltration, Manipulation und letztlich: Zersetzung. Der Feind sitzt nicht mehr jenseits einer Grenze, sondern vielleicht im eigenen Postfach.

Die Wahl der Zielpersonen zeigt, wie feinmaschig die Auswahl verläuft. Es sind Menschen mit gesellschaftlicher oder sicherheitsrelevanter Funktion – aber auch solche, deren Alltag öffentlich sichtbar ist: Akademiker, Medienleute, öffentlich Engagierte. Oft genug reicht ein kleiner Fehler – ein Klick, ein Passwort – um ihnen ihre digitale Identität zu entreißen. Von da an sind sie angreifbar – und mit ihnen womöglich auch ihr Umfeld.

Ein Krieg, der nicht aufhört – nur die Methode ändert sich

Die Verantwortlichen im Schin Bet warnen seit Jahren vor genau diesem Szenario. Doch die Dimension der aktuellen Versuche ist neu – und sie wächst. Die Cyberattacken werden häufiger, gezielter, ausgeklügelter. Und sie haben ein Ziel: Verletzlichkeit. Wer kontrolliert wird, wer sich ständig fragt, ob jemand mithört oder mitliest, wird misstrauisch – gegenüber Technologie, gegenüber dem Staat, vielleicht sogar gegenüber Freunden.

Der digitale Krieg, den der Iran gegen Israel führt, ist dabei kein Nebenschauplatz. Er ist fester Bestandteil der iranischen Gesamtstrategie, die physische Schwächen über digitale Stärke kompensieren will. Was Teheran auf dem Schlachtfeld oft nicht gelingt, versucht es mit Bits und Bytes: Destabilisierung durch Zermürbung.

Wachsamkeit ist mehr als IT-Sicherheit

Der Schin Bet appelliert eindringlich an die israelische Bevölkerung, sich dieser Bedrohung bewusst zu werden. Der erste Schutz ist Aufmerksamkeit. Keine Links von unbekannten Absendern. Kein Log-in über fremde Seiten. Kein Vertrauen in digitale Angebote, nur weil sie professionell aussehen. Cyberkrieg bedeutet nicht nur, dass jemand in Systeme einbrechen will – sondern dass unser Vertrauen in unsere Umgebung ausgehöhlt wird.

Dieser Krieg kennt keine Feuerpause. Keine diplomatische Lösung. Und kein Datum für ein mögliches Ende. Er ist da – mitten unter uns. Und er richtet sich nicht nur gegen Institutionen oder Soldaten, sondern gegen jeden Einzelnen, der sichtbar ist. Der neue Feind hat keinen Bart und keine Uniform. Er hat Zugang zu deinem Posteingang.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild

Artikel veröffentlicht am: Freitag, 30. Mai 2025

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.



Unterstütze unabhängigen Journalismus

haOlam ist ein rein privates Projekt – unabhängig, engagiert und ohne große Mittel. Wenn dir unsere Arbeit wichtig ist, freuen wir uns über jede Unterstützung. Für unsere Bankverbindung schreib uns gern eine E-Mail an redaktion@haolam.de.

Weitere interessante Artikel

Newsletter