Nukleargespräche zwischen Iran und den USA: Fortschritt im Stillstand


Erneute Verhandlungen in Rom – doch hinter den höflichen Floskeln wachsen Misstrauen, Drohungen und der Schatten eines möglichen Krieges.

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Die fünfte Verhandlungsrunde zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran über Teherans Atomprogramm ist in Rom zu Ende gegangen. Offiziell lautet der Tenor: konstruktiv, hoffnungsvoll, professionell. Inoffiziell ist die Lage angespannter denn je – und das Vertrauen zwischen den Gesprächspartnern so dünn wie nie zuvor.

Mehr als zwei Stunden sprachen der US-Sondergesandte Steve Witkoff und die iranische Delegation am Freitag unter Vermittlung des Oman. Man wolle sich bald wieder treffen, hieß es aus Washington. Der iranische Außenminister Abbas Araqchi lobte die Gespräche gar als „eine der professionellsten Runden“, ließ aber zugleich durchblicken, wie tief die Gräben bleiben. Der Iran wolle weiter Uran anreichern – ein kategorisches Nein für Washington. Eine Einigung? In weiter Ferne.

Zwischen Fortschritt und Sackgasse

Worte wie „konstruktiv“ oder „ermutigend“ mögen in Diplomatenkreisen gängig sein, doch sie verdecken oft mehr als sie enthüllen. Denn faktisch bleiben die Positionen unverändert: Der Iran will seine nukleartechnischen Fähigkeiten nicht aufgeben – zu groß ist das nationale Prestige, zu real die geopolitischen Sicherheitsinteressen in einem von Feinden umgebenen Land. Die USA hingegen halten unmissverständlich fest: Urananreicherung auf iranischem Boden – besonders auf Waffenqualität – ist inakzeptabel.

Zwar wird aus dem Umfeld der Verhandler betont, dass „Fortschritte“ gemacht worden seien. Doch wie diese konkret aussehen, bleibt unklar. Auch der omanische Außenminister, der sich als Brückenbauer versteht, sprach von „nicht endgültigem Fortschritt“. Die entscheidenden Streitpunkte – der Umgang mit bestehenden Uranreserven, internationale Inspektionen, die Zukunft von Irans Nuklearanlagen – blieben ungelöst.

Die Schatten der Vergangenheit

Hinzu kommt: Vertrauen fehlt. Iranische Quellen sagten gegenüber CNN, man habe nie vorgehabt, in Rom ein konkretes Abkommen zu erzielen. Man wolle lediglich herausfinden, wie weit Washington noch zu gehen bereit sei. Auch wachse im Iran die Überzeugung, dass die USA gar kein ernsthaftes Interesse an einer Lösung hätten. Und tatsächlich: Die Worte amerikanischer Offizieller klingen zunehmend wie Drohungen. Sollte es keine Einigung geben, so heißt es, werde man sich „andere Optionen“ offenhalten – explizit genannt wurde auch die militärische.

Derartige Signale kommen nicht nur in Teheran an. Auch in Europa schrillen die Alarmglocken. Dort denkt man laut über den sogenannten SnapBack-Mechanismus nach – eine automatische Wiedereinsetzung alter Sanktionen, sollte der Iran sich nicht an internationale Verpflichtungen halten. Es wäre das Ende jeglicher Restkooperation.

Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer

Doch während am Verhandlungstisch Diplomaten um Worte ringen, arbeitet der Iran weiter an seinem Nuklearprogramm. Die Zeit spielt für Teheran – und gegen eine Einigung. Je weiter die technische Entwicklung voranschreitet, desto größer wird die Sorge im Westen, dass der Iran die Schwelle zur Atommacht überschreitet. Israel jedenfalls lässt keinen Zweifel daran, dass man diesen Moment nicht abwarten wird. Ein nuklear bewaffneter Iran sei eine rote Linie.

Gleichzeitig spaltet das Thema die iranische Gesellschaft. Viele junge Iranerinnen und Iraner sind kriegsmüde, wünschen sich ein Ende der Isolation und hoffen auf ein Abkommen, das wirtschaftliche Erleichterung bringt. Doch das politische Establishment hat andere Prioritäten – es sieht in jeder Konzession Schwäche.

Die Verhandlungen in Rom zeigen einmal mehr, wie festgefahren die Situation ist. Worte des guten Willens stehen harschen Realitäten gegenüber. Während die Welt auf eine Lösung hofft, rückt sie zugleich in gefährliche Nähe zum Scheitern. Und die Uhr tickt. Mit jedem Tag wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Diplomatie von der Logik der Abschreckung abgelöst wird. Ein Szenario, das niemand wollen kann – und doch immer realistischer wird.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Samstag, 24. Mai 2025

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