Hamas raubt, entführt, terrorisiert – selbst die eigenen Leute sind nicht mehr sicher
Ein Milizenführer aus Khan Yunis erhebt schwere Vorwürfe gegen die Hamas. Seine Aussagen zeichnen ein Bild eines Regimes, das nicht kämpft, sondern plündert, einschüchtert und Familien terrorisiert. Es ist ein Zeugnis aus Gaza selbst – und eine Realität, die in vielen westlichen Medien kaum vorkommt.

Die Aussagen sind drastisch, persönlich und kaum zu überhören. Shuki Abu Natsira, Kommandeur einer bewaffneten Einheit, die im Süden des Gazastreifens gegen die Hamas operiert, beschreibt ein Vorgehen, das mehr an eine kriminelle Bande erinnert als an eine Regierung. Sicherheitskräfte der Hamas seien in sein Haus in Khan Yunis eingedrungen, hätten seine Frau entführt, Eigentum gestohlen und seine Kinder eingeschüchtert. Seine Tochter sei vorgeladen worden. Der Vorwurf ist eindeutig: „Das ist kein Staat. Das ist eine Herrschaft der Diebe.“
Nach seinen Schilderungen kamen mehrere Fahrzeuge der Hamas, Angehörige des internen Sicherheitsapparates und der Polizei. Sie zerstörten Gegenstände im Haus, nahmen Gasflaschen, Solarpaneele und Bargeld mit. Seine Frau wurde abgeführt. Nicht als Verdächtige eines konkreten Verbrechens, sondern als Druckmittel. Eine Botschaft an ihn – und an andere, die es wagen, sich der Hamas zu widersetzen.
Was Abu Natsira beschreibt, ist kein Einzelfall. Es passt zu zahlreichen Berichten aus Gaza, die nur selten ihren Weg in internationale Schlagzeilen finden. Wer die Hamas kritisiert, wer ihre Macht infrage stellt, wer sich ihr nicht unterordnet, riskiert Repression. Nicht nur persönlich, sondern über die eigene Familie. Kinder werden eingeschüchtert. Frauen festgesetzt. Eigentum beschlagnahmt. Es ist ein System der Angst.
Besonders aufschlussreich ist, was Abu Natsira über die Motivation dieser Maßnahmen sagt. Es gehe nicht allein um Strafe, sondern um Abschreckung. Die Hamas wolle zeigen, dass sie noch existiert. Dass sie noch Kontrolle ausübt. Dass niemand sicher ist. Genau darin liegt die eigentliche Schwäche, die er beschreibt. Eine Bewegung, die ihre eigene Bevölkerung terrorisieren muss, um Macht zu simulieren, hat ihre Legitimation längst verloren.
Seine Kritik geht weiter. Er spricht von einer Organisation, deren Führungsebenen im Krieg weitgehend zerstört wurden. Von einer Hamas, die ihre Verluste nicht durch Überzeugung, sondern durch Zwang kompensiert. Kinder und Jugendliche im Alter von sechzehn oder siebzehn Jahren würden rekrutiert, weil erfahrene Kämpfer fehlen. Wer seine Kinder erneut in diese Strukturen schickt, begehe ein Verbrechen, sagt Abu Natsira. Es ist ein bemerkenswertes Urteil aus dem Inneren Gazas.
Noch bemerkenswerter ist seine Einschätzung der militärischen Lage. Die Hamas habe weder im Norden noch im Süden des Gazastreifens echte Kontrolle. Nur kleine Reste seien im Zentrum verblieben, vor allem in Bereichen wie Deir al Balah oder rund um Krankenhäuser, wo Schutz durch Zivilisten erzwungen werde. Gewalt, Einschüchterung und willkürliche Festnahmen dienten nicht der Verteidigung, sondern der Inszenierung von Stärke.
Diese Aussagen stehen in scharfem Kontrast zu dem Bild, das viele westliche Medien zeichnen. Dort erscheint Gaza oft als homogene Einheit, als kollektives Opfer ohne innere Dynamik. Die Hamas wird entweder ausgeblendet oder als quasi legitime Vertretung dargestellt. Stimmen wie die von Abu Natsira stören dieses Narrativ. Sie zeigen, dass Gaza kein monolithischer Raum ist, sondern eine Gesellschaft unter der Kontrolle einer bewaffneten Gruppe, die sich an der eigenen Bevölkerung vergeht.
Dass solche Berichte selten aufgegriffen werden, ist kein Zufall. Sie passen nicht in einfache Erzählungen. Sie lassen sich nicht problemlos in Täter Opfer Schemata einordnen. Sie widersprechen der Vorstellung, Israel stehe einer geschlossenen Gesellschaft gegenüber. Stattdessen zeigen sie, dass der eigentliche Gegner vieler Menschen in Gaza die Hamas selbst ist.
Für Israel sind solche Aussagen nicht neu. Die Einschätzung, dass die Hamas ihre Macht zunehmend durch Terror gegen die eigene Bevölkerung aufrechterhält, gehört seit Jahren zur sicherheitspolitischen Analyse. Neu ist vielmehr, dass diese Stimmen lauter werden. Dass sie öffentlich werden. Dass sie nicht mehr nur anonym zirkulieren, sondern mit Namen, Gesichtern und persönlichen Risiken verbunden sind.
Abu Natsira weiß, was er riskiert. Seine Worte lassen keinen Zweifel daran, dass er mit Vergeltung rechnet. Dennoch sagt er, er werde seinen Kampf nicht aufgeben. Nicht einmal dann, wenn seine Familie weiter bedroht werde. Diese Entschlossenheit ist kein Zeichen von Fanatismus, sondern von Verzweiflung. Sie zeigt, wie tief die Ablehnung der Hamas in Teilen der Bevölkerung reicht.
Der Bericht wirft eine unbequeme Frage auf. Wenn selbst in Gaza Stimmen laut werden, die die Hamas als Diebesbande und Terrorregime bezeichnen, warum fällt es so vielen Beobachtern im Westen so schwer, genau das auszusprechen. Warum wird jede Kritik an der Hamas relativiert, während Berichte über israelische Maßnahmen sofort moralisch aufgeladen werden.
Die Geschichte von Shuki Abu Natsira ist kein Propagandastück. Sie ist ein Zeugnis. Ein Blick in eine Realität, die nicht gefiltert ist. Sie zeigt, was passiert, wenn eine Terrororganisation nicht mehr gegen einen äußeren Feind kämpfen kann und sich stattdessen gegen die eigenen Leute wendet. Wer Gaza verstehen will, muss diese Stimmen hören. Alles andere ist Verdrängung.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 25. Dezember 2025