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Hohe Mangelernährungsraten in Gaza laut UNICEF – doch zentrale Fragen bleiben unbeantwortet


UNICEF meldet weiter viele akut unterernährte Kinder in Gaza. Zugleich wächst der Zweifel an den Bewertungsmethoden und daran, ob UN-Organisationen die politischen Realitäten vor Ort offen benennen.

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Seit Oktober liegen neue UNICEF Daten zur Ernährungslage in Gaza vor. Die Organisation berichtet von mehreren tausend Kindern, die seit Beginn der Waffenruhe wegen akuter Mangelernährung behandelt wurden. Zwar liegt die Zahl deutlich unter den Spitzenwerten des Sommers, doch beschreibt UNICEF die Lage weiterhin als besorgniserregend. Sprecherin Tess Ingram verweist auf Verzögerungen und Hindernisse beim Zugang zu Hilfslieferungen – und warnt vor einer anhaltenden Belastung der Schwächsten.

Um diese Meldungen einordnen zu können, muss man jedoch den politischen Kontext betrachten. Israel verweist seit Monaten darauf, dass Hilfsgüter in großen Mengen in den Gazastreifen gebracht werden können und dass die Probleme häufig nicht an den Übergängen entstehen, sondern an der Verteilung im Inneren. Immer wieder meldeten israelische Stellen, dass Hilfskonvois blockiert, geplündert oder von bewaffneten Gruppen umgeleitet wurden. Dass UNICEF trotz verbesserten Zugangs weiterhin von gravierenden Engpässen spricht, wirft daher Fragen auf, die sich nicht allein logistisch erklären lassen. Wer im Gazastreifen tatsächlich über Warenverteilung und Preisbildung entscheidet, ist ein Faktor, den viele internationale Organisationen nur am Rande erwähnen – obwohl er maßgeblich über das Schicksal der Bevölkerung entscheidet.

Hinzu kommen Widersprüche in der bisherigen UN-Berichterstattung. Im Sommer war von einer unmittelbar bevorstehenden Hungersnot die Rede, eine Einschätzung, die später deutlich relativiert wurde. Internationale Ernährungsexperten sprachen daraufhin von Übertreibungen und unzureichenden Datensätzen. Israel verwies zeitgleich auf Kalorienmengen, die weit über jenen typischer Hungerzonen lagen. Auch Vergleiche mit Unterernährungsraten in Industrieländern machten Schlagzeilen und zeigten, dass dramatische Aussagen nicht zwangsläufig auf robuste Analysen zurückgehen. Der Eindruck entstand, dass manche Warnungen eher politisch motiviert waren als von überprüfbaren Daten getragen.

Vor diesem Hintergrund wirkt auch die neue UNICEF Einschätzung ambivalent. Die Organisation bestätigt, dass seit Oktober erheblich mehr Hilfsgüter eingeführt werden konnten. Gleichzeitig verweist sie auf fehlende kommerzielle Waren, hohe Preise und unsichere Wege innerhalb des Gazastreifens. Dass Fleisch inzwischen rund zwanzig Dollar pro Kilogramm kostet, ist ein Beispiel für eine Wirtschaft, die in sich zusammengebrochen ist – ein Zustand, der weit älter ist als die aktuelle Waffenruhe. Und es ist ein Zustand, der nicht nur von äußerem Druck herrührt, sondern maßgeblich vom jahrelangen Kontrollmonopol der Hamas geprägt wurde.

Dieser Aspekt bleibt in vielen UN-Berichten unterbelichtet. Internationale Organisationen arbeiten in Gaza unter Bedingungen, die ihre eigene Sprache beeinflussen. Wer den Zugang behalten will, kann die Hamas kaum offen kritisieren. Viele Helfer berichten hinter den Kulissen von einem Klima, in dem aus Angst vor politischer Repression entscheidende Wahrheiten ausgeklammert werden. Die Folge ist eine Berichterstattung, in der Probleme strukturell Israel zugeschrieben werden, während die Rolle der Hamas als Machtfaktor im humanitären System kaum benannt wird. Damit entsteht ein verzerrtes Bild, das der Realität vor Ort nur teilweise gerecht wird.

Die Warnung vor „anhaltend hohen Zahlen“ ist daher kein Beleg für eine absichtlich herbeigeführte Versorgungskrise von außen, sondern Ausdruck einer komplexen Lage: zerstörte Infrastruktur, fehlende staatliche Strukturen, bewaffnete Gruppen, die Hilfsgüter vereinnahmen, und eine internationale Hilfe, die sich zwischen politischem Druck und Sicherheitsrisiken bewegt. Externe Organisationen können Lücken schließen, aber nicht die fundamentalen Probleme eines Territoriums lösen, das seit Jahren ohne transparente Verwaltung funktioniert.

Für Israel bleibt entscheidend, dass Bewertungen nicht auf Modellen und Annahmen beruhen, sondern auf überprüfbaren Zahlen. Hilfslieferungen werden weiterhin ermöglicht – die Frage ist, wer ihren Weg bis zu den Familien kontrolliert. Ohne volle Transparenz entsteht aus jeder humanitären Analyse eine politische Interpretation. Und genau das hilft den Kindern in Gaza am wenigsten.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 10. Dezember 2025

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