Saudi-Arabien und Iran: Brief an MBS vor Trump-Besuch sorgt für neue Spannungslage


Kurz vor dem Treffen zwischen Donald Trump und Kronprinz Mohammed bin Salman erreicht den saudischen Thronfolger ein Schreiben des iranischen Präsidenten. Inhalt unbekannt – Bedeutung potenziell hoch.

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Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat einen Brief des iranischen Präsidenten Masoud Peseschkian erhalten – nur einen Tag, bevor er zu politischen Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump in die Vereinigten Staaten reist. Der saudische Nachrichtendienst SPA bestätigte den Eingang des Schreibens, ließ jedoch offen, worum es darin genau geht und ob der Inhalt mit dem bevorstehenden Besuch in Washington zusammenhängt.

Der Zeitpunkt ist bemerkenswert. Während Washington und Riad ihre sicherheitspolitische Zusammenarbeit neu definieren, versucht Teheran offenbar, Einfluss auf die regionale Dynamik zu nehmen. Die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Iran sind zwar seit der Wiederaufnahme diplomatischer Kontakte 2023 stabiler geworden, doch die Region bleibt angespannt – und Saudi-Arabien verfolgt mit seinem US-Kurs klare Prioritäten: militärische Modernisierung, Sicherheitsgarantien und Zugang zu Schlüsseltechnologien.

Ein Besuch mit weitreichenden Folgen

Der Aufenthalt in den USA ist MBS’ erster seit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018. Trotz der damaligen weltweiten Empörung verfolgen Washington und Riad inzwischen wieder gemeinsame Interessen – vom Ölmarkt bis zur regionalen Sicherheit. Präsident Trump verzichtet bewusst auf Menschenrechtskritik und konzentriert sich auf strategische Geschäfte: Energie, Technologie und ein möglicher Einstieg Saudi-Arabiens in die zivile Nukleartechnologie.

Trump bestätigte vor Journalisten zudem, er werde den Verkauf von amerikanischen F-35-Kampfflugzeugen an Saudi-Arabien genehmigen. Das Geschäft wäre ein tiefgreifender Einschnitt in die militärische Balance des Nahen Ostens und stellt die Frage, wie Washington künftig Israels qualitativen Vorsprung schützen will – eine Frage von fundamentaler Bedeutung für Jerusalem.

Sicherheit, Normalisierung und geopolitische Interessen

Riad sucht seit Jahren ein formelles Verteidigungsabkommen mit den USA. Washington knüpft dieses an eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel, die wiederum von saudischer Seite an Fortschritte in Richtung eines palästinensischen Staats gebunden wird. Ministerpräsident Netanyahu hat jedoch erneut bekräftigt, dass er einen eigenständigen palästinensischen Staat ablehnt. Damit bleibt nur eine Zwischenlösung wahrscheinlich – etwa eine Exekutivanordnung, wie sie Trump bereits mit Katar unterzeichnete.

Solch ein Schritt wäre weniger als das von Riad angestrebte Verteidigungsabkommen, aber ein deutliches Signal. Experten gehen davon aus, dass ein solches Dokument gegenseitige Konsultationen im Ernstfall festschreiben würde – ohne die USA jedoch zu einer militärischen Intervention zu verpflichten. Unterstützung könnte von Waffennachlieferungen über Luftabwehrsysteme bis hin zur Stationierung von Marineverbänden reichen.

Technologie, Atomenergie und regionale Rivalität

Saudi-Arabien drängt außerdem auf Modernisierung durch künstliche Intelligenz und zivile Nukleartechnologie. Als größter Ölproduzent bereitet das Königreich seinen strategischen Wandel vor, insbesondere gegenüber dem regionalen Konkurrenten Vereinigte Arabische Emirate, die bereits enge Kooperationen mit US-Technologiekonzernen etabliert haben.

Ein Abkommen über ein saudisches Nuklearprogramm würde Riad den Zugang zu US-Technologien ermöglichen und seine Position gegenüber Abu Dhabi und Teheran stärken. Doch bislang scheiterte dies am amerikanischen Anspruch, dass Riad auf die Anreicherung von Uran und die Wiederaufbereitung verzichtet. Ob der bevorstehende Besuch einen Durchbruch bringt, bleibt offen – Beobachter halten zumindest eine politische Absichtserklärung für möglich.

Teherans Brief – ein Signal zur rechten Zeit

Vor diesem Hintergrund erhält das Schreiben aus Teheran besonderes Gewicht. Iran sucht auf verschiedenen Ebenen Einfluss, gerade nach dem Ende des Iran-Kriegs und angesichts der wachsenden amerikanisch-saudischen Kooperation. Ohne Inhalte zu kennen, liegt nahe, dass Teheran den Spielraum Riads ausloten will – oder zumindest signalisieren möchte, dass Iran weiterhin ein Faktor ist, den man nicht ignorieren kann.

Für Israel ist die Konstellation klar: Je enger die Sicherheitsbeziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien werden, desto stabiler wird die regionale Lage – und desto weniger Einfluss behält Teheran. Der Brief wirkt daher wie ein Versuch, genau diese Entwicklung zu stören oder zumindest mitzugestalten.

Der Besuch in Washington wird zeigen, wie viel Raum Saudi-Arabien den USA, Israel und Iran jeweils zugesteht – und ob der Brief aus Teheran ein taktisches Manöver war oder Teil einer größeren regionalen Strategie.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By The White House - https://www.flickr.com/photos/202101414@N05/54521884799/, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=165333408

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 19. November 2025

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