Frankreich ließ israelische Drohne abschießen – UNIFIL-Zwischenfall belastet Verhältnis zu Jerusalem
Ein französischer Befehl führte zum Abschuss einer israelischen Aufklärungsdrohne über Südlibanon. Laut Le Figaro waren französische UNIFIL-Soldaten verantwortlich. Israel spricht von einem gezielten Angriff auf ein unbewaffnetes Aufklärungsgerät – und vermutet politische Motive hinter dem Vorfall.

Nach Angaben der französischen Tageszeitung Le Figaro war es Frankreich, das den Abschuss einer israelischen Drohne über Kafr Kila im Süden des Libanon am Sonntag angeordnet hat. Die beteiligten Blauhelme der UNIFIL-Truppe stammten demnach aus dem französischen Militärkontingent.
Der Zwischenfall ist brisant. Denn laut Berichten von Le Figaro fiel die Entscheidung zum Abschuss nicht in der libanesischen Befehlsstruktur, sondern direkt auf französischer Ebene. Eine Quelle bezeichnete den Schritt als „ungewöhnlich und politisch aufgeladen“. In Jerusalem sorgt der Vorfall für Unverständnis – und Ärger.
Nach Darstellung der UNIFIL sei die israelische Drohne „aggressiv“ über eine Patrouille geflogen und habe eine Granate fallen lassen, worauf ein israelischer Panzer einen „Schuss in Richtung der UN-Kräfte“ abgefeuert habe. Die Vereinten Nationen erklärten anschließend, Israel habe damit die Resolution 1701 des Sicherheitsrats verletzt, die den Waffenstillstand und die Entmilitarisierung der libanesischen Südgrenze regelt.
Doch das israelische Militär weist diese Darstellung entschieden zurück. Der Sprecher der IDF, Oberst Avichai Adraee, erklärte, die Drohne habe sich auf einer routinemäßigen Aufklärungsmission befunden und keine Bedrohung dargestellt. „Die UNIFIL-Kräfte, die sich in der Nähe befanden, feuerten gezielt auf die Drohne, obwohl von ihr keinerlei Gefahr ausging“, sagte Adraee. Nachdem die Drohne getroffen wurde und abstürzte, habe eine israelische Einheit „eine Handgranate auf die Absturzstelle geworfen, um den Bereich zu sichern“. Kein Schuss sei auf UNIFIL-Kräfte abgegeben worden.
Damit stehen zwei Versionen gegeneinander – und die politische Verantwortung ist klar: Paris. Französische UNIFIL-Soldaten haben ohne vorherige Abstimmung mit dem israelischen Verbindungskommando das Feuer eröffnet. Ein solcher Schritt ist in der Geschichte der UNIFIL-Mission äußerst selten. Selbst während angespannter Phasen im Grenzgebiet kam es nie zu einem gezielten Angriff auf israelische Geräte durch die Blauhelme.
In israelischen Sicherheitskreisen wird der Vorfall als „ernsthafte diplomatische Grenzüberschreitung“ gewertet. Hinter vorgehaltener Hand sprechen Offiziere von einem Versuch Frankreichs, „politisches Gewicht zu demonstrieren“ – in einem Moment, in dem Paris seine Position im Nahen Osten neu zu definieren versucht.
Die französische Regierung reagierte bislang nicht offiziell auf die Enthüllungen. Doch laut Le Figaro war der Befehl klar autorisiert. Das wirft Fragen auf: Handelte Frankreich als Teil einer UN-Mission – oder als eigenständiger Akteur mit eigenen politischen Zielen?
Für Israel ist die Situation heikel. Einerseits will man die Kooperation mit UNIFIL – die eine Pufferzone zwischen der IDF und der Hisbollah sichern soll – nicht gefährden. Andererseits sieht Jerusalem darin ein gefährliches Signal: Wenn UN-Soldaten beginnen, auf israelische Aufklärungsdrohnen zu feuern, bricht das Fundament der Deeskalation weg.
Das israelische Verteidigungsministerium kündigte eine Untersuchung über die Militärverbindungskanäle an, machte jedoch deutlich, dass man „eine klare Erklärung aus Paris“ erwarte.
Der Vorfall ereignet sich in einer Phase wachsender Spannungen an der Nordgrenze. Hisbollah feuert weiter Raketen auf israelisches Territorium, während die IDF gezielt Kommandostellungen in Südlibanon angreift. Dass nun französische Soldaten eine israelische Drohne abschießen, wirkt wie ein diplomatisches Eigentor – und könnte die fragile Zusammenarbeit zwischen Israel und UNIFIL dauerhaft beschädigen.
In Jerusalem wird der Zwischenfall als Weckruf verstanden: Frankreich hat seine Neutralität verspielt.
Autor: Redaktion
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Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 28. Oktober 2025