Israels stille Suche nach den ermordeten Geiseln


In den Ruinen Gazas, zwischen Schutt, Schweigen und Staub, suchen israelische Teams nach den Leichen der eigenen Bürger. Zwei Jahre nach Beginn des Krieges arbeitet Israel unermüdlich daran, seine Toten heimzuholen – während Hamas weiter schweigt und die Welt zur Routine übergeht.

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Es sind die stillsten Operationen des israelischen Militärs – und zugleich die moralisch schwersten. In den Zonen entlang der sogenannten „Gelben Linie“, der Demarkationslinie zwischen Israel und der Hamas, durchsuchen Spezialisten der israelischen Armee zerstörte Wohnblöcke, eingestürzte Tunnel und zerbombte Straßenzüge nach menschlichen Überresten. Es sind keine Kampfhandlungen mehr, sondern das letzte Kapitel eines Krieges, der mehr Wunden hinterließ als er schließen konnte.

Wie israelische Regierungsstellen bestätigen, werden mehrere der noch vermissten Geiseln mittlerweile als tot vermutet. Ihre Körper könnten sich in Gebieten befinden, die heute unter israelischer Kontrolle stehen. Soldaten und Forensiker arbeiten dort Seite an Seite – nicht, um Feinde zu bekämpfen, sondern um Spuren zu bergen. Es ist eine mühsame, gefährliche Arbeit. Unter jeder Trümmerplatte könnte eine Bombe liegen, unter jedem Stein der Körper eines entführten Israelis.

Am Wochenende trafen Hilfsteams des Roten Kreuzes in Rafah ein, um gemeinsam mit israelischen und ägyptischen Kräften nach weiteren Überresten zu suchen. Ägypten hatte Jerusalem um Genehmigung gebeten, schweres Gerät und Fachpersonal in die betroffenen Zonen zu schicken – ein seltener Moment koordinierter Menschlichkeit zwischen Staaten, die sonst einander mit Misstrauen begegnen.

Israel hofft, dass Hamas die sterblichen Überreste von zwei weiteren Geiseln freigibt. Doch die Terrororganisation, die seit Wochen öffentlich Schweigen wahrt, reagiert mit Zynismus und taktischem Kalkül. Wie schon so oft werden menschliche Körper zum politischen Faustpfand – eine moralische Perversion, die Israels Gesellschaft bis ins Mark trifft.

„Wir tun alles, um sie heimzuholen – selbst nach dem Tod“, erklärte ein israelischer Offizier, der an den Bergungsarbeiten beteiligt ist. Hinter seinen Worten steht eine nationale Überzeugung: Niemand wird zurückgelassen. Nicht im Leben, und nicht im Tod.

Seit Dienstagabend wurden keine weiteren Überreste zurückgegeben. Israelische Geheimdienstquellen gehen davon aus, dass acht weitere getötete Geiseln noch in Gaza liegen – fünf davon an unbekannten Orten. Die Suche wird fortgesetzt, selbst während in weiten Teilen der Welt das Thema aus den Schlagzeilen verschwindet.

Doch für Israel ist es mehr als eine humanitäre Pflicht. Es ist eine Frage der Identität, der Würde, des Selbstverständnisses. Die Rückführung der Gefallenen ist Teil des nationalen Ethos – ein stiller Schwur, der tief im kollektiven Gedächtnis verankert ist. Jeder Name, der aus den Trümmern zurückkehrt, ist eine Erinnerung an das, was Hamas zerstört hat – und an das, was Israel trotz allem bewahrt: die Heiligkeit des Lebens, die Treue zu den Toten.

Während internationale Organisationen zur „Zurückhaltung auf beiden Seiten“ mahnen, erinnert dieser Einsatz an eine Wahrheit, die sich nicht relativieren lässt: Nur eine Seite sucht nach ihren Ermordeten, um sie heimzubringen. Die andere Seite feiert sie als Märtyrer.

Die Berge von Schutt in Gaza sind zum Symbol geworden – nicht nur für die Zerstörung, sondern für die Entscheidung einer Nation, selbst im tiefsten Grauen Mensch zu bleiben.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild

Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 26. Oktober 2025

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