Trump-Plan im Praxistest: JD Vance bittet Netanyahu um Geduld – Israels Premier zeigt sich offen, aber bestimmt


US-Vizepräsident JD Vance drängt in Jerusalem auf Fortschritte beim Gaza-Abkommen. Netanyahu bleibt vorsichtig optimistisch – doch seine Botschaft ist klar: Israels Sicherheit wird nicht verhandelt.

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Während US-Vizepräsident JD Vance auf seiner Israel-Reise eindringlich dafür warb, der Waffenruhe und dem Friedensplan von Präsident Donald Trump „eine echte Chance“ zu geben, machte Premierminister Benjamin Netanyahu deutlich, dass Israels Interessen über allem stehen. „Auch ich will, dass dieses Abkommen Erfolg hat“, sagte Netanyahu nach dem Treffen im Amtssitz des Premierministers in Jerusalem. „Aber Israel entscheidet über seine eigene Zukunft und seine Sicherheit.“

Vance bat Netanyahu wörtlich: „Gib dem Abkommen eine Chance – und gib uns die Zeit, Dinge geschehen zu lassen.“ Nach Angaben amerikanischer und israelischer Regierungsvertreter reagierte Netanyahu „offen, aber mit Vorbehalt“. Washington wertet das Gespräch als wichtigen Schritt, um das fragile Gleichgewicht zwischen Waffenruhe, Wiederaufbau und Sicherheitsinteressen zu stabilisieren.

USA werben um arabische Unterstützung

Unterdessen setzen Trumps Sondergesandte Avi Berkowitz, Jason Greenblatt und Jared Kushner ihre Nahost-Mission fort. Nach Gesprächen in Riad reisten sie am Mittwoch weiter in die Vereinigten Arabischen Emirate, um dort Unterstützung für den nächsten Schritt des Abkommens zu gewinnen. Ziel ist der Aufbau einer internationalen Friedenstruppe und einer Wiederaufbau- und Hilfsbehörde für Gaza, die von arabischen Staaten finanziell und logistisch getragen werden soll.

Ein hochrangiger US-Diplomat erklärte: „Damit dieser Plan funktioniert, brauchen wir arabisches Engagement – politisch, wirtschaftlich und militärisch.“ Das Weiße Haus will die Kontrolle über Gaza nicht an die UNO oder europäische Akteure abgeben, sondern auf eine regionale Sicherheitsstruktur setzen, in der Israel ein Vetorecht bei allen sicherheitsrelevanten Fragen behält.

Netanyahu bleibt bei seiner Linie

Während Vance den Friedensplan als „Modell für andere Konfliktlösungen weltweit“ bezeichnete, machte Netanyahu deutlich, dass Israel keine „Schutzmacht-Beziehung“ wünscht. „Wir sind kein amerikanisches Protektorat“, hatte er bereits am Morgen gesagt – und Vance bestätigte: „Wir wollen auch keins.“

Der Premier betonte, dass Israel selbst entscheide, welche Akteure an der Stabilisierung Gazas beteiligt werden. Eine türkische Beteiligung, wie von Washington ins Gespräch gebracht, schloss er mit deutlichen Worten aus: „Israel entscheidet über seine Sicherheit allein.“

Netanyahu sprach von „entscheidenden Tagen“ und davon, dass Israel und die USA zwar gemeinsame Interessen, aber nicht in allen Punkten dieselben Prioritäten hätten. „Eine starke Israel ist im Interesse Amerikas“, sagte er – und fügte hinzu, dass die Zukunft der Region in den kommenden Wochen entschieden werde.

JD Vance: „Wir bauen einen nachhaltigen Frieden“

Vance zeigte sich in der gemeinsamen Pressekonferenz optimistisch: „Die Bedingungen von Präsident Trumps Plan sind klar: Hamas muss vollständig entwaffnet werden. Wenn sie sich nicht fügt – wird sie verschwinden.“ Er betonte, die Waffenruhe halte bislang, und lobte die israelische Regierung für ihren Pragmatismus.

Zugleich mahnte er Geduld an. Die Rückführung der noch vermissten Geiseln bezeichnete er als „schmerzhaften, aber unverzichtbaren Prozess“. Viele Opfer, so Vance, lägen „unter tausenden Tonnen Trümmern“; das Ziel bleibe, „sie alle heimzubringen – in Würde und mit Ehre“.

Ein neuer Ton zwischen Jerusalem und Washington

Das Treffen zwischen Netanyahu und Vance symbolisiert eine Phase relativer Harmonie zwischen Jerusalem und Washington – nach Monaten diplomatischer Spannungen. Präsident Trump zeigt sich „sehr zufrieden“, dass der Waffenstillstand hält und beide Seiten den politischen Fahrplan einhalten.

Für Israel bleibt die zentrale Frage, ob die arabischen Staaten tatsächlich Verantwortung übernehmen – und ob der fragile Frieden von Dauer ist. Netanyahu weiß: Jede Bewegung in Gaza, jedes Missverständnis, kann das Kartenhaus zum Einsturz bringen.

Doch anders als viele erwartet hatten, klingt der israelische Premier in diesen Tagen nicht konfrontativ, sondern entschlossen und pragmatisch: „Wir wollen, dass dieser Plan funktioniert – aber nicht um jeden Preis.“

Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 23. Oktober 2025

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