Tote Soldaten, Druck aus Washington: Israel unter Zwang – Trump spricht von „abtrünnigen Hamas-Kämpfern“
Während Israel um zwei gefallene Soldaten trauert, drängt Washington auf Zurückhaltung. US-Präsident Donald Trump sieht in den Angriffen auf israelische Truppen keine Absicht der Hamas-Führung – und fordert, der Waffenstillstand müsse halten. In Jerusalem wächst der Zweifel, ob die USA den Ernst der Lage verstehen.

Nur einen Tag nach dem tödlichen Angriff auf israelische Soldaten im Süden des Gazastreifens verschärft sich der Druck auf Jerusalem. Zwei Männer der Nahal-Brigade, Hauptmann Yaniv Kula und Feldwebel Itai Yaavetz, fielen bei einem gezielten Raketenangriff der Hamas in Rafah. Ein dritter Soldat wurde schwer verletzt. Israels Reaktion – Luftangriffe, die Unterbrechung humanitärer Lieferungen und die zeitweilige Aussetzung der Feuerpause – dauerte kaum einen halben Tag.
Dann folgte die politische Kehrtwende. Unter massivem Druck aus Washington wurde die Wiederaufnahme der Waffenruhe angeordnet. Präsident Donald Trump erklärte am Montag an Bord der Air Force One:
„Abtrünnige Elemente, nicht die Hamas-Führung, waren verantwortlich für den Angriff. Wir werden das hart, aber fair handhaben – der Waffenstillstand wird halten.“
Diese Worte sorgten in Israel für Irritation. Der Angriff erfolgte aus einem Tunnel nahe Rafah, eindeutig von Hamas-Milizen. Dass Trump nun von „Rogue Elements“ spricht, gilt in israelischen Sicherheitskreisen als Versuch, das fragile Abkommen um jeden Preis zu retten – selbst wenn das bedeutet, die Realität zu beschönigen.
Bereits am Montagvormittag bestätigten israelische Behörden: Der humanitäre Korridor nach Gaza ist wieder geöffnet. Und mehr noch – es wird über die Eröffnung zweier neuer Übergänge im Norden des Gazastreifens (Erez und Zikim) beraten. Damit soll der Zustrom von Hilfsgütern erhöht werden – auf rund 600 Lastwagen täglich.
Diese Entscheidung fällt, obwohl die Hamas erneut gegen den Waffenstillstand verstößt: Der Terrororganisation zufolge wurde die Leiche eines israelischen Geisels gefunden, ihre Übergabe erfolge „nur bei geeigneten Bedingungen“. Ein klarer Vertragsbruch – und dennoch hält Israel an seiner Verpflichtung fest.
Ein hochrangiger Beamter in Jerusalem brachte das Dilemma auf den Punkt:
„Wir halten unsere Zusagen, auch wenn die andere Seite sie bricht. Das unterscheidet uns von unseren Feinden.“
Amerikas Balanceakt
Vizepräsident J. D. Vance sprach am Sonntagabend auf dem Rückflug von einer Marineveranstaltung in San Diego mit Journalisten. Auch er äußerte sich vorsichtig optimistisch – und zugleich beunruhigend offen:
„Es wird Momente geben, in denen Hamas auf Israel schießt, und Israel wird natürlich reagieren müssen. Es wird unklar bleiben, wer genau handelt. Aber das ist der Preis eines fragilen Friedens.“
Auf Nachfrage erklärte Vance, dass derzeit keine funktionierende Sicherheitsstruktur existiere, um die tatsächliche Entwaffnung der Hamas zu garantieren.
Damit bestätigt er indirekt, was in Jerusalem längst als Gewissheit gilt: Die Feuerpause beruht auf Vertrauen – und nicht auf Kontrolle. Während die USA das Abkommen als Erfolg verkaufen, sehen israelische Offiziere darin eine gefährliche Illusion.
Moral gegen Realität
Israel steht nun zwischen zwei Fronten – militärisch gegen Hamas, diplomatisch gegen den Druck seiner engsten Verbündeten. Der Premierminister muss erklären, warum trotz gefallener Soldaten Hilfslieferungen an eine vom Feind kontrollierte Zone wieder anlaufen. Die Regierung argumentiert mit moralischer Verantwortung – doch die öffentliche Stimmung kippt.
Viele Israelis empfinden die Wiederaufnahme der Hilfe als politisches Einknicken. Sie fragen, wie ein Staat, dessen Soldaten ermordet und dessen Geiseln entwürdigt werden, gleichzeitig dafür sorgen soll, dass die Täter mit Lebensmitteln und Benzin versorgt werden.
Während in Washington von „abtrünnigen Elementen“ die Rede ist, wissen die Menschen in Israel, dass es keine Missverständnisse mehr gibt. Die Hamas bleibt, was sie ist – eine Terrororganisation, die gezielt tötet und jedes Abkommen als taktische Pause begreift.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Montag, 20. Oktober 2025