Ägypten soll internationale Sicherheitsmacht in Gaza anführen – UN-Mandat mit heiklen Folgen


Ein multinationaler Einsatz, angeführt von Ägypten und flankiert von islamischen Staaten, soll den Gazastreifen stabilisieren. Doch das Herz des Problems bleibt: die Entwaffnung der Hamas. Und Israel weiß, dass dieser Schritt über Krieg oder Frieden entscheiden wird.

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Nach monatelangen Verhandlungen hinter den Kulissen formiert sich ein neues Kapitel in der Nachkriegsordnung des Nahen Ostens. Westliche Diplomaten bestätigten, dass im UN-Sicherheitsrat derzeit ein Beschluss vorbereitet wird, der den Einsatz einer internationalen Sicherheitsmacht in Gaza ermöglichen soll – mit einem klaren politischen Signal: Ägypten soll die Führung übernehmen, unterstützt von der Türkei, Indonesien und Aserbaidschan.

Das Mandat, so heißt es, werde sich am sogenannten „Haiti-Modell“ orientieren – keine klassische Blauhelmmission, sondern ein robustes internationales Mandat mit weitreichenden Befugnissen, jedoch ohne direkte israelische Beteiligung. Der Einsatz soll durch die USA und mehrere EU-Staaten finanziell und logistisch unterstützt werden.

Kairo im Zentrum – Ankara im Schatten

Die ägyptische Regierung steht vor einem Dilemma. Einerseits genießt sie Vertrauen in Israel und den USA, andererseits riskiert sie, in der arabischen Welt als „Verwalter israelischer Interessen“ zu gelten. Kairo prüft deshalb, ob der Einsatz vollständig unter UN-Aufsicht steht oder teilweise eigenständig geführt wird.

Neben Ägypten sollen türkische, indonesische und aserbaidschanische Kontingente beteiligt werden – eine symbolische Mischung aus muslimischen Staaten mit unterschiedlichen Loyalitäten. Während Indonesien als neutraler Akteur gilt, stößt die mögliche Beteiligung der Türkei in Jerusalem auf Skepsis. Ankara hatte in den vergangenen Jahren immer wieder politische Nähe zur Hamas gezeigt und die israelische Sicherheitsstrategie in Gaza scharf kritisiert.

London plant langfristig – Trump gibt den Ton an

Nach britischen Angaben zielt der gesamte Plan auf eine „vereinigte palästinensische Staatlichkeit“ ab, die langfristig auch die Gebiete von Judäa und Samaria sowie Ostjerusalem einschließen soll. Bis dahin soll der internationale Einsatz die Sicherheitsverantwortung übernehmen.

Großbritannien hat bereits Polizeiausbilder in die Region entsandt und arbeitet eng mit dem amerikanischen Team in Israel zusammen, das die zweite Phase des Trump-Plans vorbereitet.
US-Präsident Donald Trump selbst gilt als Schirmherr des gesamten Projekts – er will mit diesem Schritt zeigen, dass Washington die Nachkriegsordnung bestimmt, nicht Brüssel oder die Vereinten Nationen.

Der Sprengsatz: Hamas und ihre Waffen

Doch die größte Hürde bleibt bestehen: die Entwaffnung der Hamas.
Britische Diplomaten räumen offen ein, dass dies der „komplexeste und riskanteste Teil“ des Projekts sei. Die UN erwägt ein Modell ähnlich dem nordirischen Friedensprozess, bei dem eine neutrale Instanz die Waffenabgabe überwachte. Doch niemand glaubt ernsthaft, dass die Hamas ihre militärische Macht freiwillig aufgibt.

Nach israelischen Schätzungen verfügt die Terrororganisation trotz der massiven Verluste weiterhin über tausende leichte Waffen, dutzende Raketenwerfer und ein dichtes Tunnelsystem, das sich selbst vor internationalen Beobachtern kaum kontrollieren ließe.

„Wenn Hamas ihre Waffen an eine palästinensische Behörde übergibt, nicht an die UN, wird sie das als Sieg verkaufen – nicht als Niederlage“, heißt es aus israelischen Sicherheitskreisen. „Und wer überprüft, ob wirklich entwaffnet wird?“

Israel fordert daher ein Sicherheitsband entlang der Grenze, das unter israelischer Kontrolle bleibt – als Garantie gegen einen erneuten Terroraufbau. Ohne diesen Schutz, so Jerusalem, könne keine internationale Mission das Land wirklich absichern.

Tony Blair kehrt zurück – mit gemischten Gefühlen

Eine weitere politische Überraschung: Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair soll eine führende Rolle in einer sogenannten „Friedensrats-Mission“ übernehmen. Der Rat, der aus 15 palästinensischen und internationalen Vertretern bestehen soll, würde der technischen Umsetzung des Friedensprozesses dienen – unter Vorsitz von Donald Trump persönlich.

Der Plan polarisiert: Während in Europa Zweifel an Blairs Glaubwürdigkeit wegen seiner Rolle im Irakkrieg bestehen, lobte ausgerechnet Iraks heutiger Premierminister, Mohammed al-Sudani, den Briten als „Freund des arabischen Volkes“. In Washington heißt es, Blair könne „politisches Gewicht“ in einen Prozess bringen, dem viele Akteure misstrauen.

Palästinensische Autonomiebehörde zwischen Anspruch und Ohnmacht

Die Rolle der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) bleibt unklar. Außenministerin Warssen Aghabkian sprach jüngst auf einer Konferenz in Italien von einer „Lektion aus den Fehlern der Vergangenheit“, betonte Bildungsreformen und institutionellen Aufbau – aber auch Zweifel: „Man kann Kindern keine Friedenserziehung beibringen, solange sie Checkpoints, Enteignungen und Zerstörung erleben.“

Für Israel klingt das wie ein Déjà-vu: dieselben Rhetoriken, dieselben Vorwürfe – aber keine Garantie für Sicherheit.

Die Schatten der Justiz – Den Haag gegen Jerusalem

Parallel zur diplomatischen Initiative läuft in Den Haag ein weiteres Verfahren: Der Internationale Gerichtshof bereitet eine Stellungnahme gegen Israel vor, nachdem das Land die Zusammenarbeit mit UN-Hilfsorganisationen in Gaza eingestellt hatte. Auf Drängen Norwegens wurde die Untersuchung in den Sicherheitsrat eingebracht.

Sollte das Gutachten angenommen werden, würde es Israel erneut als „Besatzungsmacht“ definieren – ein juristischer Vorwand, um politischen Druck zu erhöhen, während Terrorgruppen wie Hamas weiter agieren.

Zwischen Realpolitik und Illusion

Das ägyptisch geführte Sicherheitsbündnis klingt auf dem Papier nach Stabilität. Doch in Wahrheit bleibt es ein riskantes Experiment. Kein Staat – weder Ägypten, noch die Türkei, noch Indonesien – hat ein Interesse daran, Hamas wirklich zu entmachten. Und niemand wird für Israel das Risiko übernehmen, das mit einer unvollständigen Entwaffnung verbunden ist.

Der Gazastreifen steht am Anfang einer neuen Ordnung, die schon jetzt Risse zeigt.
Israel weiß, dass kein internationales Mandat – so gut gemeint es auch sein mag – die Verantwortung für seine Sicherheit ersetzen kann.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Samstag, 18. Oktober 2025

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