Jerusalem: Mithelfer des Ramot-Massakers angeklagt – Israels Justiz zieht klare Linie gegen Terrorhelfer


Vier Palästinenser aus Ostjerusalem und dem Umland werden beschuldigt, den Terroristen geholfen zu haben, die am 8. September am Ramot-Knotenpunkt sechs Menschen ermordeten. Israels Sicherheitsbehörden sprechen von einem Signal an alle, die Terror unterstützen: Verantwortung endet nicht am Abzug.

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Es war ein sonniger Sonntagmorgen, als zwei bewaffnete Männer an der Haltestelle des Ramot-Knotenpunkts in Jerusalem das Feuer auf wartende Passanten und einen Linienbus eröffneten. Innerhalb weniger Sekunden fielen Dutzende Schüsse. Sechs Menschen wurden getötet, mehr als zwanzig verletzt, viele von ihnen schwer. Unter den Opfern: der 25-jährige Neu-Israeli Yaakov Pinto, Rabbiner Levi Yitzhak Pash, der 28-jährige Israel Mentzer, Yosef David, 43, die 60-jährige Sarah Mendelson und der 79-jährige Arzt im Ruhestand Mordechai Steinsteg.

Was folgte, war eine der intensivsten Fahndungen in der jüngeren Geschichte Jerusalems. Noch am selben Tag nahmen Polizeieinheiten gemeinsam mit dem Inlandsgeheimdienst Shin Bet vier mutmaßliche Komplizen fest – Palästinenser aus Ostjerusalem und dem Gebiet Judäa, die laut Anklage Waffen beschafft und die Täter zur Haltestelle gebracht hatten.

„Kein Unterschied zwischen Schützen und Helfern“

Mit der nun erhobenen Anklage zieht Israels Militärjustiz eine scharfe Linie: Nicht nur diejenigen, die abdrücken, gelten als Täter, sondern auch jene, die logistische, materielle oder ideologische Unterstützung leisten. Die Staatsanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass die vier Männer in direktem Kontakt mit den Terroristen standen, ihnen Schusswaffen verschafften und den Transport vom Gebiet nördlich von Jerusalem bis zur Buslinie 62 organisierten.

Einer der Angeklagten, ein 31-jähriger Bewohner Ostjerusalems, soll die Terroristen am Tattag persönlich zum Anschlagsort gefahren haben. Gegen ihn war bereits vor zwei Wochen Anklage erhoben worden. Die drei weiteren Verdächtigen stehen nun ebenfalls vor Gericht. Die Ermittler betonen, dass die Beweislage „substanziell und vollständig“ sei – ein Satz, der im israelischen Rechtssystem selten fällt und auf hohe Beweissicherheit hindeutet.

Israels Botschaft: Null Toleranz für Mittäterschaft

Die israelische Polizei erklärte in einer Stellungnahme, jeder, der einem Terroranschlag Vorschub leiste – ob durch Transport, Waffenlieferung oder Verschweigen –, werde als direkter Mitverantwortlicher behandelt. Diese Haltung ist Ausdruck einer klaren Sicherheitsdoktrin: Terrorismus entsteht nicht im Vakuum, sondern durch Netzwerke von Unterstützern.

Premierminister Benjamin Netanyahu hatte nach dem Anschlag angekündigt, „jedes Haus der Täter dem Erdboden gleichzumachen“. Tatsächlich sprengte die Armee am 10. Oktober ein Gebäude in Katana, nördlich von Jerusalem, das einem der Attentäter gehörte. Das Vorgehen ist in Israel rechtlich abgesichert und soll künftige Täter abschrecken.

Für Israels Sicherheitskräfte steht fest: Die Verteidigung des Landes beginnt nicht erst an der Frontlinie, sondern in der Entschlossenheit, jede Form von Komplizenschaft zu verfolgen. In diesem Sinn versteht sich die Anklage gegen die vier Männer als Teil einer umfassenden Strategie, Terrorinfrastruktur auch im zivilen Umfeld sichtbar zu machen und zu zerschlagen.

Die Ermittler des Shin Bet arbeiten derweil weiter daran, mögliche Hintermänner im Westjordanland zu identifizieren. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte die Zelle keine direkte Verbindung zu den großen Terrororganisationen, sondern handelte aus eigenem radikal-islamischem Motiv – ein Muster, das in den letzten Jahren zugenommen hat.

Ein Prozess mit Symbolkraft

Der Prozess gegen die vier Angeklagten wird in Israel mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Er gilt als Symbol für die Härte des Rechtsstaats gegenüber jedem, der Terror duldet oder begünstigt. Juristisch geht es um Beihilfe zum Mord in sechs Fällen, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und illegalen Waffenbesitz.

Doch jenseits der juristischen Ebene steht eine moralische: Die Frage, wie eine Gesellschaft, die seit Jahrzehnten unter Terror lebt, mit jenen umgeht, die ihm die Tür öffnen. Israels Antwort ist eindeutig: Es gibt keine Grauzonen zwischen Täter und Unterstützer.

Was am 8. September in Ramot geschah, war ein Angriff auf das Herz Jerusalems – auf einen Ort, an dem Kinder auf den Bus warteten und Alte Brot kauften. Die Anklage der vier mutmaßlichen Komplizen zeigt: Israels Gedächtnis mag trauern, aber es vergisst nicht. Und es wird handeln – bis der letzte Beteiligte zur Rechenschaft gezogen ist.

Autor: Bernd Geiger

Artikel veröffentlicht am: Freitag, 17. Oktober 2025

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