Die perverse Solidarität: Wie westliche Aktivisten Hamas’ Hinrichtungen schönreden
Während Hamas in Gaza angebliche Dissidenten hinrichtet, stellen sich westliche Aktivisten an ihre Seite. Sie rechtfertigen die Morde als „gerechte Strafe für Kollaboration“ – und vergleichen die Täter mit Widerstandskämpfern gegen die Nazis. Eine neue Stufe moralischer Verwahrlosung im Namen der „Solidarität mit Palästina“.

In den Tagen nach der Waffenruhe zwischen Israel und Hamas hat die Terrororganisation in Gaza eine blutige Kampagne begonnen: dutzende Männer wurden auf offener Straße erschossen, viele von ihnen mit gefesselten Händen, unter dem Vorwurf der „Kollaboration mit Israel“. Videos solcher Erschießungen verbreiteten sich schnell über palästinensische Kanäle – und lösten in Teilen des Westens nicht etwa Entsetzen, sondern Zustimmung aus.
In sozialen Netzwerken feiern antiisraelische Aktivisten die Hinrichtungen als „gerechte Vergeltung“. Sie übernehmen nahezu wortgleich die Rhetorik der Hamas, die ihre Opfer als Verräter brandmarkt. Die öffentliche Unterstützung für diese Gewaltakte offenbart eine bedrohliche Entwicklung: westliche Intellektuelle, Aktivisten und sogar Akademiker übernehmen zunehmend das moralische Vokabular von Terrorgruppen – und versuchen, Mord in politische „Gerechtigkeit“ umzudeuten.
Von London bis Los Angeles: Applaus für Mord
Ein britischer Arzt des staatlichen Gesundheitsdienstes schrieb, jeder „Kollaborateur“ müsse „zur Rechenschaft gezogen werden“. Der ehemalige MMA-Kämpfer Jake Shields ging noch weiter und erklärte: „Wer sein Land verrät, verdient den Tod.“ Das US-sanctionierte Netzwerk Samidoun – eine Organisation mit nachgewiesenen Verbindungen zur Terrorgruppe PFLP – verbreitete offen Zustimmung zu den Hinrichtungen.
Einige Aktivisten bemühten historische Vergleiche: Die Erschießungen von Zivilisten durch Hamas wurden mit den Bestrafungen von Nazi-Kollaborateuren in Frankreich oder den Niederlanden nach 1945 gleichgesetzt. Eine groteske Verdrehung, die suggeriert, die Täter in Gaza handelten im Geist antifaschistischen Widerstands.
Der amerikanische Kommentator Scott Ritter formulierte es zynisch: „Snitches get stitches – oder eine Kugel in den Kopf.“ Andere Aktivisten behaupteten, die Tötung angeblicher israelischer Informanten sei mit dem Vorgehen der jüdischen Aufständischen im Warschauer Ghetto vergleichbar. Damit wird die Geschichte des Holocaust instrumentalisiert, um antisemitische Narrative zu legitimieren – eine moralische Grenzüberschreitung, die kaum drastisch genug zu benennen ist.
Der Märtyrer-Mythos um Saleh al-Dschafarawi
Auslöser dieser Welle der Rechtfertigungen war der Tod des palästinensischen Influencers Saleh al-Dschafarawi, bekannt unter dem Spitznamen „Mr. FAFO“ – ein Wortspiel für „F**k around, find out“. Al-Dschafarawi, ein Propagandist der Hamas, war in Gaza zu einer Symbolfigur geworden. Er starb bei einem Zusammenstoß mit Mitgliedern des Doghmush-Clans, der traditionell in Konflikt mit Hamas steht.
Sofort kursierten im Netz Verschwörungserzählungen, Israel habe den Tod des Mannes „durch Kollaborateure“ veranlasst. Westliche pro-palästinensische Gruppen griffen diese Behauptungen auf und erklärten den Vorfall zu einem „gezielten Mord an einem Freiheitskämpfer“.
Die Organisation National Students for Justice in Palestine schrieb auf Instagram: „Der Kampf gegen Zionismus muss alle Formen umfassen – vom israelischen Militär bis zu seinen Kollaborateuren. Tod der Besatzung, Tod dem Zionismus, Tod allen Verrätern.“
Damit verschwimmt jede Grenze zwischen politischem Aktivismus und Aufruf zur Gewalt. Wer nicht bedingungslos dem Hamas-Narrativ folgt, wird als Verräter markiert.
Wer widerspricht, gilt als „Verräter“
Selbst palästinensische Journalisten, die den Mut aufbrachten, interne Gewalt in Gaza zu dokumentieren, werden von diesen Kreisen diffamiert. Der bekannte Fotograf Motaz Azaiza, der das blutige Vorgehen der Hamas gegen Clanmilizen als „innerpalästinensischen Konflikt“ bezeichnete, wurde von Hamas-nahen Aktivisten öffentlich als „Verräter“ bezeichnet.
Auf einschlägigen Instagram-Kanälen forderten einflussreiche islamistische Stimmen Vergeltung. „Wer in Gaza gegen den Widerstand hetzt, ist ein aktiver Agent des Feindes“, hieß es dort. Solche Rhetorik verschiebt den Diskurs: aus Journalismus wird „Verrat“, aus Meinungsfreiheit ein todeswürdiges Verbrechen.
Die gefährliche Verschiebung moralischer Maßstäbe
Dass westliche Aktivisten diese Sprache übernehmen, markiert einen beunruhigenden Wendepunkt. Die gewaltsame Unterdrückung von Kritik, die Dämonisierung Andersdenkender und das offene Feiern von Hinrichtungen – all das wird unter dem Deckmantel „antizionistischer Solidarität“ gerechtfertigt.
Diejenigen, die sonst gegen die Todesstrafe, für Frauenrechte oder Meinungsfreiheit kämpfen, schweigen plötzlich, wenn die Täter Hamas heißen. Der moralische Kompass dieser Bewegung zeigt nicht mehr Richtung Menschenrechte, sondern Richtung ideologischer Reinheit.
Es ist kein Zufall, dass viele der lautesten Stimmen aus Netzwerken stammen, die schon früher durch antisemitische Rhetorik auffielen – etwa durch die Gleichsetzung Israels mit Nazi-Deutschland oder durch die Parole „From the river to the sea“, die letztlich die Auslöschung des jüdischen Staates meint.
Gewalt als Sprache des Hasses
Was sich derzeit abzeichnet, ist mehr als politische Verblendung. Es ist eine Radikalisierung der westlichen Öffentlichkeit, die mit ihrer Zustimmung zu Hamas-Methoden jene Barbarei normalisiert, gegen die sie sich einst zu wenden vorgab. Die Morde in Gaza werden zur moralischen Kulisse für eine Ideologie, die nicht Gerechtigkeit sucht, sondern Rache.
Wer Hinrichtungen von angeblichen „Kollaborateuren“ feiert, hat den Boden jeder Humanität verlassen. Wer sie mit dem antifaschistischen Widerstand vergleicht, beleidigt die Opfer des Faschismus. Und wer im Namen Palästinas Mord legitimiert, macht sich mitschuldig an der Entmenschlichung, die in Gaza längst Realität geworden ist.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 16. Oktober 2025