Netanyahu und Trump präsentieren US-Friedensplan – Israel stimmt zu, Hamas blockiert


Jerusalem und Washington ziehen an einem Strang: Israel akzeptiert Trumps 21-Punkte-Plan, der Geiselbefreiung, internationale Aufsicht und Sicherheitsgarantien verspricht. Während Hamas mauert, stärkt der US-Präsident Netanyahus Rückhalt.

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Benjamin Netanyahu an der Seite von Donald Trump vor dem Weißen Haus. Beide betonten, dass eine historische Gelegenheit zum Greifen nahe sei. „Das ist ein Tag für den Frieden“, erklärte Trump, während Netanyahu die Zustimmung Israels zum 21-Punkte-Plan seines amerikanischen Verbündeten bestätigte. Die Kernbotschaft lautete: Israel ist bereit, sofort alle Geiseln zurückzuholen und die Waffen schweigen zu lassen – sofern Hamas endlich einlenkt.

Doch die Realität ist komplizierter.

Die Eckpunkte des Plans

Der amerikanische Vorschlag sieht die sofortige Freilassung aller israelischen Geiseln innerhalb von 72 Stunden nach Unterzeichnung vor. Im Gegenzug sollen 250 palästinensische Terroristen mit „Blut an den Händen“ sowie 1.700 weitere Gefangene freikommen. Parallel dazu würden israelische Truppen stufenweise aus Teilen des Gazastreifens abziehen, während ein palästinensisches Übergangsgremium von Technokraten die Verwaltung übernimmt – unter internationaler Aufsicht, an der auch die USA, Großbritannien und die Weltbank beteiligt sind.

Besonders sensibel ist der letzte Punkt: Der Plan deutet an, dass nach einer erfolgreichen Übergangsphase ein „verlässlicher Weg“ in Richtung eines palästinensischen Staates geprüft werden könnte. Genau hier setzt die politische Debatte in Israel an.

Israels Haltung: Zustimmung mit Bedingungen

Netanyahu machte klar, dass Israel den Plan Trumps unterstützt, weil er alle zentralen Kriegsziele einschließt: die Befreiung der Geiseln, die Zerschlagung der Hamas und die Garantie, dass Gaza nicht länger als Abschussrampe für Terror missbraucht wird. Doch er fügte hinzu: „Sollte Hamas die Vereinbarung missbrauchen oder sich gegen die Bedingungen stellen – Israel wird die Arbeit beenden.“

In Israel herrscht ein breiter Konsens, dass jede neue Verwaltung in Gaza nur dann akzeptabel ist, wenn sie nicht zu einer „Hamas-light“ oder einer schwachen Autorität verkommt, die erneut Terror duldet.

Hamas blockiert und instrumentalisiert

Während Trump und Netanyahu in Washington Optimismus verbreiteten, wiederholte Hamas-Vertreter ihre bekannten Drohungen. Sprecher wie Taher al-Nunu erklärten, eine Freilassung der Geiseln sei nur im Rahmen einer vollständigen israelischen Kapitulation denkbar: Abzug aller Truppen, Ende der Blockade und Anerkennung der Hamas als legitime Kraft.

Damit zeigt sich die alte Doppelstrategie: Nach außen behauptet Hamas, für eine „längere Waffenruhe“ offen zu sein, in Wirklichkeit benutzt sie Geiseln als Verhandlungsmasse, um ihre Herrschaft über Gaza zu sichern. Dass die Terrororganisation die amerikanische Initiative noch nicht einmal offiziell entgegengenommen hat, ist bezeichnend für ihre Verweigerungshaltung.

Die PA zwischen Hoffnung und Misstrauen

Ein weiterer zentraler Faktor ist die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) in Ramallah. Schon jetzt macht sie deutlich, dass sie eine Schlüsselrolle beanspruchen will. Vertreter Mahmoud Abbas’ fordern, dass jede Übergangsverwaltung in Gaza eng mit der PA verknüpft sein müsse. Sie wollen verhindern, dass ein technokratisches Gremium ihre ohnehin angeschlagene Legitimität weiter untergräbt.

Israel betrachtet diese Forderungen mit Skepsis. Die PA hat seit über 18 Jahren keine freien Wahlen abgehalten, ihr Ruf ist durch Korruption und Misswirtschaft schwer beschädigt. Zudem hält sie an der berüchtigten Praxis der „Märtyrerrenten“ fest, mit denen Terroristen und ihre Familien finanziell belohnt werden. Netanyahu stellte in Washington klar: Eine Rückkehr der PA nach Gaza sei nur denkbar, wenn sie sich „einer echten und tiefgreifenden Transformation“ unterzieht – also Terrorfinanzierung beendet, Hetze stoppt und endlich demokratische Legitimation schafft.

Der Druck aus Washington und Doha

Trump versuchte in der Pressekonferenz, allen Seiten den Rücken zu stärken. Er betonte, Israel habe seinen Teil getan, und stellte Hamas vor die Wahl: Entweder zustimmen – oder riskieren, dass Israel den Krieg bis zur völligen Zerschlagung der Terrororganisation fortführt. Besonders bemerkenswert war sein Hinweis, dass er gemeinsam mit Katar und Israel ein „dreiseitiges Sicherheitsgremium“ aufbauen wolle. Diese Formulierung zeigte, dass selbst Doha, bislang enger Sponsor der Hamas, im Spiel gehalten werden soll.

Gleichzeitig nutzte Trump die Bühne, um andere Staaten zu kritisieren, die voreilig einen palästinensischen Staat anerkannt haben. „Wenn die Palästinenser ihre Reformen nicht umsetzen, können sie nur sich selbst die Schuld geben“, sagte er.

Ein Wendepunkt – oder eine verpasste Chance?

Die kommenden Tage werden entscheiden, ob dieser 21-Punkte-Plan zu einer Zäsur wird oder in die lange Liste gescheiterter Nahost-Initiativen eingeht. Eines ist jedoch bereits klar: Israel hat seine Bereitschaft signalisiert, einen historischen Schritt zu gehen – ohne dabei seine Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Hamas hingegen mauert und beweist, dass ihr Machterhalt wichtiger ist als das Wohl der palästinensischen Bevölkerung.

Für die Familien der Geiseln ist es ein Moment zwischen Hoffnung und Angst. „Wenn das wahr wird, ist es wie ein Wunder“, sagte eine Angehörige in Tel Aviv. Doch sie wissen: Der Schlüssel liegt nicht in Jerusalem oder Washington – er liegt in den Händen der Hamas.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von The White House - https://www.flickr.com/photos/202101414@N05/54640735856/, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=170764772

Artikel veröffentlicht am: Montag, 29. September 2025

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