Israel öffnet neuen Fluchtkorridor für Bewohner von Gaza-Stadt
Um die Evakuierung zu erleichtern, hat die israelische Armee einen zusätzlichen Fluchtweg aus Gaza-Stadt eingerichtet. Der Korridor soll für 48 Stunden geöffnet bleiben und den Bewohnern den Weg in das ausgewiesene humanitäre Gebiet im Süden erleichtern.

Israel hat heute (Mittwoch) einen neuen Übergang über die Salah-al-Din-Straße freigegeben, um die Ausreise von Bewohnern aus Gaza-Stadt in Richtung Süden zu beschleunigen. Der Sprecher der Armee, Oberst Avichai Adraee, erklärte auf Arabisch in den sozialen Netzwerken: „Dies ist eine wichtige Gelegenheit für alle Bewohner von Gaza-Stadt und ihrer Viertel. Bewegen Sie sich ausschließlich auf den markierten Straßen und folgen Sie den Anweisungen der Sicherheitskräfte.“
Der Korridor bleibt nach Angaben der Armee von Mittwochmittag bis Freitagmittag geöffnet. Grund für die Maßnahme sind die massiven Staus, die am Vortag den Weg nach Süden blockierten. Teilweise hätten Bewohner bis zu 24 Stunden benötigt, um das humanitäre Gebiet al-Mawasi nahe Khan Yunis zu erreichen.
Massenhafte Fluchtbewegungen
Nach Schätzungen der israelischen Sicherheitsbehörden haben bislang rund 400.000 Bewohner die Stadt verlassen. Vor Beginn der aktuellen Bodenoperation hielten sich dort etwa eine Million Menschen auf.
Berichte aus Gaza schildern die dramatische Situation: Auf der bisher genutzten Route über die Küstenstraße al-Rashid kam der Verkehr fast vollständig zum Erliegen. Familien, oft zu Fuß unterwegs, mussten unter größter Anstrengung Kilometer um Kilometer zurücklegen.
Hintergrund: Ausweitung der Bodenoffensive
Parallel zur Öffnung des neuen Fluchtweges setzt die israelische Armee ihre Bodenoperation in Gaza-Stadt fort. Bereits am Dienstag hatte das Militär offiziell die Ausweitung des Einsatzes bekannt gegeben, mit dem Ziel, die Kontrolle über die gesamte Stadt zu erlangen.
In der Nacht griff die Luftwaffe nach eigenen Angaben rund 50 Ziele an, darunter Tunnelsysteme, militärische Gebäude und Terrorzellen. Insgesamt seien in den vergangenen 24 Stunden über 140 Ziele zerstört worden.
Zwei Divisionen, die 98. und die 162., operieren derzeit innerhalb der Stadt. In den kommenden Tagen soll auch die 36. Division hinzustoßen, während die 99. Division im Norden und weitere Einheiten im Süden tätig sind. Nach Einschätzung des Militärs befinden sich noch 2.000 bis 2.500 bewaffnete Hamas-Kämpfer innerhalb der Stadt.
Schutz der Geiseln
Besondere Aufmerksamkeit richtet das Militär nach eigenen Angaben auf Gebiete, in denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass dort israelische Geiseln festgehalten werden. Diese Zonen seien als „Koordinationsfeuerbereiche“ markiert worden, in denen die Truppen mit größter Vorsicht agieren müssten, um das Leben der Entführten nicht zu gefährden.
Die Offensive folgt auf die Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023, bei denen 1.200 Menschen getötet und 252 als Geiseln verschleppt wurden. Von den noch 48 Vermissten werden etwa 20 lebend vermutet.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: IDF
Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 17. September 2025