Israels Plan: Humanitärer Korridor nach Rafiach – Vorbereitung auf den Sturm auf Gaza


Noch bevor die Armee die entscheidende Offensive in Gaza beginnt, setzt Israel auf eine ungewöhnliche Strategie: ein humanitärer Zugang für die Zivilbevölkerung. Dahinter steckt mehr als Fürsorge – es ist auch Kalkül im Kampf um Legitimität.

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Israel steht unmittelbar vor einer der schwierigsten und riskantesten Militäroperationen seit Beginn des Krieges. Die Einnahme der Stadt Gaza ist militärisch notwendig, aber politisch und diplomatisch eine Zerreißprobe. Denn die Bilder aus den Straßen der umkämpften Metropole werden weltweit Schlagzeilen machen. Jerusalem will sich deshalb nicht allein auf Feuerkraft und taktische Überlegenheit verlassen, sondern plant parallel einen Schritt, der ungewöhnlich ist für eine Armee im Krieg: den Aufbau eines humanitären Korridors für Krankenhäuser.

Nach israelischen Medienberichten prüft die Armee, eine direkte Verbindung zwischen dem Gebiet al-Mawasi, das bereits als humanitäre Zone definiert wurde, und einem Feldhospital der Vereinigten Arabischen Emirate in Rafah einzurichten. Dieser Korridor soll nicht nur verwundeten Palästinensern helfen, sondern vor allem die internationale Kritik eindämmen. Denn in Jerusalem ist das Bewusstsein gewachsen, dass die Wahrnehmung des Krieges im Ausland entscheidend dafür ist, wie viel Rückendeckung Israel für den Kampf gegen die Hamas erhält.

Das Militär will mehr tun, als nur einen symbolischen Zugang schaffen. Geplant ist, internationale Organisationen aktiv einzubinden und weitere provisorische Krankenhäuser im Süden des Gazastreifens entstehen zu lassen. Damit soll nicht nur die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung verbessert, sondern auch die Verantwortung sichtbar geteilt werden: Israel will zeigen, dass es nicht gegen die Bevölkerung kämpft, sondern gegen eine Terrororganisation, die ihre eigenen Menschen als Schutzschild missbraucht.

Diese humanitäre Komponente ist bewusst Teil des militärischen Kalküls. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll noch heute den endgültigen Plan für die Offensive absegnen. Das Programm wurde bereits von Verteidigungsminister Israel Katz und Generalstabschef Herzi Halevi bestätigt. Wichtiges Ziel ist es, die Zivilbevölkerung aus den Kampfgebieten herauszuleiten. Bis zu 800.000 Menschen sollen nach Schätzungen in den nächsten Wochen Richtung al-Mawasi ausweichen.

Parallel dazu laufen die militärischen Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Armee hat 60.000 Reservisten einberufen, weitere werden folgen. Manche Einheiten, die schon seit Monaten dienen, müssen ihre Einsatzzeit verlängern – in Einzelfällen auf bis zu 140 Tage. In der entscheidenden Phase der Offensive könnten bis zu 130.000 israelische Soldaten gleichzeitig in Gaza operieren. Schon jetzt hat die 99. Division erste Bodenoperationen im Stadtteil Zaitun aufgenommen, wo Tunnel und Waffenlager der Hamas entdeckt wurden.

Israel weiß, dass diese Offensive eine Gratwanderung ist. Einerseits geht es um die Zerschlagung der Hamas, die weiter Gefangene in der Stadt festhält. Andererseits müssen die Bilder der kommenden Wochen so gesteuert werden, dass der Eindruck von Rücksichtnahme entsteht. Die Einrichtung des humanitären Korridors ist daher nicht bloß eine Geste, sondern ein strategischer Baustein: Sie soll die Erzählung kontern, Israel kämpfe rücksichtslos.

Am Ende steht die Frage, ob dieser Plan funktioniert. Wird die Welt die humanitären Bemühungen sehen – oder wird sie nur die Zerstörung zeigen? Israel will beides nicht dem Zufall überlassen und geht deshalb diesen doppelten Weg: Härte gegen die Hamas, Hilfe für die Zivilbevölkerung.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 21. August 2025

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