Russland zieht den Stecker? Der Schattenkrieg um den Shahed-136-Drohnen-Deal mit dem Mullah-Regime
Teheran fühlt sich von Moskau im Stich gelassen, während Russland seine eigenen Interessen in der Drohnenproduktion durchsetzt – ein fatales Signal für den Nahen Osten und Israels Sicherheit.

Der russisch-iranische Deal aus dem Jahr 2023 sollte eine strategische Partnerschaft festigen: Für 1,75 Milliarden US-Dollar überließ Iran Russland die Lizenz zur Produktion seiner berüchtigten Shahed-136-Drohnen. Diese Kampfdrohnen sind für den brutalen Krieg Russlands in der Ukraine zu einem zentralen Werkzeug geworden. Doch nun, zwei Jahre später, zeichnet sich ein Riss zwischen den einstigen Verbündeten ab – mit gefährlichen Konsequenzen, vor allem für Israel.
Der Deal, der kein Freundschaftspakt ist
Ursprünglich plante Moskau, 6.000 dieser Spreng-Drohnen bis September 2025 zu produzieren. Doch die russische Industrie übertraf die Erwartungen und stellt die Fluggeräte längst in einer lokalisierten Variante her – ohne den politischen Einfluss Teherans. Ein westlicher Geheimdienst informierte CNN, dass Russland fast 90 Prozent der Produktion mittlerweile eigenständig abwickelt, inklusive Komponenten wie Motoren, Elektronik und Carbon-Faser-Rümpfen – ein technischer Triumph, aber eine politische Demütigung für das Mullah-Regime.
Moskau will sich unabhängiger von Teheran machen, um künftige Verhandlungen zu umgehen. In der Fabrik von Alabuga, einem Produktionsstandort im Herzen Russlands, werden die Drohnen nun günstiger, schneller und mit verbesserter Technik gefertigt: bessere Kommunikationssysteme, stärkere Batterien, größere Sprengköpfe. Statt als Partner wird Iran zunehmend als bloßer Lieferant von Know-how und Ausgangsmaterialien gesehen – ein Ausverkauf, den Teheran bitter spürt.
Ein Signal mit Folgen für Israel und die Region
Der eigentliche Knackpunkt kam im Juni 2025 während des kurzen, aber heftigen 12-Tage-Kriegs zwischen Israel und iranischen Terrorgruppen. Viele Beobachter erwarteten von Russland, dem „Verbündeten“ Irans, eine offenere militärische Unterstützung – etwa Waffenlieferungen, Aufklärung oder logistische Hilfen. Doch Moskau beschränkte sich auf nüchterne Verurteilungen und politische Statements. Dieses Verhalten zeigte erneut, wie opportunistisch Russland seine Beziehungen gestaltet und wie weit es sich von einem echten Bündnis entfernt hat.
Für Israel ist das ambivalent: Einerseits schwächt die Schwächung Irans den regionalen Terrorapparat, andererseits stärkt die verbesserte russische Drohnenproduktion die militärischen Fähigkeiten Moskaus selbst – eine Gefahr für den gesamten Nahen Osten. Denn durch den Deal könnte Russland nun auch verbesserte Shahed-Drohnen zurück nach Iran exportieren, was Teherans Terrorinfrastruktur langfristig aufrüstet.
Kein Geschenk, sondern Kalkül
Die iranischen Erwartungen wurden enttäuscht. „Iran hat viel gegeben – Drohnen, Technologie, Fabriken – und erwartet eine Gegenleistung“, analysiert Ali Akbar Dareini vom iranischen Präsidentenbüro. Doch Russland verfolgt eine reine Nutzen-Maximierung. Die Vereinbarung ist nicht Freundschaft, sondern Geschäft, bei dem der stärkere Partner – hier Moskau – seine Interessen kompromisslos durchsetzt.
Das geht sogar so weit, dass Russland seine vertraglichen Zahlungen an den Iran offenbar verzögert oder gar nicht leistet, was den Zwist zusätzlich verschärft. Das Mullah-Regime steht im Ruf, schon bisher technische Unterstützung aus Moskau nicht in vollem Umfang erhalten zu haben. Doch Moskaus kühle Kalkulation ist für Israel ein Zeichen der Hoffnung: Es zeigt, dass selbst der erbittertste Feind Irans auf russische Interessen Rücksicht nehmen muss – und nicht umgekehrt.
Ein gefährlicher Balanceakt
Der ehemalige UN-Waffeninspekteur David Albright warnt vor der Gefährlichkeit dieser Entwicklung: Die russische Massenproduktion verbessert nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Shahed-Drohnen. Wenn Russland diese weiter an Iran liefert, könnte Teheran seine Kampffähigkeiten bald auf ein neues Level heben. Nach Angriffen auf iranische Drohnenanlagen in der Vergangenheit könnte dies dem Mullah-Regime erlauben, schneller wieder aufzurüsten – und auch bessere Versionen zu entwickeln.
Zusätzlich scheint Russland trotz des Zwists weiterhin militärische Ausrüstung nach Iran zu liefern. Berichten zufolge wurde kürzlich ein russisches S-400-Luftabwehrsystem an Teheran ausgeliefert – ein weiteres Puzzlestück, das Israels Sicherheit herausfordert.
Der russisch-iranische Drohnen-Deal zeigt, dass Bündnisse im Schattenkrieg von Interessen getrieben sind, nicht von Loyalität. Für Israel ist dies ein zweischneidiges Schwert: Die Distanzierung Russlands von Iran schwächt einen der gefährlichsten Gegner, doch die technologische Aufrüstung und mögliche Rücklieferungen könnten die Bedrohung langfristig erhöhen.
Israel muss wachsam bleiben und seine Verteidigung kontinuierlich stärken, denn die Dynamiken in der Region sind komplex und verändern sich rasant. Der Deal unterstreicht, wie zerbrechlich und fragil Machtbündnisse zwischen Staaten wie Russland und Iran sind – ein Lehrstück in geopolitischer Realpolitik, das niemand im Nahen Osten ignorieren darf.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Unknown author - http://en.kremlin.ru/events/president/news/76125, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=158784908
Artikel veröffentlicht am: Samstag, 9. August 2025